Stephan Mair: «Kloten ist ein Kultklub»

Richard Stoffel

Klotens Neu-Trainer Stephan Mair setzt Siegesserie fort und schafft damit einen positiven Einstand. Der 56-Jährige hat sich akribisch auf seine neue Aufgabe vorbereitet. Im Interview mit dem «Klotener Anzeiger» erläutert er unter anderem, wo er noch Verbesserungspotenzial sieht.

Der EHC Kloten verzeichnet mit fünf Siegen in Serie seine aktuell mit Abstand stärkste Phase in der laufenden Saison. Am Dienstag wurde der Meister und Champions-League-Finalist Genève-Servette zum zweiten Mal in dieser Saison vor eigenem Publikum bezwungen. Mit dem 3:2 schaffte man gar einen Dreipunktegewinn.

Nach den Overtime-Erfolgen gegen Zug (5:4) und in Pruntrut gegen Ajoie (3:2) zeigte sich gegen Genf das mit dem ­gestiegenen Selbstvertrauen nachhaltig stabiler gewordene Umschaltspiel. Die entschlossene Körpersprache des gesamten Teams war offensichtlich. Es ist kein Vergleich mehr zur acht Spiele umfassenden Negativserie vor dem aktuellen Erfolgslauf.

Besonders keckt trat am Dienstag gegen Genf die vierte Linie um Sven Lindemann und den 1:0-Torschützen Harrison Schreiber auf, der sich zahlreiche weitere Torchancen erkämpfte. Tyler Morley in Überzahl mit seinem zehnten Saisontor zur 2:0-Führung und der sonst so smarte Vorbereiter Dominik Diem mit einem coolen Abschluss zum siegbringenden 3:2 erzielten die anderen Treffer der Gastgeber.

«Es ist eine Ehre für mich, hier Headcoach zu sein.»

Stephan Mair, Headcoach EHC Kloten

Der elfte Heimsieg von Kloten in die-ser Spielzeit bescherte gleichzeitig dem neuen Headcoach Stephan Mair einen gelungenen Einstand. Der 56-jährige Südtiroler wirkte im Laufe seiner Trainerkarriere mehrere Jahre als Headcoach in Klotens früherem und wieder aktuellem Partnerteam Thurgau.

Auch war Mair schon italienischer Nationaltrainer. Zuletzt trainierte er die U20 von Ambri-Piotta. Bei Kloten erhielt Mair vorderhand einen Vertrag bis Saisonende. «Er liebt das Eishockey, ist ein Taktikfuchs und ein ehrlicher Mensch», betonte Klotens Stürmer mit Thurgauer Vergangenheit, Michael Loosli, gegenüber SRF. Der «Klotener Anzeiger» sprach nach dem erfolgreichen Einstand von Mair mit Klotens neuem Trainer.

Wie haben Sie das erste Spiel empfunden?

Stephan Mair: Wir waren noch nicht so gut abgestimmt. Aber es wurde im Verlaufe des Spiels besser. Auch dank der Hilfe unseres Goalies ging es so gut aus. Juha Metsola hat in einigen wichtigen Phasen Schlüsselparaden gezeigt. Was mir vom Team her sicher imponiert hat, war die Bereitschaft, Schüsse zu blocken, zu fighten. Das Team hat bis zum Schluss gekämpft.

Ang spielte mit einem Kieferschutz-Helm. Warum?

Er war im Warm-up von einer Scheibe im Gesicht getroffen worden. Das war nicht unbedingt optimal. Aber das Team zeigte Kampfgeist.

Man spürte förmlich, dass sich jeder neu beweisen wollte.

Ja, das hat mir sicher sehr geholfen. Gerade auch die vierte Reihe mit Sven Lindemann und Harrison Schreiber brachte auch viel Energie und war enorm aufsässig. Es war über alles hinweg ein guter Teameffort von uns. Und grossen Dank auch an meine beiden Assistenztrainer, die mir geholfen haben, dass die Automatismen wie die Wechsel und auch bei den Special Seams so flüssig weitergingen.

Was sind die ersten Eindrücke von Kloten und dessen Umfeld?

Es ist ein Kultklub, das weiss man. Es ist eine Ehre für mich, hier Headcoach zu sein. Doch es gibt für mich noch viel zu tun. Es wird immer eine Aufarbeitung der Detailarbeit geben. Entsprechende Videosequenzen zur Verbesserung gibt es auch nach einem siegreichen Spiel wie gegen Genf.

Was sind die Eckpunkte, wo Sie ansetzen?

Dass wir noch kompakter werden. Wir müssen die Abstimmung in der Defensive noch etwas verbessern, dass wir uns die Momente, in denen wir gegen das Topteam aus Genf vielleicht ins Schwimmen gerieten, mit noch besserer Unterstützung vermeiden. Ich lege Wert auf gute Zuordnung. Da gibt es immer noch sehr viel zu arbeiten. Egal, ob du gewinnst oder verlierst. Man darf da nie zufrieden sein. Es gibt auch eigene Inputs von der Mannschaft, was verbessert werden kann. All dies werden wir die nächsten Tage ­angehen.

Sie treffen in Kloten auf etwas «Thurgauer Allianz».

Gut, ich habe die hiesigen Spieler Michael Loosli oder Jonathan Ang oder ­Klotens Goalie-Trainer Tim Bertsche in Thurgau gecoacht. Das sind nur Bruchteile oder ­Sachen, die dir vielleicht helfen können. Sie können mir vielleicht den ­einen oder anderen Tipp geben. Ich habe mich extrem viel mit der Mannschaft beschäftigt und dabei viele Spiele des Teams auf ­Video angeschaut. Einfach, um an­zuschauen, wo kann ich der Mannschaft ­einen unterstützenden Beitrag geben. ­Sicher nicht durch Alles-über-den-Haufen-Werfen, wenn die Mannschaft vor mir viermal gewonnen hat. Also nicht etwas reparieren, was nicht kaputt ist. Das wäre keine gute Idee. Es war kein Zeitpunkt, um neue Sachen reinzubringen.

Wer von Kloten hat eigentlich die Kontakte zu Ihnen hergestellt beziehungsweise die Gespräche geführt, als Sie noch in Ambri-Piottas U20 engagiert waren?

Das war die Sportkommission des Klubs. Intern haben wir dies nun so beschlossen, dass wir keine weitere Polemik machen und nichts mehr dazu gesagt wird.

 

Saison-Zielgerade ist bald im Blickfeld

Am Samstag empfängt der Vorletzte Kloten daheim den Tabellenzweiten Fribourg-Gottéron. Es wird das letzte Meisterschaftsspiel der Flughafenstädter vor einem zweiwöchigen Ligaunterbruch sein.

Im letzten Heimduell gegen Got­téron siegte Kloten am 24. November mit 5:3. Es war dies damals die erste Partie von Sportchef Larry Mitchell als Interimsheadcoach der Unterländer gewesen. Auch die beiden anderen Klotener Headcoaches der laufenden Saison gewannen übrigens ihr Startspiel; Gerry Fleming zum Liga-Auftakt mit Kloten in Zug (6:4) und am Dienstag Mair gegen Genève-Servette. Noch sieglos ist der EHC derweil gegen den SC Bern, bei dem man schon am Freitag gastiert.

Kloten nimmt aktuell den direkten Ligaerhalt ins Visier, wofür es per Ende Regular Season mindestens den 12. Rang zu erreichen gilt. Diesen belegen nach 43 Spielen die punktgleichen Rapperswil-Jona Lakers. Noch sind neun Spiele ausstehend, fünf davon kann Kloten vor eigenem Publikum austragen.

Am 29. Februar könnte es zu einem kapitalen Direktduell um den direkten Ligaerhalt gegen die Lakers in Kloten kommen. Anschliessend folgen für das Team von Mair noch die Spiele in Langnau (auswärts) und gegen Ambri-Piotta (zu Hause) zum Abschluss der Qualifikation.

 

Comeback von Deniss Smirnovs soll demnächst erfolgen

Keanu Derungs hat im Finish von Klotens 3:2-Overtimesieg bei Ajoie eine Hirnerschütterung erlitten und fehlte gegen Genève-Servette. Dafür sollte das Comeback beziehungsweise der Einstand von Deniss Smirnovs für Kloten demnächst bevorstehen. Der Neuzugang aus Genf hatte sich noch in der Saisonvorbereitung im August in einem Testspiel eine Sprunggelenksfraktur zugezogen. Smirnovs ist ein lettischer Stürmer mit Schweizer Lizenz. Der 24-Jährige zählte zu Lettlands letztjährigem Sensationsteam, das WM-Bronze holte.

Auf die nächste Saison kommt Beni Winkler (46) vom HC Thurgau als Assistenztrainer. Er wird für Klotens Defensive zuständig sein. Der ehemalige Klotener Verteidiger ersetzt Saku Martikainen, der Kloten zu Saisonende verlässt. Der Vertrag des zweiten Assistenztrainers, Kimmo Rintanen (50), wurde wie auch jener von Goaliecoach Tim Bertsche (25) bis 2026 verlängert.

Daneben hat Kloten eine B-Lizenz für Hunter Garlent vom HC Thurgau gelöst. Sobald seine Swiss-League-Saison mit Klotens Partnerteam zu Ende ist, wird der kanadische Stürmer die Flughafenstädter verstärken. Der Topskorer der Ostschweizer hält aktuell bei 15 Toren und 23 Assists nach 44 Saisonspielen.

Gwunderbrunnen

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