Verletzungsrisiken bei jungen Sportlern: Die Erkenntnisse von zwei Experten
Der Teamarzt des EHC Klotenund der Physistrainer der Kloten-Dietlikon Jets geben Auskunft, wo sie Möglichkeiten sehen,Verletzungen wie Bänderrissen vorzubeugen.
Eins vorweg. Der EHC-Kloten-Arzt Philipp Sacherer und Claudio Peterhans von den Kloten-Dietlikon Jets (Unihockey) sind sich nicht ganz einig punkto Verletzungshäufigkeit. Sie kommen aber auch aus zwei verschiedenen Sportarten. Während auf dem Eis abrupte Bewegungen der Beine eher ausgeglichen werden können, sind gefährliche Fuss- und Beinverdrehungen auf den Spielfeldern des Unihockey eher möglich.
So sieht Philipp Sacherer, hauptverantwortlicher Teamarzt beim EHC Kloten, im Eishockey keine signifikante Zunahme von Bänderverletzungen. Er hebt auf Anfrage jedoch hervor, dass eine höhere Belastung, etwa durch intensivere Trainingseinheiten und mehr Spiele, die Verletzungsanfälligkeit erhöhen könne. Claudio Peterhans hingegen beschreibt mehrere Gründe, die aus seiner Sicht zur häufigeren Verletzungsanfälligkeit junger Athletinnen und Athleten beitragen:
1. Mangelnde Regeneration
Viele junge Sportler schlafen nicht genug, obwohl Athleten in Wachstumsphasen bis zu zwölf Stunden Schlaf pro Nacht benötigen. Der weitverbreitete Medienkonsum vor dem Schlafengehen beeinträchtigt zudem die Schlafqualität und erhöht so das Risiko von Verletzungen.
2. Steigende Trainingsbelastung
Nachwuchsathleten stehen zunehmend unter Druck, um Förderprogramme wie die Swiss Olympic Talent Card zu erreichen. Diese intensiven Anforderungen überschneiden sich oft mit Wachstumsphasen, was zu einem Ungleichgewicht zwischen Knochenwachstum und der Anpassung von Sehnen und Muskeln führt. Dieses Ungleichgewicht steigert das Verletzungsrisiko.
3. Erhöhtes Spieltempo
Das modernere, schnellere Spiel, etwa im Unihockey, fordert die Athleten zusätzlich. Ohne gezielte athletische Vorbereitung kann das erhöhte Tempo das Risiko für Verletzungen weiter verstärken.
4. Fehlendes Cooldown
Nachbereitung nach dem Training, wie Auslaufen, Dehnen oder Regenerationsmassnahmen, kommt oft zu kurz. Laut Claudio Peterhans, Physistrainer bei den Kloten-Dietlikon Jets, sind solche Massnahmen essenziell, um Verletzungen vorzubeugen, werden aber durch steigende Trainingsanforderungen häufig vernachlässigt.
Das Fazit der beiden Experten
Während Sacherer auf die steigende Belastung als Verletzungsfaktor im Eishockey verweist, sieht Peterhans umfassendere systemische Probleme, die über eine Sportart hinausgehen. Beide sind sich jedoch einig, dass präventive Massnahmen und eine ganzheitliche Betreuung junger Athleten entscheidend sind, um Verletzungen zu minimieren. Also ein Balanceakt zwischen Ehrgeiz und Gesundheit: Die steigenden Anforderungen im Leistungssport erhöhen das Risiko für Verletzungen, insbesondere bei jungen Athleten. Doch durch präventive Massnahmen, wie sie von Experten empfohlen werden, lassen sich diese Risiken deutlich verringern.
Der Schlüssel liegt wohl im Gleichgewicht: zwischen sportlichem Ehrgeiz und ausreichender Erholung, zwischen Höchstleistung und der Gesundheit der Athleten. Denn nur ein gesunder Körper kann langfristig erfolgreich sein.