Lauri Marjamäki: «Von Erfahrungen lernen und daran wachsen»

Richard Stoffel

«Wir werden Frustrationstoleranz benötigen», hatte Klotens Trainer Lauri Marjamäki (47) im Vorsaison-Interview gegenüber dem «Klotener Anzeiger» demütig angekündigt. Nach den ersten vier Monaten seiner Amtszeit kann der ehemalige finnische Nationaltrainer angesichts der Tabellenlage durchatmen.

Marjamäkis Team hat dafür gesorgt, dass Frustrationstoleranz bislang deutlich weniger ausgeprägt notwendig war als prognostiziert. Das beherzte Hockey und die erfolgreich umgesetzte Systemtreue sorgten dafür, dass sich die Flughafenstädter in der dritten Saison nach dem Wiederaufstieg aktuell gar in Richtung Play-in orientieren dürfen. Im Interview mit dem «Stadt-Anzeiger» äussert sich Marjamäki zu Klotens bemerkenswertem erstem Saisondrittel.

Kloten hat unter Ihnen im ersten Saisondrittel positiv überrascht. Worauf führen Sie dies zurück?

Ich denke, dass die gute Vorbereitung ein Schlüssel dazu war. Wir bestritten auch neun Vorbereitungsspiele, von denen wir sieben gewannen.

Sie betonten vor der Saison, dass der Tisch leer war, als Sie ihre Arbeit aufnahmen.

Nicht nur ich als Headcoach war neu, sondern auch der Sportchef, ein Assistenztrainer sowie über ein halbes Dutzend Spieler, die zum Verein stiessen. Wir konnten deshalb vorwärtsschauen und mussten der letzten Saison keine Beachtung mehr schenken. Wir starteten auch gut in die Meisterschaft. Nach sieben, acht Spielen stieg der Respekt bei der Konkurrenz. Wir wurden detaillierter gescoutet. Die Gegner passten ihren Spielstil an. Dennoch konnten wir aus den ersten 18 Spielen 10 Siege holen.

War dies aber keine grosse Über­raschung?

Ich mag mein Team, und ich habe ein gutes Team um mich im Coaching-Stab und auch einen neuen Sportchef. So weit, so gut. Doch wir haben noch zahlreiche Ziele in unserem Entwicklungsprozess, in dem wir uns verbessern wollen. Beispielsweise bei den Special Teams, also dem Über- und dem Unterzahlspiel.

Gab es in der Liga für Sie etwas, was Sie überraschte?

Ich hatte keine Erwartungen. Ich coache seit 30 Jahren, aber es ist das erste Mal in dieser Zeit, in der ich ein nicht finnisches Team coache. Ich fühle mich wohl hier in diesem Klub und mag die Ambiance in den Ligaspielen. Deshalb habe ich auch den Vertrag verlängert. Und wir haben hier in Kloten im Team eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern, die alle ihre spezifischen Stärken einbringen, aber auch vielseitig sind und das Team gesamthaft stark machen. Ich habe den Aufenthalt in Kloten und in der Schweiz bislang sehr genossen. Und es fühlt sich gut für mich an.

Die Spieler glauben auch an Ihr Spiel­system.

Struktur ist alles. Wenn diese Struktur vorhanden ist, müssen sie sich auf dem Eis auch nicht immer überlegen, was jetzt grad die beste Lösung wäre und ob dies oder jenes nicht besser gewesen wäre. Das Feedback der Spieler ist in dieser Beziehung deshalb gut. Für mich ist aber auch wichtig, dass wir uns auf unsere Stärken fokussieren und uns derer bewusst sind. Die Spieler zeigen dies, indem sie mit Selbstvertrauen und Courage auftreten und etwas mit dem Puck kreieren wollen. Wir wissen zwar, dass wir der Underdog sind, das heisst aber nicht, dass wir uns deshalb nur auf die Defensive beschränken.

Beeindruckend ist die Entwicklung von Eigengewächs Rafael Meier, aber auch des enorm wiedererstarkten Miro Aaltonen oder des im Vergleich zur Vorsaison ebenfalls verbesserten Niko Ojamäki.

Zunächst war einer der Wünsche beziehungsweise ein Hauptanliegen des Klubs an mich, dass ich die jungen Spieler des Vereins weiterentwickle. Dazu zählte unter anderen Rafi Meier oder Dario Sidler oder Mischa Ramel, die Eiszeit erhalten und sie sich verdient hatten. Und die Jungen machen sich auch wirklich gut und verbessern sich. Miro ist sehr fit, und man sieht, wozu er fähig ist. Ich habe Miro schon früher drei Jahre in Finnland gecoacht und Ojamäki auch im Nationalteam.

Bislang hatte Kloten bei den sechs Ausländern auch das Glück, dass ausnahmslos alle einsatzfähig waren. Nur Gottéron und Ambri-Piotta schöpften auch in jedem bisherigen Saisonspiel ihr Ausländerkontingent aus, haben aber im Gegensatz zu Kloten mehr als sechs Imports unter Vertrag.

Darüber möchte ich lieber nicht sprechen und damit etwas heraufbeschwören. Wir möchten natürlich generell, dass wir angesichts des nicht so breiten Kaders möglichst wenig Ausfälle beklagen müssen. Verletzungen brauchen wir nicht. Es ist auch wichtig, dass die Eiszeit gut auf vier Blöcke verteilt wird. Denn für überbeanspruchte Spieler steigt die Verletzungsgefahr.

Fünf der sechs Importspieler von Kloten haben einen auslaufenden Vertrag (Miro Aaltonen, Niko Ojamäki, Tom Gregoire, Sami Niku und Dan Audette). Ist es möglich für Sie, dass Sie beispielsweise Aaltonen, mit dem Sie schon in Finnland mehrere Jahre zusammengearbeitet haben, von einem Verbleib in Kloten überzeugen können?

Es lohnt sich nicht, darob Energie zu verschwenden. Darüber macht sich unser Sportchef Ricardo Schödler seine eigenen Gedanken. Aber es gibt auch Dinge zu akzeptieren, die sind, wie sie sind. Wir als Coaches haben in erster Linie dafür zu sorgen, dass sich die Spieler weiterentwickeln. Und danach gibt es halt Teams, die vielleicht mehr Geld haben und ein höheres Salär bieten können. Das ist normal. Wir machen einfach unseren bestmöglichen Job. Dies betrifft auch das Scouting von talentierten Spielern und potenziellen Imports.

Erzählen Sie uns kurz noch etwas zu diesem klubspezifischen Montagstraining zur Aus- und Weiterbildung von Klotens Youngstern, von U17-Spielern bis National-League-Stammspielern wie Mischa Ramel und Rafi Meier.

Wir arbeiten da in erster Linie gezielt an den Skills. Wir werden dies aber noch ausbauen müssen. Ich denke, dass ab der nächsten Saison der Mittwochnachmittag dazukommen wird. Denn es ist klar, dass die Jungen noch mehr Training zu ­einer noch besseren Entwicklung brauchen. Ich habe so viele Spieler auf dem Weg zum NHL-Spieler gecoacht und weiss, was es braucht, um diese Entwicklung zu einem Topspieler zu vollziehen. Dazu ist harte Arbeit erforderlich. Doch wir dürfen keine Energie verlieren im Denken, was gestern war und was sein wird, sondern müssen einfach im Moment hart weiterarbeiten. Ich selbst will mit diesen Trainings einfach auch einen Überblick erhalten, wer im Verein die talentiersten Junioren bis in den U17-Bereich sind.

Die beiden Torhüter Ludovic Waeber und Sandro Zurkirchen haben bislang mit ­ihren Leistungen einiges zum guten Saisonstart beigetragen.

Das stimmt. Auf beide war bislang mehr als Verlass – und auch auf Goalietrainer Tim Bertsche, der sehr gute Arbeitet mit den beiden leistet. Und dann kommt hinzu, dass die Feldspieler dank unserer Struktur im Spiel den beiden Keepern auch die Arbeit erleichtern.

War Ihre Vertragsverlängerung für Sie von Beginn an klar?

Die Zusammenarbeit über vier Monate mit Sportchef Ricardo Schödler war sehr gut. Wir teilen Ziele und Werte. Die Assistenzcoaches und der Goalietrainer hatten bereits Verträge über das Saisonende hinaus. Offen war noch mein Kontrakt. Da ich happy im Verein bin und die Spieler mit ihren Leistungen auch die Voraussetzungen für einen Verbleib möglich machten, war es für mich rasch klar. Ich gehe hier jeden Morgen mit einem Lächeln ins Training und arbeite sehr gerne mit diesem Team zusammen. Und auch das Umfeld gefällt mir. Ich bin überzeugt, dass das Team und der Klub in die richtige Richtung steuern. Doch wir sind uns dessen bewusst, dass es sich bei diesem Prozess um eine langfristige Entwicklung handelt. Wichtig ist, von den Erfahrungen, die wir sammeln, zu lernen und daran zu wachsen.

EHC-Kloten-Tickets zu gewinnen

«Stadt-Anzeiger» und «Klotener Anzeiger» verlosen zwei Sitzplatztickets der ersten Kate­gorie für die Heimspiele. Diesmal werden Tickets für das Spiel von morgen Freitag, 15. November, gegen den HC Ajoie verlost. Wer gewinnen möchte, sendet ein E‑Mail mit Betreffzeile «Lugano» und vollständiger Post­adresse an: redaktion(at)kloteneranzeiger.ch

Wenn möglich werden die Gewinner bis spätestens zwei Tage vor dem Match informiert. Wer bis dahin keine Gewinnnachricht erhalten hat, darf es gerne wieder versuchen.

Es wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

 

Ajoie mit neuem Schwung nach dem Trainerwechsel

Am Freitag empfängt Kloten im nächsten Heimspiel nun Ajoie, den letzten Verein von Klotens neuem kanadischem Stürmer Daniel Audette. Gegen den Tabellenletzten will Kloten unbedingt die 2:5-Niederlage vom 4. Oktober im Pruntrut vom ersten Saisonduell vergessen machen.

Ajoie war damals noch von Christian Wohlwend (inzwischen Olten) gecoacht worden, der wenig später entlassen wurde. Unter Wohlwends kanadischem Nachfolger Greg Ireland (ex Lugano) zeigten die Jurassier in den ersten Spielen eine deutliche Steigerung. Deshalb heisst es für Kloten einerseits aufgepasst, und andererseits ist der Beweis gefordert, dass man auch dann siegen kann, wenn man nicht als Underdog, sondern als Favorit in die Partie geht.

Für Kloten folgt dann einen Tag später, am Samstag, der Gastauftritt bei Genève-Servette. Es wird dies das dritte Spiel innerhalb von 72 Stunden für die Flughafenstädter sein – nach den Heimpartien gegen Davos und Ajoie. (sto.) 

 

In Kürze

Aaltonen gewinnt mit Finnland den Karjala-Cup

In der Länderspiel-Pause gewann Stürmer Miro Aaltonen mit Finnland auf der Euro Hockey Tour den Karjala-Cup. Verteidiger Bernd Wolf belegte mit Österreich am Deutschland-Cup in Landshut den 3. Rang. Rafael Meier bestritt mit der Schweizer U20 das Fünf-Nationen-Turnier im finnischen Imatra. (sto.)

Noah Delémont wird den EHC weiter verstärken

Auf diese Saison hin hatte Kloten den talentierten Elite-Juniorenstürmer Mark Sever (19) an den EHC Biel verloren. Nun schlägt Kloten zurück und verpflichtet auf die nächste Saison hin von den Seeländern deren Abwehr-­Eigengewächs Noah Delémont. Der 22-Jährige spielt bereits in der fünften Saison in der National League und wird von Klotens Sportchef Ricardo Schödler als «riesige Verstärkung für uns» bezeichnet. Zudem verfüge Delémont über Spielmacher-Qualitäten und ein starkes Puck-Handling. Delémont erhielt einen Zweijahresvertrag bis 2027 und ist Klotens erster Neuzugang für die nächste Saison. (sto.)

Kloten verpflichtet Leandro Hausheer vom HC Lugano

Der 21-Jährige hat bei Kloten einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Hausheer spielt seine dritte Profisaison bei Lugano und gilt als eines der grössten Verteidigungstalente der Schweiz. So war Hausheer letzten Sommer auch fürs Prospect Camp der Schweizer Nationalmannschaft aufgeboten. «Leandro ist ein grosser, kräftiger Verteidiger, der sehr mobil ist und uns im Spiel mit der Scheibe und bei der Spieleröffnung enorm weiterhelfen kann», so Sportchef Ricardo Schödler.

Gwunderbrunnen

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