Jeder Koffer muss durch den Tomographen
Die neue Gepäcksortieranlage ist am Flughafen Kloten das grösste umgesetzte Bauprojekt der vergangenen Jahre und ersetzt schrittweise die alte Anlage, die nach über 20 Jahren das Ende ihres Lebenszyklusses erreicht hat.
Am Dienstag wurde zahlreichen Medienvertretern auf dem Flughafen Zürich die neue Gepäcksortieranlage vorgestellt. Lydia Naef, Chief Real Estate Officer, und Stefan Tschudin, Chief Operation Officer der Flughafen Zürich AG, gaben eine thematische Einführung, ehe Tom Calame, Leiter der Betriebsanlagen, die Journalistinnen und Journalisten durch die Anlage führte. Die bisherige Gepäcksortieranlage wurde 2001 in Betrieb genommen, als der Flughafen Zürich noch von jährlich rund 21 Millionen Passagieren genutzt wurde. Mittlerweile sind es über 31 Millionen und die alte Sortieranlage würde aufgrund der erwarteten Luftverkehrsentwicklung in einigen Jahren an ihre Kapazitätsgrenze stossen. Schrittweise wird die neue Anlage in Betrieb genommen, die auf dem Stand der neusten Technik ist und die neusten Sicherheitsanforderungen der EU erfüllt.
Neues Kernstück der Infrastruktur
Das Gesamtprojekt umfasst einen Neubau für eine Ergänzung und Kapazitätserweiterung der bestehenden Gepäcksortieranlage, den Ersatz vieler Anlagenteile des weit verzweigten Gepäcksystems und einen grösseren Frühgepäckspeicher. Für den Neubau mussten ältere Gebäude wie die Personalkantine, zwei Büros oder die überdachte Gepäckbereitstellung weichen. Die Baumassnahmen starteten im Jahr 2019 mit dem Ersatz des bisherigen Gepäcktransportsystems im rund 500 Meter langen Gepäckverbundtunnel, der den Flughafenkopf unterquert. Ausserdem wurden und werden viele über den ganzen Flughafen Zürich verteilte Transportstrecken und Anlagen erneuert. Die bisherigen Röntgengeräte wurden durch sechs moderne Computertomographen ersetzt. Die Hauptarbeiten sind inzwischen abgeschlossen, wobei die anspruchsvollsten Aufgaben in den verkehrsschwächeren Monaten von Herbst bis Frühjahr durchgeführt wurden.
Nach aufwendigen Tests und kontinuierlichen Anpassungen begann im November 2023 die Transitionsphase, in der die Umstellung von der alten Anlage in die neue Infrastruktur erfolgt. «Unser Ziel ist es, von 1000 Koffern 997 auf den Flieger zu bringen», sagte Calame, bemerkte jedoch, dass die Kapazität der Gepäcktransporte eine untergeordnete Rolle spielt. Entscheidend ist, dass die Gepäckstücke bei Transferflügen von der entferntesten Distanz innerhalb von 40 Minuten im nächsten Flugzeug sind.
Für den Leiter der Betriebsanlagen waren das Bauen und Ersetzen der Anlage unter laufendem Betrieb und die engen Platzverhältnisse die grössten Herausforderungen der achtjährigen Bauphase. «Ein Neubau der Anlage hätte etwa ein halbes Jahr gedauert», sagte Calame.
Getrennte Wege fürs Gepäck
Die Gepäcksortieranlage transportiert und sortiert das Gepäck aller abfliegenden Personen und weist es dem richtigen Flug zu. Vom Check-in führen Förder- und Schnelllaufbänder das Gepäck durch einen 800 Meter langen Tunnel in eine Vorsortieranlage, wo es kontrolliert, sortiert oder in weitere Sortieranlagen geleitet wird. Für jedes Gepäckstück berechnet eine intelligente Software die effizientesten Transportwege. Transportlinien lassen sich nach Kapazitätsbedarf zuschalten, damit nur jene Teile in Betrieb sind, die auch tatsächlich notwendig sind.
Gepäckstücke, welche die Passagiere bereits maximal 23 Stunden vor Abflug einchecken können, werden in den Frühgepäckspeicher weitergeleitet, der bis zu 1900 Gepäckstücke aufnehmen kann. Die Anzahl der flugspezifischen Ziele, die die Anlage bedienen kann, wurde von 92 auf 122 gesteigert. Stefan Tschudin erklärte, dass drei externe Dienstleistungsbetriebe das Gepäck abfertigen und die Kantonspolizei für den gesamten Sicherheitstrakt verantwortlich ist.
Täglich durchlaufen im Schnitt etwa 30 000 Gepäckstücke die Anlage, an Spitzentagen sind es bis zu 50 000. Das ankommende Gepäck geht auf einem anderen Weg direkt zur Gepäckausgabe. Die Koffer von Passagieren aus «Non Safe Countries» müssen im Gegensatz zu Fluggästen aus dem Schengenraum die Sicherheitskontrolle auch bei der Ankunft durchlaufen.
Das Projekt in Zahlen
Die neue Gepäcksortieranlage auf dem Flughafen Zürich ist 25 Kilometer lang und hat 5500 Motoren und 5600 Sensoren. Die Gesamtkosten für die Anlage, die für eine Lebensdauer von 20 bis 25 Jahre konzipiert ist, belaufen sich auf rund 450 Millionen Franken. Das Projekt begann im Jahr 2012 mit der Planungsphase und endet voraussichtlich im Jahr 2027.