Hier kann man sich für günstigen Wohnraum bewerben
Über 1100 Bewohnerinnen und Bewohner, davon ein Drittel Kinder, ziehen ab Oktober 2024 in die neue Wohnsiedlung Leutschenbach der Stadt Zürich, einen Steinwurf vom Glattpark entfernt. Noch bis zum 22. März kann man sich für eine der günstigen Wohnungen bewerben.
Seit letzter Woche und noch bis zum 22. März können sich Interessierte für eine der überaus günstigen städtischen Wohnungen in der Siedlung Leutschenbach unweit des Glattparks bewerben. Die zweitgrösste städtische Wohnsiedlung mit 369 Wohnungen (nach Hardau II mit 573 Wohnungen) wird in Etappen fertiggestellt. Ab Oktober 2024 und bis März 2025 können die Mietenden einziehen, wie es vor den Medien hiess.
Der Zürcher Finanzvorsteher Daniel Leupi (Grüne) beäugte die Musterwohnung, die man nur mit Schuhüberzügen aus Plastik betreten durfte, sehr genau. Die Bodenbeläge sind aus Linoleum – ausser in den Schlafzimmern, dort hat es Parkett. Gewöhnungsbedürftig sind die Decken mit dem Sichtbeton. Immerhin sind sie weiss gestrichen.
Die Wohnsiedlung liegt in Zürich-Seebach direkt am Leutschenpark. Im Angebot stehen 369 Wohnungen, die meisten familientauglich, mit 3½ bis 6½ Zimmern, Kleinwohnungen, zwei Satellitenwohnungen (15 Zimmer, Monatsmiete: 6470 Franken) und sieben WG-Wohnungen (6 Zimmer). Zumietbare Flächen, Musik- und Atelierräume sollen für eine vielfältige Bewohnerschaft sorgen.
Unterschiedliche Lebensphasen
«Gut 1100 Menschen werden in der 58. Wohnsiedlung der Stadt Zürich leben und arbeiten», so Daniel Leupi. Das Angebot sei zugeschnitten auf unterschiedliche Wohnbedürfnisse und Lebensphasen. «Die Bewohnerinnen und Bewohner werden die Begegnungsräume im Innenhof, die Grünflächen und die gemeinschaftlich genutzten Räume mit Leben füllen und zu einem neuen und beliebten Teil des Quartiers machen», gab sich Stadtrat André Odermatt (SP) überzeugt. Er ist Vorsteher des Hochbaudepartements. Für ihn sei es als Kind ein verwunschener Ort gewesen. Nun gebe es viele Gründe, damit man sich aufs Gebäude freuen könne.
Die frei tragenden Wohnungen werden nach dem Prinzip der Kostenmiete vermietet, ein Drittel der Wohnungen ist subventioniert. Eine frei tragende 4-Zimmer-Wohnung kostet inklusive Nebenkosten zwischen 1725 und 1965 Franken im Monat, eine subventionierte zwischen 1395 und 1570 Franken. Auch bei der 58. kommunalen Siedlung liegt der Flächenverbrauch mit 30 Quadratmetern pro Bewohnerin respektive pro Bewohner deutlich unter dem Durchschnitt in der Stadt Zürich. 1060 Veloabstellplätze, davon rund 540 in einer Velogarage, tragen zu einer umweltfreundlichen Mobilität bei. Die Anzahl Autoparkplätze wurde auf das Minimum reduziert.
Ein Zufallsgenerator entscheidet
Die Erstvermietungsseite* vermittelt Informationen zur Siedlung, zu den Wohnungen, den Mietzinsen und dem Vermietungsprozess. Interessierte können sich noch bis am Freitag, 22. März, 12 Uhr, bewerben. Ein Zufallsgenerator bestimmt danach 3140 Bewerberinnen und Bewerber, die nach der Besichtigung einer Musterwohnung eine Wohnungsbewerbung einreichen können. Besonders erwünscht sind Bewerbungen von über 65-Jährigen, um gemäss der Altersstrategie der Stadt Zürich den Anteil dieser Personengruppe in städtischen Wohnsiedlungen zu erhöhen. Um ein attraktives Siedlungsangebot sicherzustellen, sind drei Gewerbeflächen an einen Detailhändler (genau genommen ein Coop), ein Gemeinschaftszentrum (als Dependance des GZ Seebach) und eine Kita vergeben. Restaurant gibts keins, wohl um jene von der Stadt verpachtete Beiz beim Leutschenbachpark nicht zu konkurrenzieren.
Die Wohnsiedlung von Clou Architekten und Atelier Oriri Landschaftsarchitekten besteht aus zwei sieben- bis neunstöckigen, u-förmigen Baukörpern. Die beiden Gebäude umschliessen fünf niedrigere Pavillonbauten im Innern der Siedlung, die als Wohnateliers, Kindergarten oder Gemeinschaftsraum genutzt werden. Der grosszügige Innenhof will mit seiner Bepflanzung eine hohe Wohnqualität für alle Altersgruppen schaffen. Zudem soll man sich nicht so ausgestellt fühlen, hoffen die Architekten.
Kletterpflanzen gegen die Hitze
Geheizt wird die Siedlung über das Fernwärmenetz der Stadt Zürich. Auf den Dachflächen liefert eine Photovoltaikanlage Strom aus Sonnenenergie. Die Grünflächen entlang des Riedgrabens wurden aufgewertet. Im Innenhof wurden Bäume und Sträucher gepflanzt und die Pergola über den Fusswegen mit Kletterpflanzen versehen, die zusammen mit den begrünten (schrägen) Dachflächen zur Förderung der Biodiversität und zur lokalen Hitzeminderung beitragen.
Catherine Rutherfoord: «Schon eine dichte Angelegenheit»
Lobend erwähnt wurde von Stadtrat Daniel Leupi die ehemalige AL-Gemeinderätin Catherine Rutherfoord. Sie hatte vor über 15 Jahren in einem Einzelvorstoss gefordert, dass man hier eine städtische Wohnsiedlung bauen sollte. Catherine Rutherfoord, selber Architektin, hatte offensichtlich einen guten Riecher. Doch wie beurteilt sie heute das Resultat? «Es ist ein gutes Projekt. Mit den überbauten Innenhöfen gehen die Planer davon aus, dass ein gewisses Leben stattfinden wird.» Leise werde es wohl nicht sein in diesen Höfen, und das Ganze sei schon eine dichte Angelegenheit. «Die Vielfalt des Wohnens wird hier und in der Umgebung gut abgebildet», so Rutherfoord. Weil das Gebiet mit der damaligen «Bau- und Zonenordnung Hofmann» als Zentrumszone festgelegt wurde, könnten hier zu 100 Prozent Wohnungen gebaut werden. «Ob damit die gewünschte Zentrumsfunktion erreicht wird, bleibt offen», so Rutherfoord. (ls.)
* Hier gehts zur Erstvermietungsseite: stadt-zuerich.ch, Stichworte «Erstvermietungen, Leutschenbach»