Sportchef Schödler: «Wir werden uns keine gute Option entgehen lassen»

Richard Stoffel

Für die Spieler des EHC Kloten ist die Saison beendet. Zum Abschluss gab es noch eine Teamreise nach Barcelona. Derweil ist Sportchef Ricardo Schödler dabei, das Kader für die nächste Saison zusammenzustellen. Wir haben nachgefragt, wie das Team aussehen wird.

Mit Mischa Ramel (Debütant), Axel Simic und Goalie Ludovic Waeber wurden drei Klotener für den Beginn der WM-Vorbereitung des Schweizer Nationalteams aufgeboten. Der neue Goalie Davide Fadani wird zudem voraussichtlich erneut zum WM-Aufgebot von Italien zählen, Verteidiger Bernd Wolf wie schon in den Vorjahren derweil zu jenem von Österreich.

Sollte der eine oder andere aus dem Klotener Schweizer Trio die WM-Vorbereitung bis zur Endphase mitmachen können, würde er in einem WM-Vorbereitungsländerspiel gleichenorts vor Heimpublikum auftreten können. Denn am 1. Mai empfängt die Schweiz im drittletzten WM-Test in Kloten das schwedische Nationalteam. Die WM steht dann vom 9. bis zum 25. Mai in Stockholm sowie dem dänischen Herning im Programm.

Klotens Sportchef Ricardo Schödler (36), der im Vorjahr zum Abschluss seiner Tätigkeit als Nationalteam-Manager noch WM-Silbermedaillengewinner mit der Schweiz war, feilt derweil aktuell noch an den letzten Retuschen in Klotens Kader für die kommende Saison. Drei Ausländer-Positionen sind bei der Publikation dieses Interviews offiziell noch offen.

Ricardo Schödler, können Sie etwas zum Inhalt der Saisonendgespräche mit Spielern und Coaching-Staff sagen oder skizzieren, welchen Erkenntnisgewinn es für Sie und den Verein da gab?

Es geht da um unterschiedliche Feedbacks. Die einen sind gesprächiger als andere. Was gut ist oder was es zu verbessern gibt. Es gibt auch Aspekte, die nicht behoben werden können. Es gab aber viele positive Sachen nach dieser Saison.

Im Vorjahr hatten Sie beim Stellenantritt auch Gespräche mit Spielern geführt, von denen Sie eine Steigerung erwarteten - und diese dann auch erfolgte.

Angesprochen wird so was immer. Denn man versucht ja, dass sich jeder positiv entfalten kann und seine Maximal-Leistung erreicht.

Bei den zwölf Abgängen fragt man sich vorab beim einen oder anderen Import, weshalb man sich trennte.

Wir sind am Umstrukturieren, wollen ein bisschen andere Position einbringen. Dies haben wir nach der Saisonanalyse mit den Coaches so besprochen.

Aber Stürmer Pontus Aberg oder Verteidiger Thomas Grégoire performten insgesamt.

Es stimmt, sie performten. Es gab höchstens Kleinigkeiten, die man im Detail gewünscht hätte. Es sing bei den Gesprächen noch nicht ums Geld, das war gar kein Thema. Sondern wir wollten uns neu ausrichten von der Spielanlage her.

Wie sieht dann die Vorstellung dieser Spielertypen für die Neuausrichtung aus?

Kurzum gesagt: Wir suchen andere Profile. Wir haben schon vor Monaten Max Lindroth verpflichtet (offiziell wurde der Transfer des Schweden, der in Finnlands Liga zuletzt der produktivste Verteidiger war, erst letzte Woche - Red.). Dadurch verändert sich auch das Bild, von denjenigen Spielern, die wir noch holen wollen. Alles hat da einen zusammenhängenden Einfluss. Dadurch verändert sich auch das Profil des nächsten Spielers, der geholt oder gehalten wird. Es ist nie so, dass jemand für jemand kommt, also ersetzt wird. Sondern das Vorgehen in der Zusammenstellung von offenen Positionen ist anders: Es wird jemand geholt und aufgrund dessen erfolgt der nächste Transfer, um die Mannschaft entsprechend abzurunden. So wird geschaut, was noch gebraucht wird. Petteri Puhakka ist vielleicht mit dem Sackmesser-Profil von Ojamäki vergleichbar, obschon er ein ganz anderer Spieler ist. Aber der normale Matchbesucher wird in Puhakka einen ganz anderen Spieler sehen.

Aber Kloten wird wiederum mit vier ausländischen Stürmern und zwei ausländischen Verteidigern bei den Imports agieren?

So ist es. Wir haben noch zwei Import-Positionen offen (davor wird demnächst ein bereits feststehender Neuzugang demnächst kommuniziert – Red.), einen Stürmer und einen Verteidiger. Aktuell suchen wir aber nicht in der Schweiz, weil innerhalb der National League das Preislevel zu hoch für uns ist. Also suchen wir im Ausland.

 

«Das Team stand immer wieder auf nach Rückschlägen, alles wurde weggesteckt. Das Team blieb nicht stehen, arbeitete hart. Wir müssen im Total der Organisation aber dennoch besser werden und einen weiteren Schritt machen.»

Ricardo Schödler, Sportchef EHC Kloten

 

Auf den Goalie-Positionen werden Davide Fadani und Nachwuchskeeper Ewan Huet neu als Back-ups von Ludovic Waeber fungieren. Denken Sie, dasszumindest einer der beiden bereits in einem Jahr so weit sein kann, Waeber als Nummer 1 abzulösen, falls dieser den Verein verlässt?

Es könnte sein, muss aber nicht. Sie wären einfach ein Jahr näher an Waeber dran. Aber es ist nicht primär das Ziel und es wäre auch zu früh, den beiden jungen Torhütern zuzutrauen, schon in der übernächsten Saison einen Waeber als Nummer 1 ersetzen zu können. Wir glauben, dass wir ihnen einen besseren Aufbau gewährleisten können, wenn wir sie jetzt schon holen, mit ihnen arbeiten und sie sich bei uns entwickeln. Mit Waeber befinden wir uns überdies in einem sehr guten Austausch.»

Sollte man im Rahmen von Klotens Möglichkeiten mit Leistungsträgern wie Waeber oder auch Axel Simic, dessen Vertrag in einem Jahr ebenfalls ausläuft, möglichst schon vor Saisonbeginn verlängern? So wie Sie es mit dem aufstrebenden Mischa Ramel im Vorjahr taten?

Nein. Wir sind einfach dran. Wir können unser Angebot platzieren. Ab einem gewissen Stand können wir nicht mehr weiter gehen. Ich würde bei Ludo am liebsten schon heute etwas machen. Doch diese Pace in den Verhandlungen bestimmt auch der Spieler mit, wenn der Markt gross ist. Wir werden uns aber auch keine gute Option durch die Finger gehen lassen, wenn wir eine andere Variante finden sollten. Also jemand, dem wir die Nummer-1-Position auch zutrauen würden. Wir können leider auch nicht so lange spielen. Zu Axel noch: Von den Spielern höre ich grundsätzlich immer wieder, dass sie umworben sind. Aber von einem konkreten Angebot eines anderen Klubs weiss ich nichts. Natürlich gehe ich auch davon aus, dass unsere Spieler ein gewisses Interesse wecken. Handkehrum hatte Axel nicht unbedingt die Saison, um sich bei den ganz grossen Teams anbieten zu können (Simic fehlte rund die Hälfte der Regular Season wegen Verletzungen, war dann aber im Playin und in den Playoffs Klotens Topskorer – Red.). Er muss sich zuerst bestätigen.

Klotens verabschiedeter Goalie Sandro Zurkirchen deutete an, dass er für den Fall eines Falles auch nur temporär zurückkehren würde, falls Kloten plötzlich einen Goalie-Engpass verzeichnen würde.

Wir sind nicht im Bösen auseinander. Ganz und gar nicht. Wir haben ein Top-Verhältnis und auch ein sehr gutes ‹Exit-Meeting›. Wir können uns in die Augen schauen. Also von dem her, wenn ein Torhüter sich so verletzt, dass wir nachrüsten müssten, Sandro zu diesem Zeitpunkt verfügbar wäre und es für beide Seiten passt, weshalb nicht. Es gibt dann keinen Grund, ihn nicht zu nehmen. Wir werden dann die bestmögliche Option suchen.

Neben der Kaderzusammenstellung geht es Ihnen persönlich als Sportchef noch um viel mehr. Sie streben die Verbesserung der Rahmenbedingungen innerhalb des Vereins an. Sie wollen mit Ihrer Tätigkeit auch für Nachhaltigkeit sorgen, vorab auch im Nachwuchsbereich.

Es geht auch darum, eine Kultur im Verein zu finden. Wie ist unser Lifestyle? Wie können wir uns weiterentwickeln mit welchen Leuten. Angefangen vom medizinischen Personal, zum Off-Ice-Coach und den Trainern. Dann in Sachen Spezialtraining oder Garderobe-Umbauten. Einfach alles, was dazugehört, um sich als Verein weiter zu entwickeln. Im Nachwuchs das Talentmanagement und die Trainerauswahl. Einen Karriere-Weg für die jungen Spieler finden, wie sie es auf das National-League-Level schaffen – über Ausleihe und so weiter. Wir konnten in der abgelaufenen Saison auch sehr gut auf einen Personal-Engpass reagieren dank der Vergabe von B-Lizenzen. Da stecken jedes Mal auch Verhandlungen dahinter mit Agenten und Klubs. Und dann gibt es auch Trainer, die Ansprechpersonen haben möchten. Die ein Feedback verlangen, weil sie selbst auch besser werden wollen.

Wird es in der nächsten Saison noch ein zweites Training für die Entwicklungsspieler im Verein (U24) geben neben dem Montagnachmittag?

Wir müssen schon auch aufpassen, dass wir nicht zu viel belasten und müssen eine gute Balance finden. Ob wir noch ein weiteres zusätzliches Training einführen, für noch mehr junge Spieler inklusive der überzähligen Spieler aus dem National-League-Team, ist noch offen. Es ist noch nicht so ganz spruchreif. Aber als Spieler von Kloten muss man sich bei diesen Trainings klar bewusst sein, dass es Arbeit sein wird und nicht einfach nur das Gefühl haben kann, ich komme mal und mache mit und schaue, was passiert.

Dario Meyer, der in dieser Saison für Kloten zahlreiche Siegtore erzielte und als Leader nochmals einen Schritt nach vorne machte, wurde übrigens nicht für das Schweizer Nationalteam aufgeboten, obschon er nicht verletzt ist.

Ich kenne diese Hintergründe nicht, es ist nicht Klotens Entscheid. Aber schön ist, dass wir diese drei Spieler im jetzigen Schweizer Aufgebot haben. Wir haben beim aktuellen U20-Aufgebot zwei Spieler auf Pikett und werden bei der U18-WM hoffentlich einen Spieler dabei haben. Wir haben drei Kandidaten bei der U17 und bei der U16 weitere Jungs. Und wir haben bei den Erwachsenen noch Fadani bei Italien und Wolf im österreichischen WM-Aufgebot sowie einen Neuzugang, der für sein Heimatland im Aufgebot für die WM-Vorbereitung steht. Spieler, die WM-Erfahrung in die Kabine bringen, sind von grossem Wert. Deren Erfahrungswerte werden von unseren jungen Spielern aufgesogen wie ein Schwamm. Und dies ergibt dann einen besonderen «Groove» in der Garderobe.»

Noch eine Frage zum Dopingfall Miro Aaltonen und der Entlassung in Kloten. Waren Sie nicht auch überrascht, dass der SC Bern nach Ablauf der verblüffend kurzen Monatssperre den finnischen Goalgetter per sofort verpflichtete und dies sogar mit der Erklärung, dass die Sponsoren diesen Entscheid stützten? Für Kloten dagegen war es immer eine Angelegenheit, die «über den Sport hinaus geht» und auch deshalb nie nachträgliche Zweifel an der Richtigkeit der Entlassung bestand.

Gegenüber dem SCB habe ich keinerlei Gefühle. Das ist ihr Ding, auch was die Sponsoren anbelangt. Ich bin da emotionslos.

Bezüglich Spielerscouting haben Sie mal betont, dass Sie auch Hintergrund-Informationen über den Akteur einholen und dazu beispielsweise dessen aktuellen Klub-Physiotherapeuten oder Materialwart kontaktieren.

Wir wollen einfach sicher gehen. Wir haben auch dann nicht 100 Prozent Sicherheit, dass es funktioniert und ein Fehltransfer ausgeschlossen werden kann. Ich will einfach möglichst viele Parameter ausschliessen. Wenn der Materialwart mir sagt, dieser Spieler versuche, dies oder jenes Detail am Schliff oder am Stock zu verändern, dann ist dies für mich schon ein Hinweis, dass der Spieler sehr daran interessiert ist, besser zu werden. Und das gleiche auch, wenn mir der Physio berichtet, dass ein Spieler viel bei ihm vorbeikommt und er aktuelle Schmerzstellen rasch anspricht und beheben will. Das bedeutet, er schaut auf seinen Körper und pflegt ihn. Auch das ist ein gutes Zeichen für mich. Aber ist es natürlich nicht so, dass wir deswegen nun gar keinen Fehltransfer mehr machen.

In einem Podcast im «Tages-Anzeiger» sprachen Sie von einem Fünfjahresplan für Kloten. Können Sie diesen etwas skizzieren?

Dieser Plan steht noch nicht. Ich wollte im ersten Jahr mal alles anschauen und dann ein entsprechendes Konzept vorlegen. Inwiefern wir dieses dann aber in die Öffentlichkeit geben werden, ist unklar. Es kann auch sein, dass Verwaltungsratspräsident Jan Schibli oder Geschäftsführer Anjo Urner dieses oder jenes anders sehen. Oder den Plan ganz ablehnen oder er nicht umsetzbar sei. Dann hätte er sowieso keine Bedeutung. Aber ich versuche, den Plan und die geplanten etappenweisen Fortschritte messbar zu machen. Und klar zu definieren, wohin wir gehen wollen. Klar an diesem Plan ist, dass er den Nachwuchs, den Staff, die Infrastruktur sowie den Team-Roster und Athletik beinhaltet.

Auf die letzte Saison runtergebrochen noch bezüglich des starken Abschneidens. Was war alles gut und was muss dennoch besser werden?

Das Team stand immer wieder auf nach Rückschlägen, alles weggesteckt. Das Team blieb nicht stehen, arbeitet hart. Wir müssen im Total der Organisation aber dennoch besser werden und einen weiteren Schritt machen.

Gibt es in der Kaderbesetzung abgesehen von den Imports eigentlich noch einen offenen Platz für einen Schweizer Spieler oder mit entsprechender Lizenz?

Grundsätzlich nicht. In unserer Preisklasse gibt es keinen entsprechenden Spieler mehr auf dem Markt, der uns weiterhelfen könnte. Stand heute gibt es keinen.

Steht die Vorbereitung für die nächste Saison bereits komplett?

So ist es. Es wird etwas weniger Spiele in der Vorbereitung geben als im Vorjahr. Das Saisoneröffnungsspiel werden wir dann im September daheim gegen Davos bestreiten.

Gwunderbrunnen

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