Kellenberger fordert Rückkehr zu Disziplin
Klotens Captain Steve Kellenberger (37) forderte nach den ersten aufeinanderfolgenden Niederlagen vom letzten Wochenende im Interview mit dem «Klotener Anzeiger» das resolute Abstellen von unnötigen Strafen in der Offensivzone.
Steve Kellenberger, Kloten wurde nach seinem famosen Ritt auf den Leaderthron etwas ausgebremst. Vor allem, weil zahlreiche Strafen zu Gegentoren führten.
Zu wenig Disziplin und zu viele Strafen gab es bei uns. Das war sowohl beim 2:5 im Pruntrut gegen Ajoie als auch beim 2:5 daheim gegen Genf der Fall (da kassierte Kloten gar alle Gegentore in Unterzahl – die Red.). Besonders ärgerlich war dabei, dass wir auch Strafen in der Offensivzone nahmen, die unnötig waren. Dies mag es eben nicht leiden. In den vorangegangenen Meisterschaftsspielen waren wir disziplinierter, nahmen weniger Strafen. Und dies war sicher auch ein Punkt, weshalb wir so erfolgreich in die Saison gestartet waren. Mit vielen Strafen ist es einfach brutal schwer, ein Spiel zu gewinnen.
Dennoch war Kloten gegen Ende des Mitteldrittels gegen Genf beispielsweise bei fünf gegen fünf hochüberlegen und drückte vehement auf das 2:3, das dann aber nicht fiel.
Wir sind immer bei numerischem Gleichstand gut. Umso ärgerlicher ist es, wenn wir das Momentum auf unserer Seite haben und uns dann durch eine nächste Strafe ausbremsen. Wir haben auch letzte Saison zu viele Strafen bekommen, deshalb müssen wir rasch schauen, dass unsere Disziplin wie zu Saisonbeginn wieder zurückkommt. Vor dem eigenen Tor kann sicher mal eine Strafe passieren, da wir da unser Tor verteidigen. Aber sicher darf dies nicht in der Offensive vorkommen.
Rückblickend auf den imponierenden Start betrachtet: Was läuft alles besser als in der letzten Saison?
Wir spielen vor allem anders. Wir spielen mehr mit der Scheibe, geben sie nicht unnötig weg. Und wir spielen mit dem Rush. So, dass wir auf dem Eis gemeinsam mitgehen können.
Kloten hat im Vergleich zur letzten Saison zahlreiche Veränderungen erfahren (neuer Trainer und Sportchef, ein Trainer-Assistent, drei neue Ausländer, ein neuer Goalie sowie eine Handvoll weiterer Neuzugänge).
Wenn Sportchef und Trainer neu sind, bringen sie auch eine neue Philosophie rein. Dann ist es klar, dass sich dies auch auf den Spielstil auswirkt. Wir hatten im Sommer auch genug Zeit, um miteinander zu arbeiten, waren im Trainingslager, hatten viele Meetings. Bis auf das letzte Wochenende brachten wir es auch gut zusammen.
Was konkret haben die neuen Coaches, Cheftrainer Lauri Marjamäki und Assistenztrainer Beni Winkler, neu in das Team reingebracht?
Grundsätzlich ist es einfach so, dass wir mehr Sorge zur Scheibe tragen. Und bei den Wechseln immer schauen, dass wir im Puckbesitz sind. Daneben gibt es dann noch weitere Details, auf die ein neuer Trainer Wert legt.
Bei Kloten haben sich im Laufe der noch jungen Saison schon ein Dutzend Spieler in die Liste der Torschützen eingereiht.
Das ist wichtig, nur so können wir auch mehr Spiele gewinnen, wenn die Last verteilt ist.
Vom Saisonziel her gilt aktuell was?
Wir werden das Saisonziel nicht einfach rasch ändern, weil der Start gut war. Die Liga ist so ausgeglichen, jeder kann jeden schlagen. Das Saisonziel bleibt deshalb das gleiche wie vor dem ersten Meisterschaftsspiel: In erster Linie gilt es für uns, zu den letzten zwei Plätzen Abstand zu halten.
Ihr Vertrag läuft am Saisonende aus. Ist es die letzte Saison für Steve Kellenberger? Wann werden Sie sich entscheiden oder haben Sie schon konkrete Pläne?
Das werde ich zu gegebener Zeit entscheiden – aktuell ist das noch kein Thema.
Loosli vom Abstellgleis in die Champions League
Eine ausbleibende Vertragsverlängerung kann einen mannschaftsdienlichen bis wertvollen Dritt- oder Viertlinien-Spieler zwischen Stuhl und Bank fallen lassen. Bestes Beispiel hiefür ist Michi Loosli (29), der seit 2022 bis Ende der letzten Saison für Kloten spielte – und bei den Flughafenstädtern trotz ordentlicher Leistungen als Rollenspieler keinen neuen Vertrag mehr erhielt: «Letzten Dezember hatte ich ein Gespräch mit dem damaligen Sportchef Larry Mitchell. Doch wir fanden uns da beide nicht. Wir wollten nochmals darauf zurückkommen.» Doch dazu kam es nicht mehr. Die Zeit von Mitchell beim damaligen Liga-Vorletzten Kloten lief nach Saisonende im März vorzeitig ab. Und Klotens Rooster für die neue Saison stand mehrheitlich, die letzten Retuschen erfolgten noch von der neuen Führung um den jetzigen Sportchef Ricardo Schödler. Loosli fand von März bis Juni keinen Unterschlupf. Obschon er sich selbst aktiv verhielt, erhielt er zahlreiche Absagen, weil die Kader bei den National-League-Klubs bereits voll waren und er höchstens als Back-up für Verletzungsfälle in Betracht gezogen wurde.
Plötzlich ergab sich doch noch etwas. «Mitte Juni erhielt ich von Servette das Angebot zu einem einmonatigen Tryout.» Und Loosli konnte sich da auch mit guten Leistungen in den Vorbereitungsspielen ins Team empfehlen – und dies beim Champions-League-Gewinner. Aus dem Bangen wurde ein Karriere-Aufstieg. «Es ist toll, nun auch in der Champions League zu spielen», sagt er. Genf sei auch fast die einzige verbleibende Option gewesen, weil sie noch nicht so viele Schweizer Stürmer im Kader hatten.
Mika Henauer ist ein anderer Spieler aus Klotens Team der letzten Saison, der um die Fortsetzung seiner Karriere bangen musste – wegen mehrerer Schulteroperationen. Beim aktuellen Überraschungsteam, den Rapperswil-Jona Lakers, bestritt er aber alle bisherigen Saisonspiele – und befindet sich nun gesundheitlich gesehen wieder auf dem Vormarsch. Am Freitag gastiert der 24‑jährige Verteidiger mit den Lakers in Kloten. Richard Stoffel
Klotens Sportchef Ricardo Schödler zu Personalfragen
Klotens Sportchef Ricardo Schödler wurde vom «Klotener Anzeiger» zu den aktuellen Personalien in Sachen Vertragsverlängerungen befragt. Er sagt: «Es gibt gewisse Sachen, die wir anschauen. Gewisse Pendenzen kommen immer auf.» Es sei aber noch früh in der Saison. Schödler weiter: «Es gibt natürlich auch Sachen und Situationen, bei denen wir nichts ausrichten können, egal wie früh wir da dran sind» (u. a. gilt Offensivverteidiger Sami Niku, der einen Einjahresvertrag hat, als hochbegehrt auf dem Markt – die Red.). Dies sei dann auch eine finanzielle Geschichte.
Gefahr erkannt
In der letzten Saison verlängerte Kloten früh mit seinem damals besten Schweizer Scorer, mit Axel Simic, der von der Konkurrenz umworben wurde. «Diese Gefahr erkannten wir heuer mit Mischa Ramel, mit dem wir deshalb schon vor Saisonbeginn bis 2028 verlängerten.» Von den Schweizern laufen die Verträge von Captain Steve Kellenberger sowie dessen Verteidiger-Kollegen Matthew Kellenberger, Leandro Profico und Rajan Sataric aus, bei den Goalies jener von Sandro Zurkirchen und bei den Stürmern die Kontrakte von Keanu Derungs und Joël Marchon.
Interne Timeline gesetzt
Von den Ausländern hat aktuell einzig Tyler Morley einen über die Saison hinaus gültigen Vertrag. Schödler: «Bei den Ausländern läuft das ein wenig anders. Aber für mich ist vor allem dann der Headcoach wichtig (Marjamäki hat auch nur einen Einjahresvertrag – die Red.). Wir schauen da auf den Prozess, der stattfindet. Da spielt es weniger eine Rolle, ob wir Erster, Sechster oder Zehnter sind. Wir wollen das Spiel spielen, das wir uns vorstellen. Und zwar nicht nur ich als Sportchef, sondern die gesamte Organisation muss das erkennen und so sehen. Wenn wir sehen, dass dieser Prozess stimmt, die DNA von Kloten wiedergegeben wird, dann ist der Trainer der richtige. Im Moment befinden wir uns da aber ganz klar auf dem richtigen Weg», betont Schödler, der anfügt: «Es geht um den Spielstil und darum, wie wir auftreten. Das ist das, was wir uns vorschreiben und unsere DNA ist, wo wir auch hin wollen. Es geht um die Grundart des Spielstils. Natürlich haben wir uns intern eine Timeline gesetzt, wann wir dazu einen Entscheid fällen werden. Doch gegen aussen geben wir diese Timeline nicht bekannt.» Richard Stoffel
Stehen hinter der Mannschaft und dem Club: Kloten-Fans mit einer ihrer toll gestalteten «Choreo», mit der sie dem Team auch in einer etwas schwierigeren Phase Mut und Durchhaltewillen zusprechen.Bilder Marcel Kaul
Zu wenig Disziplin und zu viele Strafen: Captain Steve Kellenberger (mit Mundschutz) und Topscorer Sami Niku im Spiel gegen Genf-Servette, das Zuhause mit 2:5 verloren ging.
Sportchef Ricardo Schödler (2. von rechts).