Innovative Haltestellen gestoppt

Roger Suter

Die VBG haben einen Anlauf genommen, die ÖV-Haltestellen im Kanton nach fast 50 Jahren neu zu gestalten. Der Wettbewerbssieger «Mi-Kado» der Glattbrugger Burri Public Elements AG ist dem ZVV nun aber zu teuer.

1976 wurden die ersten der allgegenwärtigen Stelen aufgestellt, bei denen im ganzen Kanton die Fahrgäste auf Busse, Postautos und Trams warten. Sie sind damit noch 14 Jahre älter als der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV). Doch auch wenn das einfache Design aus Stahlrohren und Schildern gut altert, wollten es die Verkehrsbetriebe Glattal (VBG) 2020 durch etwas Zeitgemässeres ersetzen. Aus einem Wettbewerb gingen zwei Nachfolgemodelle mit allerlei Zusatzfunktionen hervor, die dann ab Herbst 2021 während eines Jahres getestet wurden. Es obsiegte das Modell «Mi-Kado» der Glattbrugger Firma Burri Public Elements AG, welches über Solarzellen, Beleuchtung, einen Bildschirm, einen Lautsprecher mit Aktivierungsknopf und einen einfachen Sender, einen App-Clip, verfügte. Damit können Smartphones in der Nähe mit allen relevanten Informationen versorgt werden. Mit dieser sparsameren Technik stach «Mi-Kado» die Konkurrenz aus («Stadt-Anzeiger» vom 13. Oktober 2022).

Nun ist die kantonsweite Einführung dieses Systems dennoch an den Kosten gescheitert: Der ZVV und die anderen ­Verkehrsunternehmen befanden es unter anderem deshalb als «nicht umsetzbar», weil der Ersatz aller Sockelfundamente zu teuer geworden wäre.

Am besten, aber noch nicht perfekt

Bei den VBG, welche aus eigenen Mitteln eine halbe Million Franken in den Wettbewerb investiert hatten, hält sich die Enttäuschung in Grenzen: «Nach der Jurierung wurde das Siegerprojekt zusammen mit den Verkehrsunternehmen im ZVV-Gebiet hinsichtlich der Ausrollung und eines bedeutenden Mehrwerts gegenüber den bisherigen Stelen geprüft», so Tino Kunz, Leiter Marketing und Kommunikation. «Das von der Jury auserkorene Siegerprojekt erfüllte die an den Wettbewerb geknüpften Vorgaben und Erwartungen insgesamt am besten, aber auch nicht vollständig» – so etwa beim Behindertengleichstellungsgesetz. Und natürlich ist das neue System teurer, zumal es zwar die bestehenden Schilder übernehmen könnte, aber nicht die Fundamente. Diese müssten bei jeder Haltestelle im Kanton neu erstellt werden, «was die Kosten einer flächendeckenden Ausrollung im gesamten Verbundgebiet nochmals deutlich erhöht und sich negativ auf die Wirtschaftlichkeit auswirkt», so Tino Kunz auf Anfrage. Diese Kosten seien nicht tragbar und liessen eine Erneuerung in absehbarer Zeit nicht zu.

Weiterhin innovativ sein

Der Preis pro Stele falle zwar je nach Anforderungen und Grösse der Haltestelle unterschiedlich aus und sei von vielen Faktoren abhängig: Anzahl Linientafeln und Aushangkästen, mit oder ohne digitale Fahrgastinformation, Ausbaustandard sowie Bestellmenge. Die Kosten des Fundaments variieren dabei kaum, fallen aber unterschiedlich ins Gewicht.

Obwohl der ZVV nun darauf verzichte, seien die VBG weiterhin davon überzeugt, dass die Durchführung des Wettbewerbs richtig und sinnvoll war. «Der öffentliche Verkehr soll laufend Chancen suchen, sein Angebot durch Weiterentwicklungen oder auch Innovationen zu verbessern», schreibt Tino Kunz. «Das ist auch politisch explizit so gewünscht und hierzu soll wo möglich auch das kreative Potenzial des freien Markts einbezogen werden.» Allerdings müssten gerade im subventionierten Bereich des öffentlichen Verkehrs auch bei Neuerungen letztlich die tatsächlichen Umstände, insbesondere hinsichtlich der regulatorischen Vorgaben, der Umsetzbarkeit und der Finanzierbarkeit, berücksichtigt werden.

Somit bleiben die bisherigen «Info 76»-Stelen (oder je nach Region die dort aktuellen) bis auf weiteres stehen. Die Fahrgastinformation werde allerdings unabhängig von den Stelen und auf allen zur Verfügung stehenden Kanälen weiter verbessert und optimiert.

Gwunderbrunnen

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