Spital Bülach will keine Kosten nennen

Daniel Jaggi

Weit über 100 Millionen werden die vier Ausbauprojekte des Spitals Bülach kosten. Die Baustarts stehen unmittelbar bevor, doch die Öffentlichkeit darf nicht wissen, was die Projekte kosten. Die Spitalverantwortlichen schweigen. Eine Analyse.

Das Spital Bülach hat in einer Medienmitteilung Mitte Januar ganz gross über die verschiedenen Bauprojekte informiert und den Text mit drei Visualisierungen bildhaft untermalt. Die Spitalverantwortlichen führen auf zwei A4‑Seiten aus, was in den nächsten Monaten und Jahren geplant ist. Sie unterstreichen gleich ein­leitend, dass die Finanzierung gesichert ist. «Zur Finanzierung konnte ein Hypothekarkredit mit der Zürcher Kantonalbank (ZKB) abgeschlossen werden. Darin wurde vereinbart, dass erst ab Bauvollendung im Jahr 2032 die Pflicht-Amortisationen starten», so die Ausführungen. Anschliessend werden die vier Teilprojekte eingehend erläutert.

Berechnungen noch in Arbeit

Wie hoch die Kosten der vier Projekte sind, wird dagegen mit keinem Wort erwähnt. Auf Nachfrage des «Klotener Anzeigers» schreibt Sprecher Thomas Langholz: «Wie bereits geschrieben sind die Detailkostenberechnungen derzeit noch in Arbeit, so dass die definitiven Gesamtkosten noch nicht vorliegen. Diese werden wir an der nächsten Generalversammlung kommunizieren.» Die Antwort erstaunt, denn bislang waren die Projektsummen kein Geheimnis.

Anfänglich sprach man von 200 Millionen, mit der aus Kostengründen gezwungenermassen erfolgten Redimensionierung der Bauvorhaben waren es dann vor zwei Jahren noch knapp 140 Millionen, allerdings mit einer Kostenungenauigkeit von 25 Prozent. Der Bereich lang zwischen 100 und 170 Millionen.

Heute, wo die Planung weit fortgeschritten ist, will man keine Zahlen mehr nennen. Der «Klotener Anzeiger» weiss zwar, dass die 140 Millionen nicht reichen werden. Wie hoch die Summe ist, wird ­jedoch verschwiegen. Indirekt bestätigt wird einzig, dass die Zahl von 140 Millionen nicht mehr stimmt.

Modulbau bereits in Betrieb

Das Schweigen erstaunt umso mehr, als der Modulbau für das Kompetenzzen­trum Palliative Care bereits letzten August in Betrieb genommen werden konnte. Hier sind die Kosten bereits sehr genau bekannt. Doch konkretes Nachfragen hilft auch hier nichts. Die Antwort: «Die finale Abrechnung wird gerade erstellt und liegt daher noch nicht vor.» Die Frage, ob die Kosten innerhalb der geplanten Projektkosten liegen, wird gar nicht erst beantwortet.

Keine Auskunft ebenfalls bei der im Norden Bülachs geplanten neuen Rettungswache. Im März, also in knapp zwei Monaten, ist dort Baustart. Auch hier: Über die Kosten will man erst an der Generalversammlung Ende Juni informieren.

Das grösste Projekt, die Erweiterung und Erneuerung des Behandlungstrakts, dessen Kosten vor der Redimensionierung mit 130 Millionen angegeben wurden, startet ebenfalls demnächst, Ende Juli, also in sechs Monaten. Auch hier: Über die Projektkosten will man erst an der Generalversammlung Ende Juni informieren.

Spitalkosten im Fokus

Noch am wenigsten fortgeschritten ist die Planung für das Ambulante Operations- und Praxiszentrum (AOPZ), das auf Stelzen über den spitaleigenen Personalparkplatz hinter der katholischen Kirche gestellt werden soll. Nach Angaben von Thomas Langholz ist hier die Baubewilligung noch offen und der Zuschlag für den Totalunternehmer noch nicht erteilt. «Gemäss aktuellem Terminplan sollte der Totalunternehmer ab Sommer 2025 mit der Ausführungsplanung und der Realisierung des AOPZ starten», so der Spital-Sprecher weiter. Aber auch hier: Über die Projektkosten will man erst an der Generalversammlung Ende Juni informieren. Das eiserne Schweigen erstaunt nicht ganz, denn die Kosten bei Bauprojekten der Spitäler sind landauf, landab im Fokus der Öffentlichkeit. Dem Spital Wetzikon droht wegen eines Neubaus der Konkurs, dem Kinderspital musste die Regierung 135 Millionen nachschiessen und das Uni-Spital benötigt gar 690 Millionen aus der Staatskasse.

Wenn es ums Geld geht, lassen die ­Verantwortlichen des Spitals Bülach, wie ­einleitend erwähnt, nur so viel durchblicken: «Zur Finanzierung konnte ein Hypothekarkredit mit der Zürcher Kantonalbank (ZKB) abgeschlossen werden.» Wie hoch dieser Verpflichtungskredit ist, verschweigen sie. Lieber verweisen sie in der Medienmitteilung mit Stolz auf die hohe Eigenkapitalquote von über 70 Prozent.

Schlechtes Marktumfeld

Kantonsrat Hans Egli aus Steinmaur bezweifelte in einem Leserbrief im «Zürcher Unterländer» unlängst, dass das Spital Bülach «tatsächlich viel besser als das Spital Wetzikon wirtschaftet». Seine Begründung: Beide Spitäler befänden sich im gleichen Kostenumfeld. Alle Spitäler seien bezüglich Rentabilität dem Marktgeschehen unterworfen und das sei momentan äusserst schlecht, unterstreicht der EDU-Politiker. Er fügt zudem an, dass eine Beratungsfirma im Vorfeld der Wetziker Bautätigkeit ebenfalls die Rentabilität der Wetziker gelobt habe. Das Spital Bülach hatte 2023 eine Ebitda-Marge von 7 Prozent (2022: 9,3 Prozent; 2021: 10,5 Prozent), das Spital Wetzikon eine solche von 9,4 Prozent.

«Alle Spitäler sind bezüglich Rentabilität dem Marktgeschehen unterworfen und das ist momentan äusserst schlecht.»

Hans Egli, Kantonsrat EDU, Steinmaur

Qualität in der Palliativpflege ist in Bülach hoch

Das Kompetenzzentrum Palliative Care am Spital Bülach wurde erneut auditiert. Wie das Spital Bülach in einer Mitteilung schreibt, hat der Schweizerische Verein für Qualität in Palliative Care mit 146 von 150 möglichen Punkten eine sehr hohe Bewertung abgegeben. Bewertet wurden neben dem Gesamtkonzept unter anderem der Aufenthalt, der Einbezug der Angehörigen und die Zusammenarbeit im Team.

Das Label wird von «qualitépalliative» vergeben. Der Schweizerische Verein für Qualität in Palliative Care wurde 2010 im Rahmen der Nationalen Strategie Palliative Care gegründet, um die Qualität der Leistungs­erbringer in Palliative Care in der Schweiz zu überprüfen und zu verbessern. (dj./pd.)

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