Kinder richten knifflige Fragen an die Kloten-Cracks

Richard Stoffel

Die Kinder-Medienkonferenz des EHC Kloten bot beste Unterhaltung. Die Kinder stellten lustige, interessante, knifflige, aber auch freche Fragen. Und sie erhielten ernsthafte oder humorvolle Antworten und Informationen aus erster Hand.

Captain Steve Kellenberger, Goalie Sandro Zurkirchen und Stürmer Joël Marchon stellten sich letzte Woche einer Schulklassengrösse von eishockeybegeisterten und wissbegierigen Kids im Alter von 6  bis 12 Jahren, darunter auch drei Mädchen.

Mit Dario (5), Tiago (7) und Nino (9) sind unter den eingeladenen Fragestellern beispielsweise gleich drei Brüder vertreten, die allesamt der Hockey-Nachwuchsabteilung der Unterländer angehören und auch in Kloten wohnen. Sie sind in der Hockeyschule, der U9 oder den U11-Junioren der Flughafenstädter aktiv. Marc Marchon, Dario Meyer und Nico Ojamäki heissen die Vorbilder dieser drei Buben, wobei die Vorliebe auch in der jeweils eigenen, identischen Rückennummer begründet ist.

Der ebenfalls dem Klotener Nachwuchs angehörige Goalie Robin wiederum holte sich am Ende ein Autogramm von Keeper Sandro Zurkirchen ab. «Er bewegt sich sehr gut und steht auch sehr gut zwischen den Pfosten», urteilt Robin über Zurkirchens Vorbildqualitäten. Robin spielt seit seinem fünften Lebensjahr für Kloten. Er selbst stammt aus einer Hockey-Familie. Seine Mutter ist eine gute Freundin von Steve Kellenbergers Frau. Der Götti von Robin wiederum ist der ­frühere Torhüter Pascal Caminada. So schloss sich der Eishockey- und schliesslich Goalie-Kreis.

Robin stellt an der Medienkonferenz den drei Klotener Profis eine jener Fragen, die für am meisten Erheiterung sorgte: «Wer macht am meisten Seich?» Robin selbst verdächtigt in diesem Zusammenhang «Dario Meyer oder Marc Marchon». Laut Zurkirchen und Kellenberger sei dies aber ihr Podiumsnachbar, Marcs Bruder Joël Marchon.

Die Kids kitzelten allerlei Hintergrundinformationen aus dem Trio heraus. Kellenberger deutet bei der Nennung des Lieblingsessens mit seiner Vorliebe für «Kaiserschmarrn» auch etwas seine österreichischen Wurzeln an.

Bei ihren eigenen Vorbildern nennen Zurkirchen oder Kellenberger die früheren NHL-Superstars und Stanley-Cup-Gewinner Steve Yzerman und Dominik Hasek, Letzterer ein Ausnahmekeeper für die Ewigkeit. Joël Marchon eiferte viel auch seinem Bruder nach. Und er sagt, dass er einst auch Tennis spielte, aber am ehesten Fussballer geworden wäre, wenn er es im Eishockey nicht gepackt hätte. Wobei Joël Marchons Durchbruch als Stammspieler bei Kloten noch nicht komplettiert ist.

Zurkirchen schildert seine Anfänge als Goalie. Und dass er aus einem alten Baseball- einen Fanghandschuh gebastelt habe. Kellenberger berichtet, dass das Sommertraining am anstrengendsten sei, da in dieser Phase tagtäglich zwei Einheiten auf dem Programm stünden.

Kellenberger möchte NHL-Goalie

Dann gibt es noch zwei Fragen, die auch von (erwachsenen) Journalisten hätten kommen können. Wer wird der zweite Goalie neben Zurkirchen in der nächsten Saison sein? «Ich denke, dass derzeit alles denkbar ist», sagt Kellenberger und legt flachsend nach: «Wir nehmen natürlich auch einen NHL-Topgoalie.»

Etwas flacher hält da der bei der entsprechenden Besetzung mitbetroffene Zurkirchen den Puck. «Ich hoffe, dass er nicht so gut ist wie jetzt Metsola, damit ich noch mehr spielen kann», meint er.

Und dann: Weshalb Kloten wie in den Derbys gegen gute Gegner so stark spiele, dagegen in Begegnungen gegen vermeintlich weniger gut kotierte Teams oft den Kürzeren ziehen würde? Plausibel erklären konnte dies keiner aus dem Trio. «Wenn wir dagegen ein Rezept hätten, würden wir es ändern», sagt Kellenberger.

«Ich gehe im Winter nie zum Coiffeur. Das halte ich schon seit Beginn meiner Profilaufbahn so.»

Steve KellenbergerAuf die Frage, weshalb er nicht öfter zum Coiffeur gehe.

Nun verhalte es sich aber schon so, dass die elektrisierende Stimmung von den Stehplatz-Rampen her in den Derbys in Kloten einen persönlichen Motivations- und Energiegewinn verursache, gibt der Klotener Captain zu. «Im Spiel selbst ist man so fokussiert, dann bekommt man die Stimmung weniger mit. Aber vor dem Spiel und bei einem Torerfolg nimmt man es sehr viel mehr wahr», so Kellenberger.

Die Coiffeur-Frage

Kellenberger wurde zudem auch frech gefragt, weshalb er nicht öfter zum Coiffeur gehe. «Um Geld zu sparen», lautet seine erste Replik, ehe er nachschiebt: «Ich gehe im Winter nie zum Coiffeur.» Dies halte er schon seit Beginn seiner Profilaufbahn vor knapp zwei Jahrzehnten so.

Etwas einfacher zu beantworten war da die Frage, wie schmerzhaft die von Kellenberger so oft und in so hoher Zahl geblockten Schüsse seien. Generell sei man durch die Schoner gut geschützt, erklärt er. «Es gibt gewisse Stellen, die schlecht geschützt sind, da man sich auf dem Eis an diesen Körperstellen gut bewegen können muss.» Und Goalie Zurkirchen schildert kleine Lücken in der Goalie-Ausrüstung. «Abgelenkte Schüsse in die Ellbogenkehle oder in den Halsbereich können schmerzhaft sein.» Oft träten die Schmerzen wegen des Adrenalins aber erst im Nachhinein auf. Doch grundsätzlich gesehen zählten die blauen Flecken in diesem Sport dazu, war sich das Trio einig.

«Allergisch gegen das Zeugs»

Elementar im Teamzusammenleben ist ein guter Vibe beziehungsweise Beat in der Garderobe. Dafür zuständig sind die Team-DJs Dario Meyer und Axel Simic. Meyer eher im Training, Simic rund ums Spiel. Bei einem Sieg ertöne meist ein «lustiges», nicht zwingend jugendfreies Ballermann-Lied. Die Auswahl sei oft in einem vergangenen Trainingscamp beim Teambeisammensein erfolgt.

Ein weiteres Thema war die Ernährung als Spitzensportler. Sowohl der knapp 37-jährige Kellenberger als auch der knapp 34-jährige Zurkirchen waren im Laufe ihrer Karriere schon in der Ernährungsberatung. Beide ernähren sich heute indes gleichwohl undogmatisch, also «normal». Und der knapp 21-jährige Joël Marchon sah sich vorab während seiner EVZ-Academy-Zeit im OYM, dem hochmodernen Zentrum für Spitzensportler in Cham, damit konfrontiert. «Dort konnte ich vor allem viel gesundes und frisches Gemüse essen.» Seinem Bruder Marc müsse er damit aber nicht kommen, «der ist allergisch gegen dieses Zeugs», sagt Joël Marchon, der als dreifacher Schweizer-Junioren-Meister seine «bislang glücklichsten Momente» seiner Karriere erlebt hat.

Junioren als Elan-Spender

Es folgte auch noch eine Reflexion übers eigene Profidasein. Zurkirchen meint: «Wenn man den Beruf schon länger ausübt, vergisst man manchmal, weshalb man begonnen hat. Deshalb ist es schön, wenn man ab und zu den Junioren zusieht und deren Begeisterung für diesen Sport spürt.» Und Kellenberger ergänzt: «Diese Freude und Leidenschaft zu sehen, hilft uns an den Tagen, wenn wir selbst mal verlieren.»

Gwunderbrunnen

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