Kleines Ersatz-Zuhause im Bülacher Spitalpark

Thomas Güntert

Im Spital Bülach wurde am Mittwoch das neue Kompetenzzentrum Palliative Care offiziell eröffnet und den Medien vorgestellt. Es behebt ein Manko im Unterland

Im Zürcher Unterland leben im Vergleich zu den übrigen Regionen des Kantons überdurchschnittlich viele ältere Menschen. Zusammen mit der wachsenden Bevölkerung und den veränderten Lebensgewohnheiten führt dies zu einem stark steigenden Bedarf an professioneller und bedürfnisgerechter Betreuung am Lebensende. Seit 2015 hat das Spital Bülach eine stationäre Palliativabteilung, die bisher im klinischen Akutmedizintrakt untergebracht war. Nach einer zweijährigen Planungsphase wurde im letzten halben Jahr im Spitalpark aus mehreren hölzernen Modulbauten ein gut gedämmter Pavillon als Kompetenzzentrum Palliative Care gebaut, das auch als Trakt M bezeichnet wird. «Das Zürcher Unterland ist in Behandlung, Pflege und Betreuung schwerstkranker Menschen und Begleitung ihrer Angehörigen unterversorgt», sagte der Leitende Arzt Mirko Thiene, der das Zentrum führt. Am Mittwoch vergan­gener Woche gab es im Rahmen eines ­Medienanlasses eine kleine Eröffnungszeremonie mit «Ribbon Cutting», dem Durchschneiden des symbolischen Bandes, bei der Thiene und die Pflegeleiterin Manuela Hitz besonders der Spitaldirektorin Doris Benz stellvertretend für die Unterstützung dankten. 

Palliative Care ist kein Hospiz

Das Spital Bülach investiert rund drei Millionen in den Ausbau der Palliativpflege. Neben dem 700 Quadratmeter grossen Neubau wurde auch das Pflegeteam von 9 auf 14 Personen aufgestockt und eine neue 60-Prozent-Oberarztstelle geschaffen. Die Platzkapazität für die Patienten konnte im Neubau mit 12 Betten in acht Einzel- und zwei Doppelzimmern um 50  Prozent gesteigert werden.

Die Ein- und Zwei-Bett-Zimmer zeichnen sich durch eine wohnliche Atmosphäre und grosszügige Platzverhältnisse aus. Zudem wurden auch mehr Räume für Personal und Angehörige geschaffen. «Es soll für die Patienten ein kleines Ersatzzuhause sein», sagte Mirko Thiene, betonte aber auch, dass die Palliativstation eine Abteilung des Akutspitals ist, die keinen hospizlichen Auftrag zu erfüllen hat.

Palliative Care will die Lebensqualität von Patienten und ihren Familien verbessern, die von unheilbaren Krankheiten betroffen sind. «Die Nähe zu den Bezugspersonen ermöglicht eine entscheidende Steigerung der Lebensqualität», sagte Thiene. Die Angehörigen können im Begleitbett neben dem Patienten übernachten und in den uneingeschränkten Besuchszeiten sind auch die Haustiere der Patienten gestattet. «Der Lärm aus der bisherigen Palliativabteilung, die mitten im medizinischen Akutbereich untergebracht war, ist nicht mehr da», sagte Manuela Hitz, Leiterin der Palliativpflege.

Besorgt um mehr Lebensqualität

Am vergangenen Montag haben die Patientinnen und Patienten den Neubau bezogen. Die bisherige Palliativstation wird saniert und dann Privatpatienten aus interdisziplinären Bereichen zur Verfügung stehen.

Die Palliativmedizin umfasst die multiprofessionelle Betreuung und Behandlung von Menschen, die medizinisch ­austherapiert sind und aufgrund unheilbarer, lebensbedrohlicher oder chronisch fortschreitender Krankheiten eine reduzierte Lebenserwartung haben.

Die Patienten bleiben im Schnitt zwischen ein und drei Wochen im Kompetenzzentrum. In dieser Zeit werden die belastenden körperlichen und psychischen Symptome kontrolliert und mit den Patienten und Angehörigen alle medizinischen Entscheide und die weitere Versorgungsplanung festgelegt. Ein Drittel der Patienten bleibt in der Einrichtung, wo sie auf ihrem letzten Lebensweg bis zum Ende begleitet werden. Zwei Drittel treten nach der Betreuung mit einer medikamentösen Symptomkontrolle und einer organisierten Netzwerkstruktur wieder nach Hause oder in Reha-Kliniken oder Pflegeheime aus.

Von Seelsorge bis Hundetherapie

In den letzten zwei Jahren war die Palliativstation mit rund 200 Patienten pro Jahr voll ausgelastet. «Eine Warteliste ist für uns nicht akzeptabel», sagte Thiene und bemerkte, dass künftig bis zu 250 Patienten pro Jahr vom rund 40-köpfigen Team betreut werden können.

Pflegeleiterin Manuela Hitz merkte an, dass allein das Kernteam aus acht verschiedenen Berufsgruppen besteht und es ein erweitertes Team mit Ernährungsberatung, Seelsorge, Sozialdienst und Physiotherapie gibt. Zudem bieten Freiwillige den Patienten Hunde-, Mal- und Musiktherapie an.

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