«Meine Welt ist geprägt von Kreativität»
Fabian Moor, vielen auch als Fabba bekannt, ist nach einer Schaffenspause zurück in Kloten und präsentierte unter anderem mit Luna Mando aus Frankreich im Bücheler-Hus sein neuestes Werk «Live from the Mother`s Womb». Wir haben mit Fabba gesprochen.
Fabba, es war etwas ruhig um deine Person. Was hat sich bei dir seit unserem letzten Treffen getan?
Ich verbrachte einige Monate in Südafrika und habe mich auf diversen Instrumenten weitergebildet. Seit rund zwei Jahren verbringe ich einen grossen Teil meiner Zeit in Frankreich, wo ich eine Residenz für Künstler und Musiker aufbaue. Aus diesem Grund habe ich in den letzten zwei Jahren wenige Auftritte gespielt.
Was hat es mit der Residenz auf sich?
Ich träumte schon lange davon, an einem Ort in der Natur zu wohnen, welcher Raum für Kreativität bietet. «Le Moulin d’Abondance», wie wir den Ort nun nennen, bietet genau das. Dass die Liegenschaft innerhalb von zweieinhalb Stunden aus Zürich zu erreichen ist und mit dreieinhalb Hektar und fünf Gebäuden sogar als Veranstaltungsort und als Residenz für kreative Menschen betrieben werden kann, hat uns definitiv davon überzeugt, die Liegenschaft als Gruppe von zehn Leuten zu erwerben.
Nun bist du zurück, mit neuem Werk. Worin liegt deine Inspiration für dein neuestes Werk «Live from the Mother’s Womb»?
«Live from the Mother’s Womb» ist – wie der Name schon sagt – ein Live-Album. Auf zwei CDs finden sich zum einen sorgfältig komponierte und arrangierte Songs, die in den Genres «World Music», «Folk», «Pop» und «Rock» beheimatet sind. Auf der zweiten CD befindet sich improvisierte Musik, die ich mit verschiedenen Freunden in verschiedenen Ländern aufgenommen habe. Die Songs wurden im Verlaufe der Jahre 2017 bis 2023 aufgezeichnet. Mir gefällt Livemusik vor allem deshalb, weil sie sehr ehrlich ist und den Moment widerspiegelt. Natürlich sind auch einige Songs auf der CD zu finden, die noch unbekannt sind.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Luna Mando aus Frankreich?
Wir sind uns an einem Festival in Frankreich begegnet und direkt elektrisiert von unserer musikalischen Verbindung. Da Luna als Musikerin in Frankreich bereits viel Erfahrung gesammelt hat, konnte sie mir bei allen administrativen Angelegenheiten rund um die Artist-Residenz, die wir hier aufbauen, helfen. Diese verwandeln wir Schritt für Schritt in ein Paradies für kreative Menschen.
«Ja, ich habe keine Zeit, mich von Details und Kleinigkeiten herunterziehen zu lassen, sondern wertschätze lieber die alltäglichen Geschenke des Lebens.»
Für Luna Mando ist es der erste Auftritt vor Schweizer Publikum.
Es ist ein spezielles Konzert, da wir sowohl ihre als auch meine Songs spielen und noch zwei weitere wunderbare Musikerinnen mit dabei haben. Dann organisierte ich für Luna noch Konzerte in Winterthur, Bremgarten und Zürich. In Frankreich hat sie bereits viele Fans – nun sind wir gespannt, wie die Leute hier auf ihre virtuose Musik reagieren.
Gibt es etwas an ihr, was du als typisch schweizerisch benennen würdest?
Ich weiss nicht, ob man das als typisch schweizerisch bezeichnen kann, aber Luna ist wohl eine der professionellsten Musikerinnen, mit denen ich bisher zusammenarbeiten durfte. Sie ist unglaublich virtuos an der Gitarre, beherrscht fast alle Musikrichtungen und lernt neues Material innert kürzester Zeit.
Welche Erwartungen hat sie an die Swiss People?
Wir gehen davon aus, dass die Konzerte gut ankommen und die Leute hier genauso begeistert sind wie die Menschen in Frankreich. Herausstellen wird es sich natürlich an den Gigs selbst.
Man hört, es seien auch Folgeprojekte geplant?
Wir haben tatsächlich einige gemeinsame Projekte am Start. Unter anderem mit unserem Freund, dem Handpanspieler Malte Marten. Letzten Sommer haben wir einige improvisierte Musikvideos für Youtube aufgezeichnet. Die meisten davon haben mittlerweile über 500 000 Klicks. Das bisher erfolgreichste mit dem Namen Sun & Moon hat sogar fünf Millionen Klicks innerhalb eines Jahres erreicht. Wir werden in den kommenden Monaten sowohl mit Malte als auch weiteren Freunden weitere Projekte verfolgen.
Und was bekommen die Gäste heute Abend im Bücheler-Hus geboten?
Hauptsächlich spieltn wir Songs von Luna Mando sowie Fabba und betteten sie ein in eine Mischung aus virtuoser, improvisierter Gitarrenmusik, mehrstimmigen Gesängen und Dynamiken, die von absolut wild und ekstatisch bis sanft reichen. Wir haben bewusst auf Perkussion verzichtet, um den drei Gitarren und Stimmen mehr Raum zu geben.
Wer deinen Werdegang verfolgt hat, weiss, dass du mal der Freelancer Fabba, der Musiker Fabba, aber unter anderem im «Stadt-Anzeiger» auch der intellektuelle Texter Fabba bist, der die Welt aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Gib uns einen Einblick in deine Welt.
Meine Welt ist geprägt von Kreativität und Begegnungen mit faszinierenden Menschen, über die ich in Zeitungen, Podcasts oder auf meinem Youtube-Kanal berichte. In meinen Songs verarbeite ich die absurden und faszinierenden Erlebnisse, die mir vom Leben geschenkt werden. Ich liebe es, Zeit in der Natur zu verbringen, und möchte in diesem Leben etwas erschaffen, was den Menschen Kraft, Freude und Lebenslust vermittelt.
Louis Armstrong sang einst: «What a wonderful World». Was willst du den Menschen mit «Live from the Mother’s Womb» mit auf den Weg geben?
«Live from the Mother’s Wom» bedeutet ja: «Live aus dem Mutterleib» – ein Ort, an welchem man sich warm, wohlig und hundertprozentig zu Hause fühlt. Ich möchte den Leuten dieses Gefühl vermitteln, möchte sie aber auch mit allen Herausforderungen konfrontieren, die das Leben mit sich bringt. Dies widerspiegelt sich in den Texten, den Arrangements und vor allem meiner Art, zu singen und Gitarre zu spielen.
Du bist ein spirituell angehauchter Zeitgenosse, was sich nicht nur in deiner Musik widerspiegelt. Auch dein Outfit ist dein Branding. Da kommt mir Woodstock oder die 68er-Bewegung in den Sinn. Wo ist die Lockerheit von damals geblieben?
Mit dem Wort Lockerheit identifiziere ich mich schon sehr. Ja, ich habe keine Zeit, mich von Details und Kleinigkeiten herunterziehen zu lassen, sondern wertschätze lieber die alltäglichen Geschenke des Lebens. Wir haben Wasserhähne, Lichtschalter, Heizungen, Zugang zur Natur und sind eigentlich von allen existenziellen Problemen verschont. Dass mein Outfit mein Branding sei, höre ich zum ersten Mal. Es kann sein, dass ich optisch ein Bild vermittle, welches an die 68er erinnert. Dies ist aber eher Zufall als Statement. Ich bin offen für alles und alle um mich herum.
Man sagt, Musik verbindet. Was muss deiner Meinung nach passieren, dass die Verbindung, die sich im Bücheler-Hus vollzieht, nachhaltig bleibt?
Wenn sich die Menschen mehr Zeit für Integration nehmen, können Erlebnisse nachhaltig wirken. Wer auf dem Nachhauseweg bereits andere Musik hört und sich direkt nach dem Konzert mit dem Kopf wieder in den Alltag stürzt, wird es schwieriger haben, diese Integration zu erleben. Wenn man noch ein bisschen in der Erfahrung schwelgt, sich vielleicht mit jemandem, der auch dabei war, über die tollsten Momente austauscht und das Erlebnis mit in den Traum nimmt, können Erlebnisse nachhaltig integriert werden. Dies gilt nicht nur für Konzerte, sondern auch für Erfahrungen, die von den unendlich vielen Eindrücken des 21. Jahrhunderts schnell weggeschwemmt werden können.
Was steht als Nächstes auf deiner Agenda?
Nach den November-Konzerten geht es ins Booking für das Jahr 2025. Ein zweites Projekt von mir, die Band Blood Sugar Swiss Magik, spielt Red-Hot-Chili-Peppers-Songs auf den Bühnen ganz Europas. In wenigen Tagen erscheint unser neuer Live-Trailer, der im «Rössli» Stäfa aufgezeichnet wurde. Dann nimmt auch die «Moulin d’Abondance» Raum ein. Wir organisieren Anlässe über Weihnachten und Neujahr und es steht eine Weiterbildung an, um in ganz Europa als offizielle Residenz für Künstlerinnen und Künstler anerkannt zu werden. Langweilig wird es mir bestimmt nicht.
Mehr unter: www.freelancerfabba.com