Misstrauen gegenüber dem Flughafen
Mehr Sicherheit oder mehr Lärm? Auf diese Frage laufen die Diskussionen um die Pistenverlängerungen jeweils hinaus. Und jede Himmelsrichtung befürchtet, sie werde übervorteilt.
Es gibt in der Frage der Pistenverlängerungen viele Frage- und Ausrufezeichen. Doch eigentlich müsste man ein drittes erfinden: das Misstrauenszeichen. Es würde in den Diskussionen sehr häufig gesetzt. Das zeigte sich auch an einem Podium: In Kloten diskutierten vergangene Woche Priska Seiler Graf, Nationalrätin SP, und David Galeuchet, Kantonsrat Grüne, als Gegner sowie Regine Sauter, Nationalrätin FDP, und Christian Lucek, alt Kantonsrat SVP, als Befürworter der Ausbaupläne des Flughafens.
Dabei kam auch das Publikum zu Wort: Ein früheres Mitglied des «Runway Safety Teams» am Flughafen führte aus, dass die Hindernisse beim An- und Abflug viel entscheidender seien als die Länge einer Piste. «In zehn Jahren fliegt niemand mehr mit schwachen viermotorigen Maschinen», ist der Mann überzeugt. Deshalb seien die jetzt geplanten Pistenverlängerungen unnötig. Lucek antwortete, steilere Anflüge würden international jedoch nicht akzeptiert.
Jemand anders monierte, die Pisten würden nur verlängert, «damit der Süden schlafen kann». Seiler Graf pflichtete insofern bei: «Früher hiess es, die ersten Flieger müssten um 5.15 Uhr landen, alles andere wäre ein Weltuntergang. Dann kamen die deutschen Luftraumbeschränkungen und damit die Südanflüge – und die ersten Flieger kamen erst um 6 Uhr.»
«Warum ist hier nicht wie in Frankfurt um 23 Uhr Ruhe?», wollte jemand wissen, und Lucek antwortete: «Weil sie morgens eine Stunde früher, um 5 Uhr, anfangen.» Allerdings sind auch dort verspätete Starts (etwa wegen Gewitter oder Schneefall) und Landungen bis 24 Uhr ohne Ausnahmegenehmigung möglich und in den Nachtrandstunden (5 bis 6 beziehungsweise 23 bis 24 Uhr) pro Nacht im Kalenderjahresdurchschnitt bis zu 133 Flugbewegungen erlaubt.
Für Seiler Graf sind die Verspätungen bereits eingeplant, weil die Startzeiten vor 23 Uhr nur bei allerbestem Wetter eingehalten werden könnten. Verbindliche Zusicherungen, dass es mit verlängerten Pisten besser werde, gäben weder der Flughafen noch der Regierungsrat. «Wir trauen beiden nicht», so Galeuchet. Aber auch untereinander traut man sich nicht: «Südanflug ist gut für uns», hiess es etwa im Publikum. Diskussionen über die Ausrichtung seien jedoch müssig, findet Sauter. Und Seiler Graf hat recht, wenn sie sagt: «Die Diskussionen um die Lärmverteilung nützen nur dem Flughafen.» Weiterer Artikel folgt.
Abstimmungen am 3. März
Am 3. März wird über die Pistenverlängerungen abgestimmt. Deshalb erscheinen im heutigen gedruckten «Stadt-Anzeiger» wie immer die letzten Artikel zum Thema. Nur so wären am 29. Februar und damit vor dem Urnengang noch Berichtigungen möglich.
Verlag und Redaktion