Marjamäki: «Wir können erreichen, was wir uns verdienen»

Richard Stoffel

Am Freitag empfängt Kloten zum Auftakt des Qualifikationsendspurts den Leader HC Lausanne. Klotens Trainer Lauri Marjamäki blickt im Interview auf die letzten Wochen zurück und erklärt, weshalb die Länderspielpause nach den Niederlagen gerade richtig gekommen war.

Lauri Marjamäki, wie beurteilen Sie Klotens Lage als Tabellensiebter unmittelbar hinter den Playoff-Direktplätzen vor dem Saison-Endspurt?

Zunächst einmal bin ich sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie wir uns insgesamt bislang präsentiert haben. Die letzten Spiele ergaben nicht den Resultatausgang, den wir selbst wollten. Doch es gab auch verschiedene Faktoren, die dazu führten. Es gab einige Ausfälle von Spielern, die nicht einfach zu ersetzen waren. Und zuletzt vor der Pause verloren wir ein Spiel bei Ambri-Piotta, das wir in neun von zehn Fällen aufgrund des Spiel­verlaufs und mit normaler Effizienz gewinnen müssten. Insgesamt kam deshalb die Pause gerade richtig für uns. So konnten wir durchatmen und neuen Anlauf holen.

In der Zeit der Ausfälle erhielten immer mehr Youngsters Bewährungsmöglichkeiten... Angeführt von Cyril Keller beispielsweise, der dann die vierte Linie anführte.

Ich bin sehr happy, dass wir einige junge Schweizer Spieler hatten und haben, die einsprangen und dies gut machten. Oder auch Spieler, die sonst weniger Eiszeit erhielten und nun die vermehrte Spielpraxis nutzten.

 

«Insgesamt kam deshalb die Pause gerade richtig für uns. So konnten wir durchatmen und neuen Anlauf holen.»

Lauri Marjamäki, Headcoach des EHC Kloten

 

Da die Imports aktuell allesamt fit sind, mussten sie sich zuletzt entscheiden, welcher Import als siebter Ausländer zuschauen muss. Ein Novum für Kloten seit dem Wiederaufstieg vor drei Jahren.

Wir haben nun verschiedene Optionen. Es ist schon auch so, dass dadurch den Imports ein wenig ‹Feuer unter dem Hintern› gemacht wird. Ich hoffe, dass weiterhin alle Imports gesund  bleiben. Die neuen Imports, Jayce Hawryluk und Pontus Aberg, sollen als Rechtsschützen vor allem auch unser Powerplay verstärken.

Die drei kanadischen Stürmer Daniel Audette, Jayce Hawryluk und Tyler Morley warten seit längerem auf einen persönlichen Torerfolg für Kloten, auch wenn Hawryluk erst fünf Spiele für Kloten bestritt und Morley bis vor kurzem einige Wochen verletzt fehlte.

Wir waren in der ganzen Saison als Team sehr gut und erzielten viele Tore bei fünf gegen fünf. Aber in den Special Teams verzeichneten wir Probleme. Das haben wir zu verbessern. Das ist allerdings nicht so einfach, wenn man mitten in der Saison den besten Goalgetter der Liga und unseren Topskorer Miro Aaltonen verlieren. Er führte als Center auch unsere erste Linie an und seine Lücke kann man nicht einfach schliessen.

Sie coachen bereits seit über 30 Jahren. Haben Sie es, abgesehen von Verletzungsfällen, jemals aus einem anderen Grund erlebt, dass, wie im Fall Aaltonen, einer ihrer Schlüsselspieler von einem Tag auf den anderen nicht mehr verfügbar war?

Das ist meine erste entsprechende Erfahrung. Ich hatte diese Situation noch nie erlebt. Natürlich war dies sehr schlecht für uns. Doch wir müssen weitergehen. Jetzt müssen wir fortfahren ohne ihn.

Haben Sie noch Kontakt zu Aaltonen?

Wir befanden uns schon noch im Austausch mit ihm, ich sendete ihm auch ­einige Nachrichten. Doch jetzt müssen wir vorwärtsschauen, und das ist nun mal ohne ihn. Und das ist auch das, was wir selbst kontrollieren können. Wir werden es bewältigen, auch wenn es herausfordernd ist.

Ist es aktuell die anforderungsreichste Zeit, seit Sie Trainer in Kloten sind?

Jeder in diesem Job weiss, dass es auch Zeiten gibt oder geben kann, in denen es nicht so läuft und es Niederlagen gibt. Aber wir müssen immer das grosse Bild im Auge behalten. Und wir haben schon vor der Saison uns damit befasst, wie wir uns im Falle von aufeinanderfolgenden Niederlagen verhalten, um wieder in die Spur zu kommen. Aber diese Verhaltens-Aneignung war und ist immer auch für den Erfolgsfall vorgesehen. Wir können kontrollieren, wie wir uns vorbereiten und so weiter. Sicher tat die Pause uns zuletzt gut, um ein wenig auf andere Gedanken ausserhalb des Eises zu kommen. Doch wir hatten wegen der Niederlagen keine Panik und keinen massiven Verlust des Selbstvertrauens verzeichnet. Niederlagen zählen nun mal auch dazu. Unmittelbar vor der Länderspielpause hatten wir einfach ein erhebliches Effizienzproblem (davor war Kloten laut einer Auswertung der Torschuss-Statistik das zweiteffizienteste Team der Liga – Red.).

Nun stehen die letzten sechs Spiele der Regular Season an...

Das werden bereits ein wenig Playoff-Spiele für uns sein, und das ist gut so.

Dario Meyer sagte, dass nun in erster Linie eine Rückkehr zur Spielfreude bei Kloten notwendig sei.

So ist es. Wir müssen auch unsere Stärken ausspielen, wieder mit Mut und Selbstvertrauen agieren. Unser Stil einfach. Zuletzt dachten wir wohl schon zu viel an die Tabelle. Jetzt muss für uns wieder im Vordergrund stehen, einfach das Spiel zu spielen. Und dies zu geniessen. Natürlich gibt es auch Druck, aber wir müssen uns nicht darauf fokussieren, sondern darauf, was wir unmittelbar auf dem Eis beeinflussen können. Und so gesehen kann dieses von Dario angesprochene Mindset hilfreich sein. Beim letzten Spiel vor der Länderspielpause hatte diese Einstellung gestimmt und wir gaben auch wirklich alles, um zu gewinnen. Wenn man dann in einem solchen Fall dennoch verliert, kann und muss man das akzeptieren.

Im Box- und Powerplay arbeiteten Sie in den letzten Wochen und Monaten viel. Weshalb blieb da bislang ein nachhaltiger Turnaround aus?

Es ist nun schon die ganze Saison so. Und alle wundern sich, dass wir mit diesen Statistiken in den Spezialsituationen dennoch so weit oben in der Tabelle stehen können. Aber natürlich arbeiten wir weiter daran, die Special Teams besser zu machen. Assistenztrainer Kimmo Rintanen als Powerplay-Zuständiger und Benjamin Winkler als Boxplay-Zuständiger. Und ich als Headcoach bin der Resultatverantwortliche. Und dabei habe ich den beiden auch zu helfen. Nun haben wir ein paar neue Spieler und müssen vorab mit den neuen Imports noch die richtigen Set-ups kreieren. Wir feilen täglich an den Details, unter anderem auch an den Abschluss-Positionen.

Inwiefern ist für ein erfolgreiches Powerplay die Konstanz in der Besetzung der Überzahlblöcke entscheidend? Umstellungen durch Verletzungen oder neue Imports beeinträchtigen die Automatismen inwiefern?

Das ist schon so, dass wir gezwungenermassen immer wieder umstellen mussten und müssen. Wir wollen besser werden im Powerplay und im Penaltykilling – keine Frage. Und Konstanz wäre oder ist sicher ein Erfolgsschlüssel dazu. Aber ich bin überzeugt, dass wir unabhängig davon über das Selbstvertrauen und die Fähigkeiten verfügen, in den Special Teams zu reüssieren. 

Weshalb wird Kloten im Qualifikations-endspurt doch noch in die Top 6 für einen Playoff-Direktplatz zurückkehren?

Vor der Saison hatten wir gesagt, dass wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben wollen. Und das Traumziel des Teams war das Erreichen eines Top-Ten-Platzes, damit die Saison mit den Play-ins noch weitergeht. Es ist wichtig, dass und wie wir im Alltag arbeiten. Langfristige Widerstandsfähigkeit streben wir an. Wir sind auf dem richtigen Weg dazu. Und wir können erreichen, was wir uns verdienen in dieser Saison. Wir wollen alles tun, um erfolgreich zu sein. Unser Traumziel sind die Top 10, um oben weiterspielen zu können. Und dazu befinden wir uns in einer guten Ausgangslage.

Und gesamthaft gesehen? Wo wollen Sie und der Klub über diese Saison sportlich hin?

Jahr für Jahr etwas besser werden. Schritt für Schritt. Dazu sehe ich die Grundlage gegeben, zumal die Zusammenarbeit mit Sportchef Ricardo Schödler ausgezeichnet ist. Und ich möchte auch, dass talentierte Junge hierherkommen. Sie können sich hier weiterentwickeln. Natürlich haben wir da auch finanzielle Limiten. Wenn jemand sich so stark weiterentwickelt, dass wir dann als Kloten mit den Angeboten anderer Vereine nicht mehr mithalten können.

Noch ein Wort zum Heimgegner von Freitag, dem bereits für die Playoff-Viertelfinals qualifizierten Leader Lausanne?

Natürlich ist das ein starker Gegner. Doch wir sind selbst sehr heimstark und wollen den Gegner von Beginn an unter Druck setzen. Das letzte Heimspiel gegen Lausanne hätten wir gewinnen können.

 

 

Die weiteren Spiele

Nach dem Heimauftritt gegen Lausanne folgen die Spiele gegen Bern (a/15.2), die SCL Tigers (a/18.2.), die Rapperswil-Jona Lakers (h/23.2.) sowie gegen Zug (h/27.2) und schliesslich noch das Derby gegen die ZSC Lions (a/1. März).

Gwunderbrunnen

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