Kloten selbst nach einer Off-Night noch auf Playoff-Direktplatz

Richard Stoffel

Kloten befindet sich zwei Spiele vor Qualifikationshalbzeit auf dem imponierenden 6. Rang, der noch zur direkten Playoff-Teilnahme berechtigt. Auf  Klotens Konto sind schon 38 Punkte aus 24 Spielen.

Vier Siege in Folge realisierte Kloten, ehe man am Dienstag bei einer «Off-Night» in Zug mit 0:5 entgleiste. Dabei blieb man zum dritten Mal in der laufenden Meisterschaft ohne Torerfolg und kassierte die höchste Saisonniederlage. Für Zug realisierte Tim Wolf den Shutout mit 24 Paraden. Wolf war vor gut zweieinhalb Jahren Klotens Nummer-1-Keeper im Playoff-Run zum Wiederaufstieg.   

Der aktuelle Klotener Nummer-1-Goalie, Ludovic Waeber, gab in Zug nach kurzzeitiger Verletzungspause auch nur ein kurzzeitiges Comeback. Er ersetzte in der 9. Minute nach dem zweiten Zuger Tor seinen Stellvertreter Sandro Zurkirchen und musste diesem seinen Platz in der 25. Minute wieder verletzungsbedingt verlassen, als Waeber von einem Schuss an der Maske getroffen wurde. Mehr Pech geht fast nicht.

Disziplinierte Spielstruktur

Trotz dem Abend zum Vergessen in Zug mauserte sich Kloten bislang von der grauen Maus der Liga (Vorletzter in der Vorsaison) zum Saison-Überraschungsteam der Liga. Klotens Speed-Hockey mit Herz, Courage und der disziplinierten Spielstruktur sorgt dafür, dass die Flughafenstädter in der dritten Saison nach dem Wiederaufstieg zumeist nur schwer zu bodigen sind. Auffallend ist, dass Marjamäkis Team auch auf Rückstände vielfach zu reagieren vermag und imstande ist, eine Partie hinten hinaus noch zu drehen. Bestes Beispiel hiefür war der 4:3-Heimsieg nach Verlängerung vom letzten Samstag gegen Biel, als man dreimal einen Rückstand wettmachte und Miro Aaltonen die Partie mit seinem bereits 15. Saisontor in der Overtime entschied. Der finnische Top-Stürmer ist der aktuelle Nummer-1-Goalgetter der Liga. Er traf im siebten aufeinanderfolgenden Spiel und erzielte gleichzeitig das sechstes Saison-Siegtor für Kloten. Bereits beim vorangegangenen Spiel in Rapperswil-Jona hatte Aaltonen den Gamewinner zum 2:1-Sieg erzielt.

In Überzahl plötzlich top

Gegen Biel imponierte Kloten sogar in einem seiner raren Sorgenbereiche, dem Powerplay. Die Zürcher Unterländer nutzten drei ihrer vier Überzahl-Gelegenheiten zu einem Torerfolg. Eine solche Erfolgsquote ist natürlich eine Saisonpremiere, zumal man in den vorangegangenen zwölf Spielen zusammengerechnet nur zwei Überzahltore realisiert hatte. Zudem wurde am letzten Samstag gegen Biel der 3:3-Ausgleich von Dan Audette noch ohne Torhüter und mit einem zusätzlichen Feldspieler realisiert. Apropos imponierende Erfolgsquote: Goalie Sandro Zurkirchen beeindruckt mit einer Abwehrquote von 93,1 Prozent nach elf Saisonspielen. Vorab am letzten Freitag beim 2:1-Auswärtssieg bei den Rapperswil-Jona Lakers war der zu Klotens Best Player gewählte Schwyzer mit seinen Paraden der Matchwinner. Dennoch ist die Zukunft des 34-jährigen Keepers über die aktuelle Saison hinaus noch ungewiss.

Grégoire zweitbester Goalgetter

Trotz der Kanterniederlage vom Dienstag in Zug hat Kloten auf fremdem Eis schon fast so viele Punkte geholt (bislang 14 Punkte aus 12 Spielen) wie in der Endabrechnung der gesamten letzten Qualifikation (16 aus 26). Und daheim hat man vier der letzten fünf Spiele gewonnen und in den bisherigen 12 Auftritten in der Swiss Arena durchschnittlich zwei Punkte geholt. Seinen Anteil an diesen Team-Bilanzen hat auch der defensiv solide und offensiv torgefährliche Verteidiger Tom Grégoire.

Der 26-jährige Kanadier ist mit bislang sechs Saisontoren ex-aequo mit Niko Ojamäki der zweitbeste Goalgetter der Unterländer. In Zug verpasste er mit einem Pfostenschuss sein siebtes Saisontor nur knapp. Gegenüber dem «Klotener Anzeiger» verriet Grégoire Klotens Erfolgsrezept im letzten Heimspiel gegen Biel: «Wir haben den Puck gut befördert und spielten schnell. Das wollen wir auch in erster Linie: schnell spielen.»

«Das letzte Derby hatte auch meiner Frau und den Verwandten aussergewöhnlich gut gefallen. Sie alle schwärmten danach von der Atmosphäre.»

Tom Grégoire, Verteidiger

Das Team versuche, immer positiv zu sein. Deshalb hätte Kloten in dieser Saison wiederholt nach Rückständen noch gewonnen, wie beispielsweise im Heimspiel gegen Zug, im Auswärtsspiel in Genf oder am letzten Samstag im Heimspiel gegen Biel. «Wir können aus jeder Situation zurückkommen», ist Grégoire überzeugt und steht damit für das neue Klotener Selbstverständnis: Kein Gegner scheint mehr ausser Reichweite. Ausser gegen Ambri-Piotta (zwei Niederlagen) hat man in den bisherigen Saisonduellen gegen die Ligakonkurrenz schon alle Gegner mindestens einmal bezwungen. Kloten müsse weiterhin mit viel Speed agieren, gedanklich und auf dem Eis sowie am Puck, um auf Erfolgskurs zu bleiben, betont Grégoire. Er wisse, dass sich Kloten in einem langfristigen Prozess befände, aber was schon momentan von diesem Team komme und möglich sei, sei schon ziemlich speziell.»

Grégoirs persönlicher Spleen, dass er seinen Stock bei den Anspielen immer dreht, ist für ihn schlicht und einfach zur Routine geworden. Sein sechstes Saisontor beim Sieg gegen Biel beschreibt er so: «Miro Aaltonen spielte mich von hinten dem gegnerischen Tor an. Ich hatte dann viel Platz für den Direktausschuss, da die Schussbahn für mich offen war. Dadurch konnte ich platziert abschliessen.» Dass Miro Aaltonen so viele Tore (15) und Skorerpunkte (24) für Kloten verbuche, sei darauf zurückzuführen, dass der Finne gradlinig spiele und abschliesse und dafür belohnt würde. «Und er spielt auch mit viel Selbstvertrauen», so Grégoire.

Gänsehaut bekommen

Gefallen hat Grégoire sein erstes Zürcher Derby mit Kloten. Eine mit dem Zürcher Derby vergleichbare Rivalität und Ambiance hätte er bei seinen bisherigen Engagements in der AHL sowie in Finnland und Schweden nicht erlebt, sagt Grégoire. «Das letzte Derby hatte auch meiner Frau und den Verwandten, die es vor Ort hier in Kloten sahen, aussergewöhnlich gut gefallen. Sie alle schwärmten danach von der Atmosphäre.» Er selbst hätte Gänsehaut bekommen aufgrund der tollen Stimmung in Kloten, die schon beim Warm-up zu spüren gewesen sei. Am Freitag steht das zweite Saisonderby gegen die ZSC Lions im Programm stehen, diesmal auswärts in Zürich. Die saisonübergreifend vier letzten Duelle konnte Kloten ausnahmslos zu seinen Gunsten entscheiden. Nach der Derby-Time in Zürich-Altstetten folgt am Tag darauf das Heimspiel gegen die SCL Tigers und dann am Mittwoch das Auswärtsspiel in Pruntrut gegen Ajoie.

Delémonts «nächster Schritt»

Wenn man noch weiter in die Zukunft beziehungsweise bis in die nächste Saison blickt, wird sich dannzumal auch ein Bieler Eigengewächs im Klotener Ensemble beweisen können. Und zwar Verteidiger Noah Delémont (22), der am Samstag in Kloten mit den Seeländern den Kürzeren zog. Zum «Klotener Anzeiger» sagte er nach dem Spiel: «Es war keine Partie wie jede andere für mich. Aber im Spiel selbst war es natürlich nicht präsent.»

Kloten hätte mit der Scheibe ein gutes Spiel gespielt, befand Delémont. Und fügte gleich an: «Ich war beeindruckt. Daheim waren wir klar besser beim 4:0. Kloten hatte am Samstag vor eigenem Publikum aber in jedem Moment seine Spieler präsent, als das Team ein Tor benötigte. Das ist sicher ein gutes Zeichen für Kloten. Wir selbst nahmen teilweise unnötige Strafen.»

«Ein interessanter Weg für mich»

Den Wechsel zu Kloten bezeichnet Delémont als «Schritt nach vorne». Er hätte das Gefühl gehabt, es sei an der Zeit, etwas anderes zu sehen, «denn bei Biel war und bin ich schon als Junior gewesen». Schliesslich hätte ihn das Projekt von Ricardo Schödler und Lauri Marjamäki einfach überzeugt. «Sie zeigten sich sehr interessiert an mir, führten ausführliche Gespräche, teilweise auch via Skype. Ich glaube, dass ich der Mannschaft Kloten helfen kann und das Team mir ebenso. Spannend am Projekt ist, dass sie wirklich auch mit und um ein paar jungen Spielern etwas aufbauen wollen. Es ist ein interessanter Weg und ein guter Plan.»

Delémont freut sich vor allem auf die wohl sehr gute Stimmung in Klotens Kabine. Und dann auf Trainer Marjamäki, der ihm mündlich schon einige Skill-Sessions schmackhaft gemacht hätte, welche die Spieler voranbringen und deren Fertigkeiten verbessern würden. «Es gibt so viele Punkte, auf die ich mich freue», betont Delémont.

Gwunderbrunnen

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