Tonnenschweres Nacht-Spektakel

Daniel Jaggi

Die SBB ersetzen für rund 21 Millionen Franken die Strassenbrücke beim Kino Claudia. In der Nacht auf Montag wurden die Ersatzbrücken montiert, über die in den folgenden zwei Jahren der Fuss-, Velo- und motorisierte Verkehr geführt wird. Zahlreiche Schaulustige haben die Bauarbeiten verfolgt.

«Hol me schnäll d Stichsagi!», ruft ein Mann in leuchtend roter Schutzkleidung seinen Kollegen zu. Er steht auf einer Leiter. Über dem Bauarbeiter mit rotem Helm der erste, rund 40 Tonnen schwere Teil der Strassen-Hilfsbrücke, der noch immer am Kran hängt, daneben das Brückengelenk, das auf die Stütze eingepasst werden muss. Mit der Stichsäge entfernt er überstehendes Holz. Dann gibt er das Zeichen zum Absenken des stählernen Brückenteils. Jetzt passt es. Die vier Tragseile werden entfernt. Es ist Sonntagabend, 23.17 Uhr. Der erste Teil der Strassenhilfsbrücke überspannt die Gleise.

Begonnen haben die Arbeiten kurz nach 22 Uhr, als der letzte Zug den Bahnhof Kloten verlassen hatte. In einem ersten Schritt wurden die Fahrleitungen angepasst. Gleichzeitig setzte man die stählernen Stützen, auf die die Strassenhilfsbrücke gesetzt werden soll. Beobachtet wird der Fortschritt der Arbeiten von Martin Leutwyler. Als Projektleiter bei den SBB ist er für das Gelingen der Aktion verantwortlich. «Wir liegen gut im Zeitplan», sagt er kurz nach Mitternacht. Das sei nicht selbstverständlich, fügt er an: «Das hier ist kein 0815-Projekt.»

Nötig wurde der gewaltige Aufwand, weil die rund 100 Jahre alte Strassenbrücke beim Kino Claudio über die Schaffhauserstrasse, eine Kantonsstrasse, abgebrochen und neu gebaut werden muss.  Da die SBB AG Eigentümerin der Brücke ist, ist sie nun auch für die Umfahrung der Baustelle verantwortlich. «Das alles ist jetzt ein Strassenprojekt der SBB», sagt Leutwyler augenzwinkernd. 

Von Hektik ist nichts zu sehen

Es ist aber nicht nur ein Strassenprojekt, es ist auch ein Fussgängerprojekt. Denn parallel zur Strassenhilfsbrücke wird die Fussgängerhilfsbrücke montiert. Dafür steht auf der Nordseite ein separater Kran. Auch diese Arbeiten schreiten zügig voran. Die Bauarbeitern müssen hie und da mal mit einem Vorschlaghammer nachhelfen, doch von Hektik ist nichts zu spüren. Alle arbeiten ruhig, niemand schreit herum.

Inzwischen hat der auf acht Achsen stehende 700-Tonnen-Kran den zweiten Teil der Strassenhilfsbrücke am «Haken». Die zahlreichen Schaulustigen werden wieder aufgefordert, sich weiter weg zu begeben, um aus sicherer Distanz die Bauarbeiten zu verfolgen. Sie tun es gerne, schauen staunend zu und besprechen die Arbeiten eingehend mit anderen Schaulustigen.

Um 00.33 Uhr liegt die Fussgängerhilfsbrücke sicher auf den Betonsockeln. Gleichzeitig wird die Strassenhilfsbrücke eingepasst. Millimeter für Millimeter senkt sich das 50 Tonnen schwere Teil auf die Stützen. Kurz vor halb zwei Uhr ist es geschafft. Martin Leutwyler ist erleichtert: «Wir sind sehr gut vorangekommen, konnten die Arbeiten planmässig beenden und die Gleise rechtzeitig für den Bahnbetrieb freigeben», sagt er einen Tag nach den Arbeiten und er lobt: «Die Planung und die Koordination haben sich ausbezahlt, und die zahlreichen Beteiligten haben engagiert zusammen­gearbeitet.

Bahnverkehr ist eingeschränkt

Für Bahnreisende wird sich in nächster Zeit einiges ändern, da die SBB gleichzeitig auch am Doppelspurausbau arbeiten. So wird die S7 zwischen Zürich-Oerlikon und Bassersdorf wochentags bis zum 23. Mai jeweils zwischen 22.15 Uhr und 5.15 Uhr umgeleitet. Die Haltestellen Opfikon, Kloten Balsberg und Kloten werden nicht bedient. Es verkehren Ersatzbusse (EV1). Fussgänger, Velofahrer und der motorisierte Verkehr werden voraussichtlich ab Samstag, 24. Mai, über die Ersatzbrücken geführt. Während der folgenden zwei Jahre wird der motorisierte Verkehr einspurig über den Römerweg beziehungsweise im Ringverkehr über Breitistrasse und Römerweg umgeleitet.

Gwunderbrunnen

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