Schwamendingen feiert Ueberlandpark

Pia Meier

Mit der Fertigstellung des Ueberlandparks auf der Einhausung Schwamendingen ist das spektakuläre Bauwerk von Bund, Kanton und Stadt beendet. Das wurde vergangene Woche gefeiert. Die angrenzenden Genossenschaften planen in den nächsten Jahren Neubauten.

«Es ist sehr schön geworden», hielten zahlreiche der Tausenden von Besucherinnen und Besuchern an der Eröffnung des Ueberlandparks in Schwamendingen fest. Alle flanierten auf dem 940 Meter langen und 30 Meter breiten Bauwerk zwischen dem Autobahnkreuz Aubrugg und dem Schöneichtunnel. Die Aussicht vom Park war beeindruckend. Selbst der Blick auf die Autobahn, auf welcher täglich um die 120 000 Autos verkehren, lockte. An verschiedenen Ständen wurde informiert. Auf Tafeln machten die Genossenschaften, die Häuser neben der Einhausung besitzen, auf ihre eigenen  Pläne aufmerksam. Das Blütenmeer auf einigen Parzellen war ein beliebtes Fotosujet, ebenso das Bienenhotel, das grösste der Schweiz. Die Kinder vergnügten sich im Brunnen, auf den Spielplätzen und auf der Rutschbahn. Auch beim Selberkreieren von Palatschinken gab es eine Warteschlange. Zum ersten Mal war der neue Pavillon auf der Überdeckung offen. Dort wird ein Restaurant betrieben. Zudem gibt es einen Mehrzweckraum.

Ein Meilenstein

Lobende Worte für das Bauwerk fanden auch Bundesrat Albert Rösti, Regierungsrätin Carmen Walker Späh, Stadtprä­sidentin Corine Mauch und Stadträtin Simone Brander in ihren Reden bei der offiziellen Eröffnung. Entstanden ist gemäss Bundesrat Rösti ein für die Schweiz visionäres Nationalstrassenprojekt. «Ein vorbildliches Projekt», bekräftigte er und lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Bund, Kanton und Stadt. Walker Späh betonte: «Wir müssen auch in Zukunft den Mut haben, gross zu denken – damit unser wunderschöner Kanton stark, lebendig und zukunftsfähig bleibt.» Mauch freute sich: «Aus einer städtebaulichen Wunde ist ein neuer lebendiger Raum entstanden.» Die Zusammenarbeit zwischen Bund, Kanton und Stadt sei eine Win-win-Situation gewesen. Brander hielt fest: «Der Ueberlandpark ist ein wichtiger Erholungsraum und trägt dazu bei, dass die Teile des Quartiers gut miteinander verbunden sind und zusammenwachsen können.» Die Zugänge – Rampen, Treppen und Lift – würden Verbindungen für alle schaffen. Die Rednerinnen und Redner waren sich einig: Die Einhausung Schwamendingen verbessert die Lebensqualität, schützt das Quartier nachhaltig vor Lärm der Autobahn und schafft mit dem neuen Ueberlandpark zusätzlichen Grünraum für die Bevölkerung.

Mittels historischer Bilder wurde die Situation vor der Einhausung gezeigt. Alle Beteiligten bestätigten: «Es ist deutlich leiser als vorher.» Symbolisch pflanzten die Rednerinnen und Redner anschliessend eine einheimische Flaum­eiche, die gemäss Grün Stadt Zürich mit den auf dem Ueberlandpark herrschenden klimatischen Verhältnissen gut zurechtkommt. Bis die gepflanzten Bäume allerdings eine Höhe von bis zu 10 Metern erreichen, dauert es noch eine Weile. Das Basisprojekt Einhausung Schwamendingen kostete 314 Millionen Franken. Es unterlag der Kostenteilung zwischen Bundesamt für Strassen (Astra) (56 %), Kanton (24,6 %) und Stadt (19,4 %). Gesamthaft kostete die Einhausung Schwamendingen 445 Millionen Franken. 2011 stimmten Kantons- und Gemeinderat einem Zusatzkredit von 22,7 Millionen Franken beziehungsweise 18,5 Millionen Franken zu, um den Deckel zu begrünen.

Die Schattenseite der Ruhe

Es gab aus Sicht der Bevölkerung aber auch Kritik: Zu wenig Schatten trotz Schattendächern, nur ein WC, Sicht von den unteren Wohnungen der angrenzenden Liegenschaften an eine Wand. Viele fragten sich auch, wo die Velofahrenden Platz haben sollen. Zudem wird Lärm von Jugendlichen und Littering befürchtet. Am meisten beschäftigte allerdings die drohende Gentrifizierung. Das Quartier werde sich weiterentwickeln, hielt Thomas Lohmann, Präsident der IG pro Zürich 12, fest. «Mit der Schliessung des Deckels sind wir noch nicht am Ziel. Bis zur wirklichen Vollendung sind noch viele tiefgreifende Anpassungen links und rechts der Einhausung notwendig.» Bauliche Anpassungen würden neue Her­ausforderungen bergen. «Erforderliche Rück- und Ersatzneubauten führen zu höheren Mieten. Eine der grössten Gefahren ist deshalb die mögliche Verdrängung ganzer Bevölkerungsgruppen. » Die sechs involvierten Baugenossenschaften seien sich aber ihrer Verantwortung bewusst. Sie würden alles daransetzen, dass dies nicht geschehe, denn dadurch könnte die Vielfalt des Quartiers verloren gehen. «Wir werden den Gestaltungsplan Ueberlandpark umsetzen und eine sozial nachhaltige und qualitätsvolle Siedlungsentwicklung im Auge behalten.» Die ersten Baugenossenschaften beginnen mit den Neubauten im Jahr 2026.

Was lange währt

Der Bau der Einhausung beanspruchte fünfeinhalb Jahre. Viel länger dauerte die Planung: Anfang der 1980er-Jahre wurde die Strasse zur Expressstrasse ausgebaut. Zusammen mit dem Milchbucktunnel hätte diese zum Nordast des sogenannten Ypsilons, eines Autobahnzusammenschlusses mitten in der Stadt Zürich, werden sollen (zu dem auch die Sihlhochstrasse gehört). Dieses wurde zwar nie realisiert, aber der Ausbau kam.

Der Wunsch nach Lärmschutzmassnahmen kam aus der Bevölkerung. 1999 wurde eine Volksinitiative lanciert. Vor 25 Jahren beschloss der Kanton Zürich, entsprechende Massnahmen umzusetzen. 2006 gab es ein klares Ja des Kantonsrates und des Gemeinderats der Stadt Zürich zur Kreditvorlage. Die Stadtzürcher Bevölkerung stimmte ebenfalls zu.

2008 kam der Bund ins Spiel. 2011 folgte die öffentliche Planauflage. 43 Einsprachen gingen ein. Der Gemeinderat der Stadt Zürich stimmte dem Zusatzkredit zu. Auch der Kantonsrat sprach mehr Geld. Die Plangenehmigungsverfügung erlangte im Jahr 2016 Rechtskraft. 2017 ­liefen die Vorarbeiten an. 2019 erfolgte der Spatenstich.

2021 stimmte die Stadtzürcher Stimmbevölkerung für eine Krediterhöhung für die Ausstattung des Ueberlandparks. Während der langen Dauer des Prozesses hatten sich auch die Ansprüche an die ­Gestaltung des Deckels geändert. Nun sollten durch zusätzliche Bäume und Sträucher sowie Schattendächer weitere Aufenthaltsflächen entstehen, die die Bevölkerung auch an heissen Tagen nutzen kann. 2024 war die Einhausung abgeschlossen. «Die Einhausung ist ein Denkmal für die direkte Demokratie», betonte Jürg Rüegger, Präsident Verein Einhausung Autobahn Schwamendingen.

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