Sie tritt einen Schritt kürzer

Pascal Turin

Daniela Rinderknecht ist aus dem Kantonsrat zurückgetreten. Nach Jahren im kantonalen Parlament will die SVP-Vertreterin aus dem Bezirk Bülach eine Pause von der Politik einlegen. Langweilig dürfte es ihr nicht werden.

«Es war schon komisch, an einem Montagmorgen nicht im Rathaus zu sitzen», erzählt Daniela Rinderknecht. Die Wallisellerin politisierte sechs Jahre  im kantonalen Parlament. «Ich konnte es mir nicht verkneifen, kurz in den Live­stream reinzuklicken.»

2019 wurde die Landwirtin und Kauffrau für die SVP des Bezirks Bülach in den Kantonsrat gewählt. Die Wählerinnen und Wähler hatten sie von Listenplatz 13 auf Platz 4 katapultiert. 2023 widmete ihr der «Zürcher Unterländer» während des Wahlkampfs einen Artikel. «Wer einen Blick auf ihre Website wirft, sieht schnell, was das an zeitlichem Engagement bedeutet: Gipfeli verteilen in Opfikon, Standaktion in Wallisellen und Podium in Kloten – und das alles in zehn Tagen», schrieb die Tageszeitung. Rinderknechts Aufwand lohnte sich: Sie wurde komfortabel wiedergewählt.

Anfang Jahr gab Daniela Rinderknecht ihren Rücktritt per 28. April bekannt. Die SVP Bezirk Bülach nannte als Grundberufliche Veränderungen. «Ich arbeite im Spital Bülach an der Réception im Schichtbetrieb, auch mit Nachtschichten, bin Präsidentin der Landfrauen Bezirk Bülach und in der Feuerwehr. Alles zusammen ging einfach nicht mehr», sagt die 41-jährige Bäuerin, die zudem ihren Mann auf dem Hof unterstützt und zwei Kinder im Alter von 11 und 14 Jahren hat.

«Ich wollte meinen Platz für jemanden frei machen, der 150 Prozent für das Kantonsratsmandat geben kann», fügt sie an. Jetzt sei Schluss mit der Politik – zumindest vorläufig. «Ich bin dankbar, dass ich gewählt worden bin. Aber jetzt freue ich mich darauf, mehr Zeit für meine Jungs und mich selbst zu haben.»

Fürs Gemeinwohl engagieren

Um zum Anfang zurückzukehren: Das Loslassen fällt Daniela Rinderknecht nicht leicht. Kein Wunder, war sie ja doch lange politisch aktiv. 2014 kandidierte sie für die Schulpflege der Schulgemeinde Wallisellen und wurde prompt gewählt. «Es ist mir ein Anliegen, Verantwortung zu übernehmen und meinen Teil für das Gemeinwohl beizutragen», sagt Rinderknecht. Bei den Wahlen 2022 verzichtete sie auf eine erneute Kandidatur und konzentrierte sich auf ihre Arbeit im Parlament.

Der Arbeitsaufwand als Kantonsrätin entspricht laut Rinderknecht ungefähr einem 30-, wenn nichtsogar einem 40-Prozent-Pensum. «Das kommt darauf an, wie viel Zeit man investiert.» Sie selbst habe versucht, sich möglichst gut auf alle Geschäfte vorzubereiten. Gute Tipps geben konnte ihr sicher ihre Schwiegermutter Margreth Rinderknecht. Diese sass von 2011 bis 2017 selbst für die SVP im Kantonsrat. «Ohne die Unterstützung meines Mannes, meiner Eltern und meiner Schwiegereltern hätte ich nicht alle meine Verpflichtungen unter einen Hut bringen können», sagt Daniela Rinderknecht rückblickend.

Von Kommissionsarbeit viel gelernt

Insgesamt vier Vorstösse hat die SVP-Politikerin als Erstunterzeichnerin eingereicht, darunter eine Anfrage zu den Auswirkungen der Zuwanderung auf den Lebensraum, insbesondere auf die Landschaft, den Wohnraum und den Verkehr im Kanton Zürich. Die Landwirtin sass in ihrer Zeit im Kantonsrat in verschiedenen Kommissionen. Gut in Erinnerung geblieben ist ihr die Arbeit in einer Subkommission der Aufsichtskommission Bildung und Gesundheit. Diese zeigte 2021 in einem Bericht Probleme am Universitätsspital Zürich auf. «Bei der Arbeit in der Subkommission habe ich viel über das Gesundheitswesen gelernt.»

Auf spannende Themen traf sie auch in ihrer Zeit in der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit. Da war beispielsweise die Initiative «Gesunde Jugend Jetzt!» der Jungen Mitte. Die Initiantinnen und Initianten wollten, dass Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen rasch behandelt werden. Kantonsrat und Regierungsrat stellten sich hinter das Anliegen. «Als wir das Geschäft behandelten, wurde mir richtig bewusst, wie viele junge Menschen es gibt, denen es sehr schlecht geht», erinnert sich Rinderknecht. Für sie sei das Wirken im Hintergrund am spannendsten gewesen. «Die echte Arbeit geschieht in den Kommissionen», sagt die Wallisellerin.

Viel mediale Aufmerksamkeit erhielt Rinderknecht aber, als sie sich EndeMärz pointiert gegen flächendeckendes Tempo 30 auf Hauptstrassen aussprach. Anlass war die «Mobilitätsinitiative» der SVP und FDP, die vom Kantonsrat unterstützt wird. «Vergessen Sie bitte nicht all die Milizfeuerwehren, die Tag und Nacht in den Dörfern, wo Sie wohnen, ausrücken, wenn es brennt», sagte sie im Rat. Ihr Wort hat Gewicht, immerhin ist sie Wachtmeister in einem der Einsatzzüge der Stützpunktfeuerwehr Wallisellen. Rinderknechts Votum wurde dank dem Lokalsender Tele Züri in die Zürcher Haushalte übertragen. Auch andere Medien nahmen ihre Aussagen auf, darunter die linke Stadtzürcher «P.S. Zeitung».

Rinderknecht ging es darum, deutlich zu machen, dass Einsatzfahrzeuge in Tempo-30-Zonen nicht schneller als 45 km/h fahren dürfen. «Es ist halt oft so, dass klare und vielleicht auch plakative Aussagen von den Medien am besten aufgenommen werden», sagt Rinderknecht augenzwinkernd.

Ursprünglich KV gemacht

Mit ihrem Mann und ihren Kindern wohnt die alt Kantonsrätin auf der «Beef-Ranch» in Wallisellen mit Mutterkuhhaltung. Der Landwirtschaftsbetrieb hat sich auf die Zucht und Haltung der Rinderrasse Here­ford spezialisiert, die ursprünglich aus England stammt. Die Rinderknechts betreiben zudem Ackerbau. Angepflanzt wird neben Weizen und Mais zum Beispiel Raps für Speiseöl. Mit 70 Hektaren Land ist der Hof rund 44-mal so gross wie der Sechseläutenplatz.

Daniela Rinderknecht stammt nicht aus einer Bauernfamilie und hat Ausbildungen im kaufmännischen Bereich sowie Marketing im Rucksack. Durch ihren Mann kam sie zur Landwirtschaft. 2011 schloss sie berufsbegleitend die Ausbildung am Strickhof in Wülflingen, einem Stadtteil von Winterthur, ab. Seit 2013 darf sie sich Bäuerin mit Fachausweis nennen. Ihre grösste Leidenschaft ist neben ihrer Familie aber ganz klar die Feuerwehr. «Die Kameradschaft gibt mir Energie.»

Gwunderbrunnen

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