Im Derby-Rausch unschlagbar

Richard Stoffel

Kloten festigte seinen Status als Überraschungsteam der National League mit einem neuerlichen Spektakel-Heimsieg. Gegen den Meister ZSC Lions machten die Zürcher Unterländer aus einem 1:4-Rückstand im Finish einen 5:4-Sieg nach Penaltyschiessen. 

Für Kloten war es der fünfte Sieg aus den letzten sechs Derby-Spielen. Und einmal mehr in dieser Saison verblüffte das zweitstärkste Heimteam der National League mit einer famosen Wende im Finish. In den letzten acht Minuten der regulären Spielzeit machten die Flughafenstädter aus einem 1:4 ein 4:4. Rajan Sataric eröffnete die Aufholjagd mit seinem ersten Saisontor. Und ein verwandelter Penalty von Niko Ojamäki, der bereits sein 14. Saisontor für Kloten erzielte, bedeutete das 4:4 und ermöglichte das Nachsitzen. In der Verlängerung stand Kloten dem Sieg schon näher. Doch erst im mit 3:2 gewonnenen Penaltyschiessen war der Zweipunktegewinn verdient eingetütet – und der erste Sieg im neuen Jahr unter Dach und Fach.

Ramels Lupfer aus dem Warm-up

Mischa Ramel war mit seinem Tor zum 3:4 bei sechs Klotener Feldspielern und dem Führungstreffer zum Auftakt des Penaltyschiessens eine Schlüsselfigur bei der Wende. Im Penaltyschiessen brillierte der 21-jährige Stürmer mit einem frechen Lupfer und düpierte so mit Simon Hrubec den renommiertesten Keeper der Liga. Gegenüber dem «Klotener Anzeiger» beschrieb Wirbelwind Ramel seinen Treffer im eigenen Auftrag so: «Der Coach sagte mir, ich solle den ersten Penalty schiessen. Ich probierte es dann auf diese Art, weil ich dies in dieser Saison immer im Warm-up geübt hatte und mir dachte, dass dies nun der richtige Zeitpunkt sei, es mal im Spiel auszuprobieren. Ich bin glücklich, dass es aufgegangen ist.»

 

«Der Coach sagte mir, ich solle den ersten Penalty schiessen. Ich probierte es dann auf diese Art, weil ich dies in dieser Saison immer im Warm-up geübt hatte.»

Mischa Ramel, Stürmer EHC Kloten

 

Das ganze Derby sei eine mentale Angelegenheit gewesen. Die Wende sei ­einem riesigen Teameffort geschuldet. «Und wenn wir alles geben, liegt nun mal viel drin. Wir wussten, dass wir dies draufhaben, und wollten weiter vors Tor gehen. Und das taten wir.»

Das Klotener Eigengewächs Ramel selbst hat gegenüber der Vorsaison nochmals einen Schritt nach vorne getan – und bezüglich Explosivität und Intensität eine Schippe draufgelgt. Er steht nach 36 Saisonspielen bei 8 Toren und 12 Assists. In der Vorsaison waren es 7 Treffer und 4 Assists aus 25 Spielen gewesen. Und ­Ramel hat sich mit durchschnittlich 16:18 Minuten Eiszeit pro Partie auf die Nummer-1-Position von Klotens Schweizer Stürmern vorgearbeitet.

«Wichtig, alles anzusprechen»

Betreffend die Team- und die persönlicher Weiterentwicklung nennt Ramel mehrere Faktoren: «Mit den jüngsten Spielern wird spezifischer gearbeitet. Und die älteren Spieler helfen den jungen auch, in das Spiel zu finden.» Zudem liefert der Coaching-Staff mit Videoanalysen wertvolle Inputs. «Auch bei guten Spielen und Siegen werden Hinweise gegeben, was zu verbessern ist. Das kann um kleinere oder grössere Dinge in der Defensiv- oder der Offensivzone gehen. Es ist wichtig, dass alles angesprochen wird. Das macht uns Spieler besser», betont Ramel.

Sportchef Ricardo Schödler machte auf jeden Fall auch in der Personalie Ramel einen guten Job, als er den kleinsten Spieler der Liga (1,68 m) schon vor Saisonbeginn mit einem Dreijahresvertrag an Kloten band. Denn die Gefahr wäre nunmehr noch einiges grösser, dass der Stürmer mit den schnellen Beinen von der Konkurrenz abgeworben werden könnte.

Smirnovs will sich deutlich steigern

Neben Ramel waren im Penaltyschiessen gegen die Lions noch dessen Sturmpartner Dario Meyer sowie Deniss Smirnovs erfolgreich. Der lettische Stürmer mit Schweizer Lizenz bereitete zudem noch das 2:4 von Sataric vor, nachdem er am Samstag gegen Bern mit einem Pfostenschuss noch Pech zu beklagen gehabt hatte. Zu Klotens Erfolgsrezept in der laufenden Saison sagt Smirnovs: «Wir arbeiten hart und geben nicht auf. Wir können es uns auch nicht leisten nachzulassen. Nur wenn wir unseren obersten Level erreichen, erarbeiten wir uns Siegeschancen.» Gesagt, gegen die ZSC Lions getan.

 

«Nur wenn wir unseren obersten Level erreichen, erarbeiten wir uns Siegeschancen.»

Deniss Smirnovs, Stürmer EHC Kloten

 

Smirnovs war vor eineinhalb Jahren mit dem Schweizer-Meister-Titel mit Genève-Servette und dem sensationellen Gewinn von WM-Bronze mit Lettland zu den Flughafenstädtern gestossen. Dann verletzte er sich in der Vorbereitung auf die letzte Saison an der Schulter und konnte nach einer Operation erst im Finish der Vorsaison seinen Meisterschaftseinstand für Kloten geben. Vor Weihnachten erzielte Smirnovs endlich seine ersten beiden Meisterschaftstore in der laufenden Saison. Der 25-jährige Center von Klotens vierter Linie sagt: «Ich bin noch nicht auf meinem wahren Level und muss mich in vielen Punkten noch steigern, auch in der Skoring-Produktion (derzeit 2 Tore und 7 Assists – Red.). Da gibt es für mich immer Raum für Verbesserungen.»  

Knappe Niederlage gegen Bern

Am Samstag hatte Kloten sein 90-Jahre-­Jubiläum-Spiel in entsprechend edlen Jerseys verloren. Gegen Bern gab es trotz dreimaliger Führung eine 4:5-Heimniederlage. Bern imponierte dabei mit drei Verteidigertoren. Einen der beiden anderen SCB-Treffer erzielte der Ex-Klotener Marc Marchon, der zum 4:4 traf. Gegenüber dem «Klotener Anzeiger» sagte er: «Ich weiss noch vom letzten Jahr, dass wir zu Hause immer bereit waren, wenn das Stadion voll war. Dann war es für die Gegner immer schwierig, hier zu spielen. Deshalb bin ich sehr happy, dass wir hier gewinnen konnten. Auch wenn wir fünf Tore erzielten, stand Kloten hinten sehr gut. Es war schwierig, da durchzukommen.»

Lob von Marc Marchon

Dass Kloten in dieser Saison bislang so erfrischend auftrete, führt Marchon darauf zurück, dass es mit Trainer Lauri Marjamäki einen neuen Schub gegeben habe und dessen System seine Wirkung entfalte. «Sie stehen am richtigen Ort. Und gehen die Tore einfacher rein, stehst du auch hinten besser. Dann passt alles mit dem Selbstvertrauen.» Letztes Jahr sei dagegen «alles ein bisschen verflucht» gewesen, als er noch bei Kloten war und mit dem Team über den vorletzten Rang nicht hinausgekommen war.

Kloten trat am Samstag gegen Bern übrigens nur mit vier Ausländern an. Thomas Grégoire und Tyler Morley fehlten angeschlagen. Morley wird wie Nolan Diem verletzungsbedingt noch sicher bis in den Februar ausfallen. Nicht mehr so lange dürfte dagegen Stürmer Axel Simic fehlen, der bald von seiner zweiten Verletzungspause in der laufenden Saison zurückerwartet wird. Wegen Morleys längerem Ausfall sondiert Sportchef Ricardo Schödler derzeit den Markt für einen Ersatzausländer.

In den nächsten Spielen trifft Kloten am Freitag auf die Rapperswil-Jona Lakers. Danach folgt am Samstag das Heimspiel gegen die SCL Tigers und am Mittwoch der Gastauftritt in Zug.

EHC-Kloten-Tickets zu gewinnen

«Stadt-Anzeiger» und «Klotener Anzeiger» verlosen 2 × 2 Sitzplatztickets der ersten Kate­gorie für die kommenden Heimspiele. Diesmal sind es Tickets für Samstag, 11. Januar, gegen Ambri-Piotta. Wer gewinnen möchte, sendet ein E‑Mail mit Betreffzeile «Ambri», «Davos», «Bern» oder «ZSC» für das entsprechende Spiel und Postadresse an:

redaktion(at)kloteneranzeiger.ch

Wenn möglich werden die Gewinner bis spätestens zwei Tage vor dem Match informiert. Wer bis dahin keine Gewinnnachricht erhalten hat, darf es gerne wieder versuchen.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Gwunderbrunnen

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