Oerlikon schnuppert Hochschulluft
Andreas Niklaus, Rektor der Kantonsschule Zürich Nord, gibt Auskunft über die Herausforderungen der temporären Verlegung der KZN auf den Campus Irchel.
Andreas Niklaus, Sie haben den Umzug Ihrer gesamten Kantonsschule hinter sich. Das muss herausfordernd gewesen sein.
Der Umzug brauchte natürlich eine lange Vorbereitungszeit und umfasste ganz viel. Zuerst kämmten die Fachschaften (Gruppe von Lehrern, die dasselbe Fach unterrichten, Anm. d. Red.) ihre zum Teil grossen Sammlungen durch, die von Chemikalien bis hin zu Tieren reichen. Dann arbeiteten wir mit professionellen Umzugsplanern und einer Logistikfirma zusammen. Wir stellten Kreditanträge beim Kanton, weil die Beträge ausserhalb meiner Ausgabekompetenz lagen. Da der ganze Umzug sieben Wochen statt fünf dauerte, konzipierten wir ausserdem ein Spezialprogramm für die beiden Wochen vor den Sommerferien, in dessen Rahmen die Schüler extern arbeiteten, also projektartig oder per Homeschooling.
Bedeutet dieser Umzug eine räumliche Verkleinerung?
Der Campus in Oerlikon ist rein räumlich sehr viel grösser, er hat viele Aussenanlagen mit allem Drum und Dran. Zimmer haben wir hier allerdings fast mehr. Vor allem bei den Fachschaften gibt es Unterschiede. Das räumliche Konzept muss zwar unseren Bedürfnissen entsprechen, aber auch jenen der Schulen, die nach uns kommen. Und diese haben einen höheren Bedarf an Naturwissenschaftsräumen, weshalb wir in diesem Bereich sehr gut dran sind. In anderen Bereichen reicht es gerade so.
Gehört es auch zu Ihren Aufgaben, den Umbau in Oerlikon zu überwachen?
Ja, auch das ist ein Projekt. Wir sind parallel zum Umzug seit Jahren daran, die Gesamtsanierung zu planen. Es gibt Schnittstellen zwischen unserer Schulleitung, den Architekten und den Fachschaften. Ich arbeite im Projektausschuss mit, der über alles beschliesst, was das Projektteam beantragt. Und nach dem Umzug ist vor dem Umzug: Wir werden bald damit anfangen, die Rückkehr zu planen. Was nicht einfach wird, denn wir verlassen kein Gebäude, das saniert wird, sondern nach uns kommen andere. Das bedeutet noch mehr logistische Herausforderungen.
Ist das ohne zusätzliches Personal zu stemmen? Leidet nicht der Unterricht darunter?
Wir haben etwas mehr Ressourcen bekommen. Ich konnte meine Prorektorin, die intensiv in das Umzugsprojekt involviert war, stark vom Unterricht entlasten. Auch die Sammlungs- und Fachvorsteher in den Fachschaften wurden entlastet. Meine Adjunktin bekam temporäre Stellenprozente. Dennoch hat uns das Projekt personell ans Limit gebracht. Nicht alles lässt sich an irgendjemanden delegieren.
Von der räumlichen Nähe der Gymnasien zur Universität erhoffen sich beide Seiten Synergien. Bahnen sich schon konkrete Projekte an?
Wir haben zuerst das Managen des Umzugs in den Vordergrund gestellt. Aber einiges wurde bereits angedacht. Man kann bis Ende Monat Projekte eingeben, für die auch Geld vorhanden ist. Dazu gibt es inoffizielle Kontakte: Die Fachlehrer kennen die Leute von der Uni ja oft, zum Beispiel, weil sie selber hier studiert haben. Schliesslich besteht die Idee, dass man Mitgliedern der Uni Gelegenheit gibt, Gymnasiasten zu unterrichten. Das hat ein gewisses Potenzial, gerade weil es für die Naturwissenschaften eher einen Mangel an Lehrpersonal gibt.
Interview: Tobias Hoffmann