Nachtflüge sind für beide ein Ärgernis
An der FDP-Veranstaltung trafen mit Flughafen-Chef Lukas Brosi und Schutzverbandspräsident Peter Götz zwei Exponenten aufeinander, deren Meinungen zum Pistenausbau diametral auseinanderliegen. Dennoch flogen nicht die Fetzen, vielmehr dominierten die Fakten.
Hätte die Abstimmung unter den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern der FDP-Veranstaltung stattgefunden, so wäre die Pistenverlängerung mit 54:11 Stimmen angenommen worden. Dies ergab eine zum Schluss der Veranstaltung gemachte Online-Umfrage unter den Gästen. Allerdings widerspiegelt das Ergebnis keineswegs die Fragerunde. In dieser musste ausschliesslich Flughafen-Chef Lukas Brosi Stellung zu vorwiegend kritischen Einwänden Stellung nehmen. Peter Götz, seit 2021 SBFZ-Präsident und Gemeindepräsident (SVP) von Höri, konnte sich zurücklehnen.
Im Zentrum der Fragen stand vor allem die Befürchtung, dass der Osten Klotens mit der Verlängerung der Piste 28 künftig mehr Landungen ertragen muss. Dies bestätigt Brosi, unterstreicht allerdings, dass an der Grundkonzeption der drei Anflugregime nichts geändert werde. Will heissen: Frühmorgens wird der Flughafen weiterhin von Süden angeflogen, tagsüber von Norden und abends von Osten. «Es ist aber so, dass über Osten künftig häufiger angeflogen werden kann und der Süden eine Entlastung erfährt», so Brosi, der seit Mai 2023 Flughafen-CEO ist. Hintergrund sei, dass mit einer um 400 Meter verlängerten Piste 28 auch schwerere Flugzeuge landen könnten und nicht umständlich auf eine andere ausweichen müssten. Brosi dementiert in seinem zuvor gehaltenen Referat, dass die Pistenverlängerung zu einer Kapazitätserhöhung führt. Die «Pistenkapazität» sei vom Bund festgeschrieben. Mit den Pistenverlängerungen werde vor allem die Sicherheitsmarge erhöht. «Die Gefahr des Überschiessens der Piste 28 wird reduziert und es gibt weniger Kreuzungen, weil die Flugzeuge vom Dock Midfield direkt auf die Piste 32 fahren und starten könnten.». Wie gering die Marge ist, erläuterte ein Pilot, der kürzlich bei nassem Wetter auf der Piste 28 landete. «Meine Berechnungen ergaben noch 13 Meter ‹Spatzig›. Ich wäre deshalb um die zusätzlichen 400 Meter sehr dankbar.»
Im Zentrum der Publikumsfragen standen ferner die Nachtflüge, insbesondere jene nach 23 Uhr, die dem Verspätungsabbau dienen. Ein Ärgernis seien sie, wurde moniert. Ein «Ärgernis» sind sie auch für den Flughafenchef, wie er mehrfach unterstreicht. «Die Situation bei den Nachtflügen muss verbessert werden, das ist auch meine Meinung», so Brosi, der anfügt, dass die Pistenverlängerungen eine Massnahme dazu sei.
Druck auf Nachtstunden wächst
Davon ist Peter Götz aber keineswegs überzeugt. «Das Hauptproblem ist der Druck auf die Nachtstunden.» Hier stelle man eine stete Zunahme von Starts und Landungen fest. «Die Anzahl hat in den vergangenen Jahren gar überproportional zugenommen», so der SBFZ-Präsident. Und eine Verbesserung der Situation sei nicht in Sicht. Dies habe sich nach Corona gezeigt, als weniger geflogen wurde, es aber dennoch zu Nachtflügen gekommen sei. Zudem bemängelte er, dass die mit den Pistenausbauten einhergehende Nachtlärmveränderung im Projekt gar nicht aufgezeigt wird, obwohl die Auswirkungen auf die umliegenden Gemeinden und die Bevölkerung keineswegs marginal seien. Götz: «Sie sind für die Standortqualität schädlich.»
Der Schutzverbandspräsident attestierte zwar, dass die geplanten Pistenverlängerungen die Sicherheitsmarge erhöhen würden, gleichzeitig gab er aber zu bedenken, dass ein «nicht maximal ausgereiztes System» der Sicherheit ebenfalls zuträglich wäre.
In der vor allem von Fakten geprägten Auseinandersetzung gingen Brosi und Götz sehr respektvoll miteinander um. Götz attestierte denn auch, dass man sich inzwischen gut kenne. «Wir sind schon fast wie ein altes Ehepaar», so Brosi. «Wir respektieren uns, sind aber nicht immer gleicher Meinung.» Dass es zu keinem Schlagabtausch gekommen ist, hat aber auch mit der Haltung des Schutzverbandes zu tun, der 50 Gemeinden vertritt. Dieser blieb in der Diskussion um die Pistenverlängerungen nämlich weitgehend im Hintergrund, wie Götz auch bestätigt. Obwohl in den von den Delegierten festgelegten Eckwerten unter Punkt sechs von sieben klar festgehalten ist: «Keine Veränderung am Pistensystem».
Angepasst habe sich dagegen der Flughafen, so Brosi in seiner Einleitung. So sei die Nachtruhe stetig verlängert worden. Galt bis 2000 noch eine solche zwischen 00.30 und 5.00 Uhr, dauert sie seit 2010 von 23.30 bis 6.00 Uhr. «Wir haben damit die kürzeste Flugzeit in ganz Europa», betont Brosi, der dem Vorwurf des grenzenlosen Wachstums heftig widersprach. Man erfülle lediglich das Mobilitätsbedürfnis der Bevölkerung. Treiber sei hier vor allem das Bevölkerungswachstum. «Aber», so der Flughafenchef, «das Passagier- und Wirtschaftswachstum führt seit 24 Jahren aber nicht zu mehr Flugbewegungen.» Dies, weil die Flugkapazität zugenommen habe.