Spätzünder Marc Marchon mit Nati-Abschied in Kloten
Stürmer Marc Marchon hat sich beim Länderspiel am vergangenen Wochenende quasi auf dem Umweg über das Nationalteamdoch noch von Publikum und Fans in Kloten verabschiedet.
Marchon gewann mit dem Nationalteam zum Abschluss der dritten WM-Vorbereitungswoche in der Stimo Arena gegen Lettland mit 4:0. Den darauffolgenden Cut innerhalb des hochkarätigen Schweizer Teams schaffte Marchon dann nicht mehr. Marchon wurde von Nationaltrainer Patrick Fischer aus dem Kreis der WM-Kandidaten aussortiert beziehungsweise nicht mehr weiter aufgeboten. An der WM in Tschechien wird der 28-jährige Powerstürmer damit erwartungsgemäss nicht auflaufen.
Dass es der künftige SCB-Stürmer aber überhaupt so weit bringen und einen Grossteil der WM-Vorbereitung absolvieren würde, hätte ihm bis zuletzt kaum einer zugetraut. Schliesslich spielte Klotens Aggressivleader und zweitbester Schweizer Skorer der abgelaufenen Saison bis vor zwei Jahren mit den Zürcher Unterländern noch in der Swiss League. Das Nationalteam schien für Marchon so weit weg wie die Erde vom Mond.
Doch dann debütierte er im Februar in einem für einen Neuling fast biblischen Alter von 28 Jahren für die Schweiz. «Das hätte ich mir vor zwei Jahren niemals vorstellen können», so Marchon. Wegen Verletzungen anderer Spieler wurde Marchon nachnominiert. Und der Nachrücker schlug mit zwei Toren in drei Länderspielen der Euro Hockey Tour gegen Finnland, Schweden und Tschechien fulminant ein.
Allerdings wurde der meistbestrafte Spieler der letzten National-League-Saison bereits im zweiten Spiel gegen Schweden wegen eines irregulären Checks vorzeitig unter die Dusche geschickt. Doch mit einem Treffer gleich im darauffolgenden Spiel gegen Tschechien holte sich Marchon den Kredit wieder zurück – und wurde von Nationaltrainer Patrick Fischer explizit gelobt: «Er hat bewiesen, dass er international bestehen kann.» Wobei dem Spätzünder Marchon schon damals klar war, dass er nicht für seine feinen Hände von Fischer berücksichtigt worden war. Sein erstes Länderspieltor hatte Marchon zum Einstand gegen Olympiasieger Finnland erzielt.
«Ehrlich und gradlinig»
«Er ist ein gradliniger und ehrlicherSpieler, der seine Physis einsetzt. Das gefällt mir an ihm», sagte Fischer gegenüber dem «Stadt-Anzeiger», überMarchon nach dem Sieg über Lettland, ehe er ihn dann aber erwartungsgemäss doch aus dem Kreis der verbleibenden WM-Anwärter strich. Marchon ist keiner, der auf dem Eis zurücksteckt. Sondern einer, der dem Gegner zuweilen unter die Haut fährt und sich nichts gefallen lässt oder wie gegen Lettland in Kloten Gegenspieler eher frühzeitig angeht, wenn sie sich im Kampf um den Puck gegenüber dem Schweizer Torhüter zu forsch verhalten.
Marchon selbst orakelte gegenüber dem «Stadt-Anzeiger» noch, ob ihm der Restausschluss vom Vorabend inLausanne und die fünfminütige Unterzahl für das Schweizer Team doch den Team-Verbleib gekostet haben könnten. Sein Gegenspieler hatte sich eher unglücklich abgedreht, sodass Marchon ihn mit einem irregulären Check von hinten traf. Der Lette erlitt dabei zum sichtbaren Bedauern von Marchon einen Oberarmbruch. Die Schweiz überstand die Unterzahlphase unbeschadet, ging gar durch einen Shorthander von Tanner Richard mit 1:0 in Führung und besiegte den letztjährigen Sensations-WM-Dritten am Ende mit 5:1.
Systemtreue elementar
Marchon gab in den beiden Spielen gegen Lettland alles, «um meinen Job zu tun» und seine Chancen auf einen Teamverbleib zu erhalten. Beim 4:0-Sieg in Kloten stand Marc Marchon zu seinem persönlichen Saisonabschluss gut achteinhalb Minuten auf dem Eis, darunter knapp zwei Minuten in Überzahl. Aus seinen Länderspielen dieser Saison habe er nun viel mitnehmen können. Vorallem sei ihm auf diesem Level bewusst geworden, wie wichtig Systemtreue als Team sei. «Es wird ansonsten immerheikel, wenn nur ein Spieler sich nicht daran hält.» Es hätte indessen viel Spass gemacht, in dieser «Supertruppe» zu spielen, auch wenn immer neue Spieler dazukamen, mit denen man sich erstfinden musste.
Apropos finden: Bei seinem neuen Arbeitgeber in Bern wird er es selbst noch tun müssen. Währendessen ist für seinen bisherigen Klub Kloten eine Wiedergutmachung angesagt. Marchons Einschätzung: «Es hat bei Kloten ein paar Spieler, die in der nächsten Saison einen Schritt nach vorne machen können. Ich will jetzt da niemanden herausheben. Ich hoffe einfach, dass sich mein jüngerer Bruder Joël auch unter diesen Spielern befinden wird.» Für das Nationalteam geht derweil das Kapitel Kloten noch um ein Spiel weiter. Heute Donnerstagabend steht gleichenorts das sogenannte Breakout-Game gegen Schweden im Programm. Die Schweiz wird dabei auf erste NHL-Spieler wie New Jerseys Captain Nico Hischier zählen können.
«In Kloten fühlten wir uns rundum wohl und bestens aufgehoben, dasbeginnt schon beim Eismeister», hältF ischer zu den jüngsten Erfahrungen beim Vorbereitungscamp in Kloten fest. Er selbst schätzt in der Umgebung den Wald, den er auch persönlich für sportliche Aktivitäten nutzen kann.