Ist Skyguide über dem Berg?

Roger Suter

Stimmt die Europäische Kommission zu, ist die Finanzierung der Schweizer Flugsicherung Skyguide mittelfristig gesichert. Und sie will sich weiterhin für ein moderneres System für Europa mit weniger Schnittstellen einsetzen.

Mehr als 868 000 Flüge hat Skyguide seit Jahresbeginn durch den Schweizer Luftraum geführt. Damit sei das Vorkrisen­niveau erreicht, teilt die Schweizer Flugsicherung mit. In den Sommermonaten Juli und August habe das Verkehrsaufkommen über dem Wert von 2019 gelegen.

Die Zahl der Überflüge im von Skyguide kontrollierten Luftraum nahm im Vergleich zur Vorjahresperiode um 0,6 Prozent zu (+3,5 Prozent gegen-über 2019). Auch die Zahl der Starts und Landungen in der Schweiz nahm gegenüber 2024 leicht zu (+1 Prozent). Stellt man diese allerdings jener von 2019 ­gegenüber, ist ein Rückgang von 3,6 Prozent zu verzeichnen. Heruntergebrochen auf die Flugplätze sieht die Statistik ­folgendermassen aus: Der Flughafen ­Zürich verzeichnete 3,4 Prozent mehr Starts und Landungen im Vergleich zur Vorjahres­periode, aber 2,5 Prozent weniger als 2019. In Genf waren es 1,4 Prozent weniger als 2024 und 4,9 Prozent weniger als 2019.

Die Kontrollzentren in Genf und Dübendorf verzeichneten unterschiedliche Entwicklungen: So legte der Verkehr im aus Genf kontrollierten Luftraum um 1,5 Prozent zu (–1,5 Prozent gegenüber 2019), während er in der Bezirksleitstelle Dübendorf um 2 Prozent rückläufig war (–1,4 Prozent gegenüber 2019).

Ausweichverkehr auch in der Luft

Die Wachstumsrate fällt insgesamt schwächer aus als erwartet. Dies sei unter anderem auf die Erhöhung der Gebühren der Überflüge um 39 Prozent zurückzuführen, weshalb ein Teil des Verkehrs nach Belgien, Kroatien, Slowenien und Österreich ausgewichen sei.

Der Flughafen Zürich verzeichnete ein Plus von 4 Prozent gegenüber 2024, während Genf weitgehend stabil blieb. Zudem hätten Investitionen in Systeme und eine vorausschauende Personalplanung die Zuverlässigkeit erhöht, sodass Skyguide während der hochfrequentierten Sommersaison eine Pünktlichkeitsrate von rund 96 Prozent erreichte (2024: (94,7 Prozent). 62 Prozent der Verspätungen waren wetterbedingt, während Personalknappheit bei der Flugsicherung und Kapazitätsengpässe der Start- und Landebahnen zu je rund 15 Prozent der Verzögerungen beigetragen haben.

Der Blick auf die verschiedenen ­Markt-segmente zeigt Folgendes: Die Regio­nalfluggesellschaften verzeichnen mit 5,6 Prozent den stärksten Zuwachs im Jahresvergleich, liegen allerdings noch immer deutlich unter dem Wert von 2019 (–20,6 Prozent). Gründe dafür sind unter anderem höhere Ticketpreise oder verstärkte Konkurrenz durch ÖV-Angebote.

Getragen von E-Commerce insbesondere aus Südostasien, verzeichnen die Frachtflüge ein Plus von 20 Prozent gegenüber 2019. Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr beträgt 1,8 Prozent. Die Frachtflüge machen einen Anteil von rund 2 Prozent des Gesamtverkehrs aus.

Die Low-Cost-Carrier («Billigflieger») verzeichnen ein Wachstum von 1,3 Prozent im Vergleich zu 2024. Die Zahl ihrer Flugbewegungen liegt 4,6 Prozent über dem Niveau von 2019, was sie zu bedeutenden Wachstumstreibern macht.

In der Geschäftsfliegerei hingegen bleibt die Zahl der Bewegungen ge­genüber 2024 praktisch unverändert (+0,1 Prozent). Sie liegt im Vergleich zu vor der Pandemie bei +10,9 Prozent.

Bei den Fluggesellschaften verzeichnet Skyguide einen leichten Anstieg von 0,7 Prozent zu 2024. Verglichen mit vor der Pandemie, ist die Zahl ihrer Flugbe­wegungen leicht rückläufig (–0,7 Prozent).

Dank Gebühren «solide Situation»

Skyguide erzielte im ersten Halbjahr 2025 ein «solides Ergebnis» von plus 8 Millionen Franken und erwartet per Jahresende ein positives Nettoresultat von mehr als 40 Millionen Franken. Die Gebühren­erhöhung von Anfang 2025 habe trotz Ausweichverkehr ihre finanzielle Basis deutlich gestärkt, und man sei zuversichtlich, das Darlehen des Bundes bis 2029 vollständig zurückzahlen zu können.

Skyguide wird hauptsächlich durch Strecken- und Anfluggebühren finanziert. Diese entrichten die Fluggesellschaften für die Nutzung des Luftraums und der Flughäfen. Die Gebühren un­terliegen den europäischen Kosten­deckungsvorschriften und werden von ­Eurocontrol koordiniert.

Wegen der höheren Gebühren musste  Skyguide ihre Kosteneffizienz im «National Performance Plan» überarbeiten; dieser liegt nun bei der EU-Kommission zur Genehmigung. Treffe diese ein, sei die finanzielle Stabilität Skyguides mittelfristig sichergestellt, schreibt das Unternehmen, das zu 99,947 Prozent dem Bund gehört.

«Virtual Centre» bis Ende 2027

Per Ende 2027 will der Verwaltungsrat von Skyguide die wesentlichen Elemente des «Virtual Centre» abschliessen und den Rest als normales IT-Projekt weiterführen. Es soll das überholte und ineffiziente ATM-System in Europa ablösen, welches viele Grenzen und damit Über­gaben umfasst – selbst innerhalb der Schweiz, zwischen den Skyguide-Zentren in Genf und Dübendorf. Mit dem «Virtual Centre» können Fluglotsinnen ihren Luftraum von beiden Kontrollzentren aus bewirtschaften.

Das Programm generiere schon seit 2017 einen operativen und einen finanziellen Nutzen von rund 17 Millionen Franken pro Jahr und werde sich bis zu seinem Abschluss vollständig selbst finanziert haben.

Neuer Chief Technology Officer

Ausserdem hat Skyguide seit 1. September nun auch offiziell einen Chief Technology Officer. Götz Ardey, der 2012 als Leiter Communication, Navigation and Surveillance (CNS) zu Skyguide kam, hat das neue Amt seit Juli interimistisch inne. Er bringe langjährige Erfahrung aus der Luftfahrtindustrie sowie fundierte Kenntnisse der Technologielandschaft von Skyguide mit und habe bereits als Mitglied des Exekutivteams wichtige Transformationsprojekte erfolgreich umgesetzt. Der promovierte Luftfahrtingenieur mit MBA der Cranfield School of Business hatte zuvor verschiedene Führungspositionen innerhalb der Lufthansa Group in den Bereichen Technik, IT und Flugbetrieb inne. «Götz Ardeys umfassende Branchen­expertise, seine Führungserfahrung, seine Kenntnisse über Skyguide und die technologischen Herausforderungen, vor denen wir stehen, machen ihn zur idealen Besetzung für die Leitung unserer technischen Abteilung», sagt Skyguide-CEO Alex Bristol, der Ende Oktober abtritt und Peter Merz Platz macht. Mit dieser ­Ernennung stellt Skyguide sicher, auch in einem zunehmend volatilen Umfeld organisatorisch und technologisch solide aufgestellt zu sein.

Gwunderbrunnen

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