Spital Bülach baut für 170 Millionen

Daniel Jaggi

CEO Doris Benz musste aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten. Seit einigen Monaten wird das Spital von einem interimistischen Co-Leitungs-Gremium geführt. Wie an der GV weiter bekannt wurde, sind die Bauprojekte auf Kurs.

Seit einiger Zeit ist es unübersehbar. Am Spital Bülach wird gebaut. Die Zufahrt zum Notfall ist für Patientinnen und Patienten nicht mehr möglich. Ein grosses Loch klafft neben dem Bettentrakt. Es ist quasi der Vorbote für das, was kommen wird: «Wir müssen noch einen Schutzraum für 100 Personen erstellen», sagt Mariette Gretler, Leiterin Services. Um den Platz nicht unnötig zu verschwenden, will man im Schutzraum die Personalgarderoben einrichten. «Da haben wir dann grosszügig Platz», sagt die Bauchefin, die an der Generalversammlung der Spital Bülach AG stolz verkündet, dass die Baubewilligungen für alle drei Projekte vorliegen: für die Erweiterung  und Erneuerung des Behandlungstraktes, für das Ambulante OP- und Praxis-Zentrum sowie für die Rettungswache bei der Autobahneinfahrt Bülach Nord. Stolz ist sie auch, weil es keine Einsprachen gab und die Bauprojekte planmässig weitergeführt werden können.

Projekte starten alle dieses Jahr

Bei allen dreien findet noch dieses Jahr der Spatenstich statt: Der Baustart für den neuen Behandlungstrakt ist mit den ersten Bauinstallationen bereits erfolgt. Dazu wird im Herbst die Rettungswache abgebrochen. Die Inbetriebnahme des erweiterten Behandlungstraktes ist für Mitte 2028 geplant. Im Anschluss daran wird der bestehende Trakt bis 2030 erneuert.

Mitte dieses Jahres erfolgt der Spatenstich für die neue Rettungswache, die bereits nächsten Frühling in Betrieb gehen soll. Während der Bauzeit wird die Ambulanz des Spitals tagsüber nach Embrach  ins Feuerwehrdepot verlegt. Im Oktober ist der Baustart des Ambulatoriums geplant, das über dem Personalparkplatz hinter der katholischen Kirche gebaut wird. Fertigstellung ist im Frühling 2027.

Bereits 30 Millionen teurer

Bekannt sind inzwischen auch die Baukosten. Von den einstigen 200 Millionen hat man die Summe nach einem abrupten Projektstopp und Planungsneustart 2022 auf 140 Millionen reduziert. Inzwischen ist man aber wieder bei 170 Millionen, wie den Gemeindedelegierten (darunter Opfikon) an der Generalversammlung erläutert wurde. Zusätzlich zu den 140 Millionen sind inzwischen 25 Millionen an Teuerung aufgelaufen, die Gretler mit den Worten «Das tut weh» kommentierte. Ferner kostete der inzwischen abgeschlossene Modulbau Palliative Care 3 Millionen und für Provisorien mussten nochmals 2 Millionen eingesetzt werden.

Kommt dazu: Die Projektkosten von insgesamt 170 Millionen weisen noch immer eine Ungenauigkeit bis zu 10 Prozent auf. Mariette Gretler weist aber darauf hin, dass man sich nach wie vor im Rahmen der finanziellen Planung bewege. So seien die ursprünglichen 140 Millionen mit einer Ungenauigkeit von +/–25 Prozent ausgewiesen worden. Gretler versichert. «Wir sind zeitlich und finanziell sehr gut unterwegs.»

Neuer CEO wird gesucht

Mehr Klarheit herrscht inzwischen auch bei der Finanzierung der Projekte. Bekannt war, dass mit der ZKB ein Hypothekarkredit vereinbart werden konnte. ­Allerdings bedurfte es dazu harter Verhandlungen, wie erläutert wurde. Auf Nachfrage des «Stadt-Anzeigers» ist nun auch klar, wie hoch der Eigenmittelanteil an den 170 Millionen ist. Demnach sollen 72 Millionen oder 42 Prozent aus eigenen Mitteln finanziert werden.

Wie weiter bekannt wurde, musste CEO Doris Benz aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten. Die Leitung der Spital Bülach AG teilen sich seit einigen Monaten die beiden Geschäftsleitungsmitglieder Mariette Gretler (Leiterin Services) und Jens Diele (Leiter Entwicklung). Verwaltungsratspräsident Thomas Straubhaar bedauerte den Rücktritt und sprach von einer «ausserordentlichen Führungsperson», die das Spital Bülach in den letzten dreieinhalb Jahren mit der strategischen Positionierung und der qualitativen Weiterentwicklung massgeblich geprägt habe. Straubhaar versicherte, den eingeschlagenen Weg fortzuführen. Nun wird eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gesucht.

Wieder mehr Patienten

Ferner haben die 23 anwesenden Aktionäre (von 33) die Jahresrechnung einstimmig genehmigt und ebenso den Verwaltungsrat entlastet. Das Spital Bülach schliesst das Geschäftsjahr 2024 mit einer Ebitda-Marge von 6,6 Prozent ab (Vorjahr 7 Prozent). Das Unternehmensergebnis konnte von 3,4 auf 4 Millionen Franken gesteigert werden. Die Eigenkapitalquote von 73,6 Prozent entspricht den Vorjahren. Letztes Jahr wurden erstmals über 11 000 Patientinnen und Patienten stationär behandelt. Die Zahl der ambulanten Patientinnen und Patienten stieg auf über 72 000 (Vorjahr rund 69 000).

Kosten reduzieren

Verwaltungsratspräsident Thomas Straubhaar betonte in seinen einfüh­renden Worten, dass insbesondere die steigenden Kosten eine grosse Herausforderung für das Schweizer Gesundheitswesen seien. Er geht davon aus, dass sich die Tarife für Gesundheitsleistungen nicht wesentlich erhöhen werden.

Auch wenn das Spital Bülach finanziell solide aufgestellt sei, müsse es die Kosten halten, wenn nicht sogar reduzieren. Ein erster Schritt in diese Richtung sei das neue Ambulante OP- und Praxiszentrum. Der VR-Präsident unterstreicht: «Dort müssen die Abläufe so effizient gestaltet sein, dass die Kosten mit den bestehenden Tarifen gedeckt werden können.»

Gwunderbrunnen

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