Notarzt kommt neu mit dem Tesla

Thomas Güntert

Das Spital Bülach setzt beim neuen Notarztfahrzeug auf Tesla: Es ist der erste Wagen des US-amerikanischer Herstellers, der in der Schweiz als Notarztfahrzeug im Einsatz ist. Vergangene Woche wurde das Auto dem Spital übergeben.

«Als 1874 der erste Einsatz vom damaligen ‹Krankentransport Bülach› nach Glattfelden erfolgte, konnte man sich nicht vorstellen, dass der Notarzt einmal elektrisch an den Einsatzort kommt», sagte der Rettungsdienstleiter vom Spital Bülach, Jean Mezghini. Um die zuverlässige Einsatzbereitschaft weiterhin rund um die Uhr sicher gewährleisten zu können, musste das Spital Bülach den in die Jahre gekommenen Notarztwagen ersetzen. Vergangene Woche wurde bei einem kleinen Festakt in der Garage des Rettungsdienstes ein Tesla Y als Notarztfahrzeug übergeben und in Betrieb genommen.

Mezghini bedankte sich bei den Bereichsleitern Christian Bühler und Christoph Stier sowie der Geschäftsleiterin ­Doris Benz für die Unterstützung bei der Anschaffung eines Elektro-Notarztfahrzeugs. Der eigentliche Ideengeber Christoph Stier erzählte, dass sich ein Elektroauto als Option für den Ersatz des alten Notarztfahrzeugs herauskristallisierte, nachdem mehrere Wochen lang verschiedene Hersteller und Antriebsarten evaluiert und Daten verglichen wurden.

Reichweite mehr als ausreichend

«Die Reichweite funktioniert auch bei kalten Temperaturen», sagte Stier. Zudem seien die Ladekosten günstiger als herkömmliche Kraftstoffe. Stier bemerkte, dass die Batteriekapazität an der hauseigenen Ladestation in einer Viertelstunde von 20 auf 80 Wattprozent aufgeladen wird. Das Fahrzeug kann in einer halben Stunde auch an einem Tesla Supercharger geladen werden, die im Kanton weit verbreitet sind. «Das ist aber nur eine Notlösung», sagte Stier. Der Bereichsleiter fügte an, dass in der Vergangenheit die höchste tägliche Auslastung des Notarztfahrzeugs bei 250 Kilometer lag und dass man eine Ladezeitersparnis erreichen kann, indem man den Akku tief herunterfährt.

Das Elektrofahrzeug bietet Platz für die medizinische Ausrüstung und die Wartungs-, Service- und Unterhaltskosten sind geringer als bei einem Auto mit Verbrennungsmotor. «Das Fahrzeug geht nur in die Werkstatt, wenn etwas kaputt ist, und durch das geringere Risiko von mechanischen Defekten reduzieren sich auch die Ausfallzeiten», sagte Stier. Technische Änderungen können wie bei ­einem Update für ein Smartphone vor Ort aufgespielt und 90 Prozent aller typischen Probleme online gelöst werden.

Nachdem diverse Elektrofahrzeuge zur Auswahl standen, fiel die Entscheidung klar auf einen Tesla, Modell Y, für den der Hersteller für acht Jahre oder für eine Fahrleistung von 190 000 Kilometer eine Vollgarantie auf Batterie und Antriebssystem gibt. Der Anschaffungspreis für den Tesla sei zudem deutlich günstiger als ein vergleichbares Elektromodell, wobei der Preis allerdings nicht genannt wurde. Über die Leistung konnte Stier auch keine Auskunft geben. Tesla gebe keine PS-Zahlen bekannt, weil sie von der Temperatur und dem Ladezustand abhängig sind. Laut Internetrecherche kostet das Basismodell Y mit einer Reichweite von 455 Kilometern und einer Leistung von 299 PS rund 47 000 Franken.

Tannenzapfenschnaps überreicht

Julien Kruijsen, Geschäftsführer von Tagzone Construction & Design Gmbh in Gloten bei Sirnach, übergab den Tesla an den Rettungsdienstleiter Jean Mezghini. Kruij­sen erzählte mit sichtlichem Stolz, dass seine junge Firma im Thurgau bereits viel Erfahrung mit Fahrzeugumbauten im Kleinbereich hat, der Bülacher Tesla aber der erste Tesla in der Schweiz sei, der als Notarztfahrzeug zum Einsatz komme. Beim Umbau zum Notarztfahrzeug wurde das Fahrwerk erhöht, damit es geländegängiger ist. Der Notarzt-Tesla erreichte bei der Vorstellung an der Suisse Public Messe in Bern grosse Aufmerksamkeit. «Dieses Auto wird noch viele Kinder hintennach tragen», sagte Kruijsen. Obwohl beim Rettungsdienst Alkohol ein Tabu ist, überreichte Kruijsen einen Tannenzapfenschnaps, der in seiner Ostschweizer Heimat eine Delikatesse sei und für diesen Anlass vom «Mannendiesel» zum «Lithiumsaft» umgetauft wurde.

Das Spital Bülach ist im Zürcher Unterland mit 170 Betten und 1200 Mitarbeitenden für die medizinische Versorgung von 180  000 Menschen zuständig, wobei der Rettungsdienst rund um die Uhr in 36 Gemeinden die Notfallversorgung sicherstellt. Das Team des Rettungsdienstes mit 52 Rettungssanitätern verzeichnet jährlich rund 9000 Einsätze, wovon über 1000 Notarzteinsätze sind. Die Einsatzgebiete des Rettungsdienstes des Spitals sind in die Bereiche Nord-, Wehntaler- und Südgemeinden unterteilt. Neben dem Hauptstandort erfolgen die Einsätze von den Standorten Kloten und Niederglatt.

Die Fahrzeugflotte besteht aus vier Rettungswagen, zwei Ersatzfahrzeugen und einem Notarztauto. Die Besatzung des Notarztfahrzeugs besteht aus einem Rettungssanitäter als Fahrer und einem Notarzt. Der Krankenwagen ist entweder mit zwei Rettungssanitätern oder mit einem Rettungssanitäter und einem Rettungssanitäter in Ausbildung besetzt.

Spital setzt auf Nachhaltigkeit

Durch den neuen Notarzt-Tesla spart das Spital jährlich rund 2500 Liter Diesel. Bei einer Reichweite von über 400 Kilometern entfallen die Tankstopps, da das Fahrzeug im Spital aufgeladen werden kann.

Das Spital Bülach will sich nachhaltig in den Bereichen Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und gute Unternehmensführung engagieren. Im Umweltbereich wurde etwa die Dieselheizung auf Holz umgestellt. Die beiden Elektro-Schnellladestationen, die auch für Externe zugänglich sind, werden zum Teil von der spitaleigenen Solaranlage betrieben.

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