«Kein Ausländer hat mich überzeugt»
Für die Fans des EHC Kloten ist es derzeit eine schwere Zeit. Die Mannschaft verliert Spiel um Spiel. Mitten drin Barbara Flükiger-Zollinger, die Präsidentin des Fanclubs. Im Interview spricht sie mit deutlichen Worten, was sie von der bisherigen Leistung hält.
Die Bäuerin Barbara Flükiger-Zollinger (53) aus Katzenrüti bei Rümlang ist Präsidentin des Fanclubs EHC Kloten Züriunterland. Bereits seit über zwei Jahrzehnten engagiert sich Flükiger-Zollinger mit viel Herzblut im Fanclub und hat in dieser Zeit unter anderem auch schon Aktionen zur Rettung des Klubs organisiert. Gegenüber dieser Zeitung äussert sie sich zur unbefriedigenden Saison der Flughafenstädter.
Wie verlief Klotens Saison aus Ihrer Sicht?
Barbara Flükiger-Zollinger: Diese Saison ist «schitter» bis bewölkt für Kloten verlaufen. Vor allem finde ich keine Gründe, weshalb sie zeitweise so schlecht spielten und keine Tore erzielten. Ich habe vor Saisonbeginn nicht damit gerechnet, dass Kloten am Ende der Qualifikation so tief unten in der Tabelle stehet.
Das Team fiel immer wieder in neue Leistungslöcher und verzeichnete mehrere Niederlagen-Serien.
So ist es. Ich habe keine Ahnung, woran es lag. Vielleicht hätte man Larry Mitchell noch im Amt belassen sollen als Interims-Headcoach.
Bei der Entlassung von Gerry Fleming im letzten Herbst hatte CEO Anjo Urner gegenüber dem «Tages-Anzeiger» gesagt, die Mannschaft sei nicht so schlecht. Hat man sich getäuscht?
Ich kann dies nicht beantworten. Ich weiss es wirklich nicht. Wo der Wurm ist, das wissen die Götter.
Stichwort Imports.
Kein einziger Ausländer hat mich in dieser Saison überzeugt. Wirklich kein einziger. Sie hatten vielleicht mal kurze gute Phasen, aber die gingen rasch wieder vorbei.
Wenn man etwas Positives aus der bisherigen Saison nehmen kann, was wäre dies aus Ihrer Sicht?
Die drei Derby-Siege gegen die ZSC Lions sicher.
Welchen Eindruck haben Sie von der Klubführung?
Ich hatte früher noch mehr Kontakt, weil es da auch mal Fanrats-Sitzungen mit der Klubführung gab. Ich kontaktiere heute selbst die Klubführung nicht und frage also auch nicht nach.
Wie nehmen Sie die Stimmung der anderen Klotener Fans wahr?
Die einen oder anderen motzen halt. Was auf den sozialen Medien von den Fans verbreitet wird, da muss man zurückhaltend sein. Besserwisser gibt es viele. Ich bin selbst Administratorin in einer Gruppe und lösche da auch rigoros Beiträge, weil es irgendwelche Behauptungen drin hat. Da muss man mal auf den Tisch klopfen. Denn die Welt kann da ja auch nicht neu erfunden werden.
Was ist der Unterschied zu Klotens starker letzter Saison, als man als Aufsteiger die Pre-Playoffs erreichte?
Wir haben gewusst, dass es eine schwierige Saison wird. Letzte Saison hat es irgendwie funktioniert, in dieser Saison irgendwie nicht. Sie verzeichnen auch mehr Puckverluste in dieser Saison oder sind einen Schritt zu spät. Aber ich denke auch, dass die Meisterschaftsunterbrüche wegen Länderspielpausen und dem Spengler-Cup dem Team in dieser Saison gar nicht gut taten. Bei Kloten kamen diese Unterbrüche immer zum falschen Zeitpunkt. Ich wäre dafür, dass zwischen Weihnachten und Neujahr weitergespielt wird. Die Nationalteampausen braucht es aber, die müssen auch einmal zusammen trainieren und spielen. Und ich gehe ja auch manchmal als Fan an die WM.
Was braucht es jetzt für die Playouts gegen Ajoie, falls diese überhaupt gespielt werden? Dazu muss mindestens ein Team der Aufstiegswilligen, Olten oder Visp, vorangehend den Playoff-Final der Swiss League erreichen.
Kloten muss von Beginn an bereit sein und vor allem Tore schiessen.
Kloten muss sich nach dem letzten Qualifikationsspiel gegen Ambri-Piotta (4. März) bis am 16. März fit halten, ohne allenfalls überhaupt nochmals spielen zu müssen ...
Also ich bin nicht böse, wenn Kloten den Ligaerhalt auch ohne Weiterspielen schafft. Es wäre schon jetzt entspannter gewesen, wenn Olten und Visp bereits im Playoff-Viertelfinal gescheitert wären. Nun stehen beide im Halbfinal.
Ajoie ist ein altbekannter Angstgegner von Kloten, der den Zürcher Unterländern 2021 auch einen rascheren Wiederaufstieg vermasselte. Ist Kloten gegen die letztklassierten Jurassier, die eine bessere Tordifferenz als Kloten aufweisen, in den Playouts überhaupt Favorit?
Nein, das wäre Kloten nicht. Ajoie hat zuletzt sogar bei Fribourg-Gottéron gewonnen.
In Sachen Ausländer wird Kloten zumindest neu auf den Thurgauer Import Hunter Garlent mittels B-Lizenz setzen können. In der Ligaqualifikation wären dann ohnehin nur noch vier und nicht wie in der National League sechs Imports spielberechtigt.
Ja, ich denke, Garlent könnte vielleicht etwas bewirken. Sonst braucht man aber keinen weiteren Ausländer, auch wenn jetzt Nathan Beaulieu den Klub verlassen hat.
Stichwort nächste Saison: Mit David Reinbacher (Montreal), Marc Marchon (Bern), Jonathan Ang (neuer Klub noch offen) und Dominik Diem (Rücktritt) werden vier aktuelle Leistungsträger den Klub verlassen.
Also David Reinbacher traure ich gar nicht nach. Marc Marchon schon deutlich mehr. Marc werde ich als Freund behalten, auch wenn er in Bern oben spielt. Ang soll gehen. Er hat auch nicht mehr so performt wie in der letzten Saison. Beim Spengler-Cup spielte er noch gut, konnte dies aber bei Kloten auch nicht mehr fortsetzen. Dominik Diem ist auch ein Verlust, aber das ist sein Entscheid, den es zu respektieren gilt. Ich denke, dass die Transfers von Sportchef Larry Mitchell schon okay sein werden, auch wenn ich mich damit noch nicht näher befasst habe.
Wenn es zur Ligaqualifikation käme, wie gross wäre das Zittern?
Wenn es tatsächlich so weit käme, müssten wir da halt durch. Ich möchte schon noch ein wenig in der National League bleiben, ob es nun mit oder ohne Weiterspielen wäre.
Die Klubführung hat ja angedeutet, dass ein Weiterspielen auch für die Einnahmen im Zuschauer- und Gastrobereich wünschenswert sei.
Gut, bei der Gastro müssen Sie in Kloten Gas geben. Da bin ich überhaupt nicht zufrieden. Das Angebot muss aufgewertet werden. Das mit dem Bistro ist eine gute Sache. Aber bietet bitte einfach normale Sachen an. Für ein Buffet-Abendessen verlangten sie zu Saisonbeginn 54 Franken. Ich ging einmal hin und nie wieder. Sorry, aber das ist viel zu teuer. Ich war auch mit der Qualität des Essens nicht zufrieden. In Rapperswil-Jona beispielsweise wird alles frisch zubereitet. Dort erhältst du richtige Chicken Nuggets.