Viele Bestleistungen und einige Rekorde
Beim 59. Flughafenlauf in Kloten gab es einen Streckenrekord, einen Teilnehmerrekord und erstmals auch einen grossen Benefizlauf. 8000 Franken wurden direkt durch die Läuferinnen und Läufer gesammelt und noch gleichentags der Stiftung Wisli übergeben.
Spässchen unter Konkurrenten: Armin Flückiger (links) und Christian Mathys vor dem Start.
OK-Präsident Hansjürg Ritzi (r.) überreicht Check an Wisli-Geschäftsführer Martin Biber.
Monika Stähli-Peter aus Wettingen.
Der Flughafenlauf ist für viele Läuferinnen und Läufer mehr als nur ein Lauf. Bild Thomas Güntert
Von links Anna Barattini, Vania Stahel, Aurélia Chhing, Martina Barattini, Jimmy Santini, Mark Skvortsov, William Wäckerlin, Andri Rehli, Trainer Hanspeter Fürst und Maxim Juhasz. Bild zvg
Am Vatertag wurde beim Flughafenlauf in Kloten im Rahmen des ZKB Zürilauf Cup mit 3015 Anmeldungen und 2691 Finisher der Teilnehmerrekord aus dem Jahr 2017 um fast 40 Prozent übertroffen. Die vielen Anmeldungen haben die Organisatoren vor zusätzliche Herausforderungen gestellt. OK-Präsident Hansjürg Ritzi bemerkte auf Anfrage, dass angesichts der sich schon früh abzeichnenden vielen Voranmeldungen eine gewisse Unsicherheit bestand, ob das auf Vorjahreszahlen basierende Setting ausreichen würde. «Glücklicherweise konnten wir an diversen Stellschrauben noch Anpassungen vornehmen», sagte Ritzi, bedauerte jedoch, dass es trotz den zusätzlich organisierten mobilen Toiletten immer noch zu langen Warteschlangen kam.
Für den OK-Chef zeigt die hohe Teilnehmerzahl zudem, dass bei der gegebenen Infrastruktur irgendwo Grenzen bestehen, die man zugunsten eines geordneten und auch sicheren Ablaufs der Veranstaltung wohl nicht überschreiten sollte. Ritzi war hingegen erleichtert, dass die erneut wegen Bauarbeiten des Flughafens und Unterhaltsarbeiten an Flurwegen notwendigen leichten Streckenanpassungen relativ leicht umgesetzt werden konnten.
Erstmals ein Charity Run & Walk
«Über 250 Charity-Läufer, das hätte ich mir vor einem halben Jahr nicht vorstellen können», sagte Ritzi und bemerkte, dass Martin Bieber, Geschäftsführer der Stiftung Wisli, vor einem halben Jahr mit der Idee eines Sponsorenlaufs auf ihn zugekommen ist. Ein starkes Zeichen für gelebte Inklusion setzten dann die Läuferinnen und Läufer des «Charity Run & Walk», bei dem es keine Rangliste gab und die Teilnehmer in alphabetischer Reihenfolge mit der Laufzeit aufgelistet wurden. Die Hälfte des Startgeldes dieser Kategorie erhielt die Stiftung Wisli, die Teilnehmer ihrerseits bekamen ein Leibchen. Auch zahlreiche Starter in anderen Kategorien kauften ein Benefiz- Shirt. Zudem konnten die Trinkbecher, für die zwei Franken Depot berechnet wurden, statt zur Rückgabe in eine Charity-Box geworfen werden. «Beim ‹Charity Run & Walk› wurde das Spendenziel von 20 000 Franken erreicht, wobei 8000 Franken direkt durch die Läufer generiert wurde», bemerkte Alena Zehr, Kommunikationsverantwortliche der Stiftung Wisli, bei der feierlichen Scheckübergabe im Rahmen der Rangverkündigung.
Die Spende kommt bei den vielfältigen Angeboten der Stiftung Wisli vollumfänglich Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung zugute. Möglicherweise wird der Charity-Lauf auch im nächsten Jahr wieder durchgeführt, wenn der Flughafenlauf sein 60-Jahr-Jubiläum feiern kann. «Eine Entscheidung darüber wurde aber noch nicht gefällt», sagte Ritzi.
Sehr gute Bedingungen
Kühle Temperaturen und die Strecke rund um den Flughafen mit lediglich 40 Höhenmetern waren Topbedingungen für einen schnellen Lauf. «Die Zeit spielt bei mir keine Rolle, ich will einfach möglichst geschwind ins Ziel», sagte die 75- jährige Monika Stähli-Peter aus Wettingen. Als ihr Mann Gustav vor 14 Jahren pensioniert wurde und der Arzt ihm geraten hat, sich sportlich zu betätigen, hat auch sie mit dem Laufen angefangen. Mittlerweile läuft sie nach Möglichkeit jeden Tag zwischen 5 und 20 Kilometer. «Das Laufen ist das, was uns in unserer komplexen Lebenssituation gerade hält», sagte das Ehepaar. «Heute muss meine Frau alleine laufen, ich habe mir das Knie verrenkt», sagte ihr Mann Gustav, der sie dafür bestens betreute. Die Seniorin vergass auf den 17 Kilometern ihre Alltagssorgen und kam nach 1:37 Stunden glücklich ins Ziel.
Eine Zeitvorgabe hat sich auch Tobias Hanne aus Siglistorf nicht gegeben. Er trainiert vier- bis fünfmal in der Woche und macht seit 2010 Wettkämpfe. Er lief den Jungfrau-Marathon in Interlaken in fünf Stunden und zehnmal den Swiss Light Marathon in Sarnen, der als schönster Halbmarathon der Schweiz gilt. Hannes Bestzeit im Halbmarathon liegt bei 1:36 und für den Flughafenlauf benötigte er etwas mehr als anderthalb Stunden.
«Über 250 Charity-Läufer, das hätte ich mir vor einem halben Jahr nicht vorgestellen können.»
Eine besondere Leistung vollbrachte auch Justin Bauer, der als blinder Läufer gemeinsam mit seinem Guide die Hauptstrecke in 1:31 Stunden bewältigte. Die «Rakete» war allerdings einmal mehr der 87-jährige Gregorio Sablone. Der mit Abstand älteste Teilnehmer spulte die 17 Kilometer wie ein Schweizer Uhrwerk ab und kam nach 1:39 Stunden ins Ziel. Die älteste Frau war die 78-jährige Siew Tan, die auch deutlich unter der 2-Stunden- Marke blieb. Der Hauptlauf wurde in zwei Blöcken durchgeführt. Christian Mathys kam erst drei Minuten, bevor es losging, an die Startlinie, an der sich sämtliche Favoriten eingereiht hatten. Der Vorjahressieger und Gewinner des ZKB Laufcups begrüsste seine Konkurrenten mit einem Handshake und vermittelte den Zuschauern damit, wie Laufsportler miteinander umgehen. «Da könnten sich andere Sportarten etwas davon abschneiden», erklärte ein Besucher, der kürzlich den Kontrast beim Zürich Marathon erlebt hatte, wo ein Polizei-Grossaufgebot die Veranstaltung vor protestierenden Fussballfans schützen musste.
Petra Kurikova gewinnt erneut
Eine gute halbe Stunde nach den jungen Läufern gingen die älteren Herrschaften auf die Strecke, die dafür das Privileg bekamen, mit den Damen zu laufen. Die Vorjahressiegerin Petra Kurikova aus Oberglatt nutzte einmal mehr den Heimvorteil und gewann in 59:39 Minuten. Sie blieb dabei zehn Sekunden unter dem Streckenrekord, den Nicola Spirig, Triathlon Olympiasiegerin 2012, vor zwei Jahren aufgestellt hatte. Bei den Männern gewann Christian Mathys aus Oberdorf (BL) in einer Zeit von 53:59 vor Christian Flückiger aus Rapperswil. Auf Streckenrekordjagd musste Mathys nicht gehen, da er diesen im letzten Jahr mit 52:22 selbst aufgestellt hatte. Bei den Junioren gewann ebenfalls der Vorjahressieger Noé di Bari aus Weisslingen.
89-Jähriger will es nochmals wissen
Der älteste Teilnehmer überhaupt war William Knoblauch, Jahrgang 1935, der in der Kategorie Walking unter der 1,5-Stunden-Marke blieb. Den Flughafenlauf in Kloten gibt es seit 1964 und in diesem Jahr wurde der Teilnehmerrekord aus dem Jahr 2017 nur knapp verfehlt. Mit 2167 Personen hatten sich nur 19 weniger angemeldet als vor sechs Jahren. Der Flughafenlauf ist einer von 12 Wertungsläufen vom «ZKB Zürilaufcup», der ältesten und grössten Laufserie der Schweiz.
Beflügelnde Auffahrt der Klotener Leichtathleten
Mit dabei am Flughafenlauf war auch ein Team der Klotener Leichtathleten. So starteten gleich am frühen Morgen neun Kinder (4 Mädchen und 5 Knaben) und erzielten auf der für sie ungewohnte Strecke von 1,65 Kilometern erstaunliche Ergebnisse. Allen voran William Wäckerlin (2014), welcher seine Zeit vom Vorjahr um mehr als eine Minute verbessern konnte. Durch ein kluges und kämpferisches Rennen in einem sehr grossen Teilnehmerfeld von über 200 Kindern (Kategorie U10 und U12, Boys und Girls starteten zusammen) zeigte Wäckerlin seine Laufstärke. Für die Gesamtwertung des Jugendlaufcups konnte er dadurch sehr wertvolle Punkte für die Gesamtwertung einholen.
Bei den U14- und U16-Kategorien war das Feld deutlich kleiner (knapp 100 Kinder). Hier überzeugten Vania Stahel und Martina Barattini (beide 2010) mit den Rängen 10 und 11. Besonders Vania Stahel zeigte ihr grosses Kämpferherz und durfte mit packendem und starkem Finish das interne Duell für sich entscheiden. Für die meisten der Kinder war die 1,65 Kilometer lange Strecke Neuland, da sie in den Leichtathletik-Wettkämpfen normalerweise Strecken über 600 m oder 1000 m absolvieren. Sie meisterten den Lauf aber toll, hatten grossen Spass dabei und sammelten wertvolle Erfahrungen.
Auszug aus der Resultatliste:
U12M: 8. William Wäckerlin, 2014, 6:25,4; 22. Jimmy Santini, 2013, 7:05,7; 46. Andri Rehli, 2014, 8:57,1; 49. Maxim Juhasz, 2014, 9:41,2.
U12W: 27. Aurélia Chhing, 2013, 7:59,6.
U14M: 15. Mark Skvortsov, 2011, 6:21,7.
U14W: 28. Anna Barattini, 2012, 8:32,7.
U16W: 10. Vania Stahel, 2010, 6:26,8;11. Martina Barattini, 2010, 6:31,1