Spital Bülach gewinnt HR-Award
Nach einer einjährigen Testphase wird das Arbeitszeitmodell für die Pflege am Spital Bülach am 1. Juni in den Regelbetrieb überführt. Am «HR Festival Europe» wurde das sogenannte Bülacher Modell von Personalfachleuten mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
Die Gesundheitsbranche ist besonders vom Fachkräftemangel betroffen. Vor allem in der Pflege fehlt das Personal. Erschwerend kommt hinzu, dass durch die Alterung der Gesellschaft immer mehr Pflegeleistungen benötigt werden. Das Spital Bülach wollte das Problem nicht nur mit generellen Lohnerhöhungen lösen, sondern mit einem Modell, das den Bedürfnissen der Mitarbeitenden und des Betriebes entspricht. Manuel Portmann, Leiter HRM, und Daniela Pfeifer-Stöhr, Direktorin Pflege und Therapien, entwickelten zusammen mit den Pflegeteams ein innovatives Arbeitszeitmodell. Das dreistufige Modell belohnt die Flexibilität und Spontaneität der Mitarbeitenden und ermöglicht es ihnen, ihre Arbeit der jeweiligen Lebensphase anzupassen.
Nach einer einjährigen Pilotphase mit 400 Mitarbeitenden wird das Modell ab 1. Juni in den Regelbetrieb überführt. Umfragen haben ergeben, dass drei Viertel der Pflegenden mit dem Modell «zufrieden bis sehr zufrieden» sind. Die Vorteile des Modells: Durch dieses Modell wird der Pflegeberuf attraktiver, weil es auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingeht. Durch die Flexibilität konnten auch Fachkräfte zurück in den Pflegeberuf gewonnen werden, die sonst in andere Branchen gewechselt oder auf den Wiedereinstieg verzichtet hätten. Da sich die Flexibilität und Spontaneität bei jedem Einsatz auszahlt, erhalten explizit diejenigen Mitarbeitenden einen höheren Lohn, die auch zusätzlichen Mehrwert für das Unternehmen erbringen. Das «Giesskannenprinzip» für alle ohne einen Leistungsnachweis wird so vermieden. Insgesamt investiert das Spital Bülach rund eine Million Franken in das neue Modell. Damit kann auch der Einsatz von teurem Temporärpersonal reduziert werden und das Geld kommt den eigenen Mitarbeitenden zugute. Für die Überführung in den Regelbetrieb wurde das Modell aufgrund der Rückmeldungen der Mitarbeitenden weiterentwickelt. Durch den Erfolg in der Pflege wird geprüft, ob sich das Arbeitszeitmodell auch auf andere Berufsgruppen im Spital auszuweiten lässt.
Aber auch ausserhalb des Spitals stösst das «Bülacher Modell» auf Interesse. So haben Manuel Portmann, Leiter HRM, und Daniela Pfeifer-Stöhr, Direktorin Pflege und Therapien, seit Beginn der Pilotphase rund 40 Anfragen aus dem Gesundheitswesen, aber auch von Unternehmen aus anderen Branchen erhalten – von der Justizvollzugsanstalt über den Flughafen bis zum Luxushotel.
Erster Preis beim Swiss HR Award
Jetzt hat das «Bülacher Modell» beim «HR Festival Europe» in Zürich den ersten Preis gewonnen. Im Rahmen der zweitägigen Messe rund ums Personalwesen (Human ressources oder kurz HR), wurde der Swiss HR Award in vier Kategorien verliehen. Das Spital Bülach war als einer von zwei Finalisten in der Kategorie «Talente halten» nominiert. Der Preis zeichnet zukunftsweisende und innovative HR-Projekte und Ideen aus, die mutig und kreativ neue Wege in der Personalarbeit beschreiten. (pd.)
Das Spital Bülach war neben «Hotelplan» einer von zwei Finalisten in der Kategorie «Talente halten». Insgesamt wurden 37 Projekte beurteilt.
Manuel Portmann, Leiter HRM, und Daniela Pfeifer-Stöhr, Direktorin Pflege und Therapien, am Spital Bülach freuen sich über die Auszeichnung. Bilder David Biedert