Von der Burganlage zum Plattenbau

Das Heft «Einst und jetzt» erscheint jährlich in Zusammenarbeit mit der Kantonsarchäologie und der kantonalen Denkmalpflege Zürich. Die neue Ausgabe berichtet über risikoreiche Investitionen in den Ausbau von Burgen im Spätmittelalter, über Plattenbauten Made in Switzerland und über einen gigantischen Regenschirm als Korrosionsschutz für einen ehemaligen Gasspeicher.

Der Unterhalt einer Burg im Spätmittelalter konnte kostspielig sein. Die Ansprüche an den Wohnkomfort stiegen und machten Modernisierungen und Ausbauten notwendig. Dank der Bauforschung, archäologischen Grabungen und schriftlichen Quellen erhalten wir aufschlussreiche Einblicke in geglückte und weniger geglückte Bauinvestitionen der Vergangenheit.

Zur zweiten Kategorie gehört die Geschichte des Kaufmanns Rudolf Mötteli, der 1458 die Burg Alt-Regensberg erwarb und viel Geld in deren Ausbau investierte. Bereits zehn Jahre später musste er die Burg nach einem Gerichtsstreit mit dem Kanton Zürich allerdings bereits wieder abgeben – unter dem Kaufpreis und ohne Entschädigung für die getätigten Investitionen. Der Grund: Mötteli hatte das Zürcher Bürgerrecht verkauft, das er sich eigens für den Erwerb der Burg zugelegt hatte. Diese und weitere Geschichten erzählt Werner Wild von der Kantonsarchäologie Zürich in seinem Artikel «Herrschaftlich wohnen. Ausbau und Modernisierung von Burgen im Spätmittelalter».

Plattenbau für den Mittelstand

Wie in anderen europäischen Ländern erlebte das industrielle Bauen in den 1960er- und 1970er-Jahren in der Schweiz eine Blütezeit. Im Kanton Zürich stach eine Firma dabei besonders hervor: die Ernst Göhner AG. In seinem Artikel «Plattenbau für den Mittelstand. Wie die Ernst Göhner AG den Zürcher Wohnungsbau prägte» zeichnet Raphael Sollberger von der kantonalen Denkmalpflege die Entwicklung des Göhner-Bausystems nach und geht dabei auch auf die historischen, sozialen und architektonischen Kontexte ein.

Regenschirm gegen Rost

Von 1899 bis 1974 versorgte das Gaswerk Schlieren die Stadt Zürich mit «Stadtgas». Von den ursprünglich fünf Gasbehältern ist im Verlauf der Zeit nur noch einer übrig geblieben, der «Gasometer I». Er ist einer der letzten seiner Art und somit ein wichtiger Zeitzeuge. Die zunehmende Korrosion setzte dem Baudenkmal jedoch stark zu und stellte seinen Erhalt infrage. Dann kam die zündende Idee: Man spannte einen riesigen «Regenschirm» über den Gasometer und schützte ihn so vor weiterer Korrosion. Eine Lösung, die nicht nur technisch überzeugt, sondern auch ästhetisch ansprechend ist. Wie es zu der Idee mit dem Regenschirm kam, kann man im Aufsatz «Ein Regenschirm für den Gasometer» von Jürg Conzett nachlesen, der als Ingenieur am Bau des Schirms beteiligt war. (pd.)

Industrielles Bauen vor 50 Jahren: die Wohnblöcke der Ernst Göhner AG. Bild zvg

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