Güsel wird im neuen Jahr elektrisch abgeholt

Claudia Rothlin

Seit gut vier Monaten sind Elektro-Güselwagen der Entsorgungsfirma Remondis beziehungsweise K. Müller AG auf Walliseller Strassen für die Sammeltouren unterwegs. Nach positiven Erfahrungen ist nun Opfikon an der Reihe.

Seit Ende Juli beziehungsweise Anfang August wird Wallisellen von elektrisch betriebenen Kehrichtwagen angefahren. Im Fuhrpark der Firma Remondis sind momentan vier dieser Fahrzeuge im Einsatz, ein fünftes soll bald dazustossen, drei weitere sind bereits bestellt. Damit sollen nach Wallisellen und Dübendorf, die bei Remondis als erste Städte auf elektrische Güselabfuhr umgestellt wurden, ab Jahresbeginn 2024 auch die Städte Kloten und Opfikon und später noch Uster folgen.

Das Grüngut wird ebenfalls mit diesen Elektro-Fahrzeugen abgeholt – einzig die monatlichen Abfuhren, bei denen auch die Container geputzt und ausgespritzt werden müssen, werden noch mit Dieselfahrzeugen gemacht, weil diese eine spezielle Vorrichtung für die Hochdruckreinigung haben. Eine entsprechende Umrüstung wird aber auch hier geprüft. «Wir sind die ersten, die elektrische Abfuhrwagen von Mercedes in der Schweiz einsetzen», erklärt Vertriebsleiter Raphael Simonelli.

Diese sind zwar in der Anschaffung doppelt so teuer wie die Dieselbetriebenen, werden aber von staatlicher Seite mehrfach bevorzugt behandelt, so dass sich der Einsatz eher rechnet: So wird beispielsweise das zusätzliche Gewicht der Batterien von einer Tonne pro Fahrzeug nicht zum gesetzlich vorgegebenen Gesamtgewicht dazugezählt, so dass die Nutzlast gleich bleibt, die Energiekosten sind tiefer und es muss vorläufig auch keine leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) entrichtet werden.

Der Ansporn zur Umstellung kam nicht nur von Seiten der öffentlichen Hand – so hatte die Stadt Wallisellen den Wunsch nach Elektro-Abfuhrwagen in den Ausschreibungskriterien geäussert –, sondern auch vom eigenen Firmencredo, die Kreislaufwirtschaft nicht nur im Rohstoffbereich, sondern auch in der Logistik möglichst zu schliessen.

Warten und evaluieren

Bevor der Umstieg gewagt werden konnte, musste man sich vorerst in Geduld üben. Denn die Corona-Pandemie, welche die Lieferketten auch beim Hersteller Mercedes durcheinanderwirbelte, sorgte für eine zweijährige Verzögerung bei der Auslieferung. Das hatte auch Auswirkungen auf die Kosten, mussten doch ältere Fahrzeuge länger im Betrieb gehalten werden, was die Reparaturkosten erhöht hat.

Doch seit einigen Monaten sind die E-Kehrichtwagen im Einsatz und liefern erste Erfahrungswerte. So ist man von der Reichweite durchaus positiv überrascht: «Eine Batterieladung reicht für etwa anderthalb Touren – eine Tour geht dabei 100 Kilometer weit, inklusive ein bis zwei Leerungen in der Kehrichtverbrennungsanlage Hagenholz, und reicht für ganz Wallisellen», erklärt Raphael Simonelli. Die Fahrzeuge sind leiser und produzieren logischerweise kein CO2.

Der Strom kommt vom eigenen Dach. Die Photovoltaikanlage darauf produziert genug, um den Eigenbedarf zu decken. Die Fahrzeuge werden über Nacht an eine der vier Ladestationen von Siemens angeschlossen. Die Normalladung dauert dabei acht Stunden. In Ausnahmefällen könnte auch eine Schnellladung innerhalb von drei Stunden vollzogen werden. Doch dies sei bis jetzt kaum nötig gewesen, worüber die Verantwortlichen froh sind, vermag dies doch die Lebensdauer der Batterie negativ zu beeinflussen.

Erfahrungen sammeln

Noch stehen die neuen E-Güselwagen am Beginn ihres Einsatzes und müssen sich noch im Langzeittest bewähren. Die Batterien sollen eine Lebensdauer von zehn Jahren haben. Wie sie sich in kalten Wintern schlagen, ist noch offen – den eher heissen Sommer 2023 haben sie aber gut überstanden.

Nach etwa sechs Jahren soll sich auch der finanzielle Mehraufwand durch höhere Anschaffungskosten und die Ladeinstallationen rechnen. Dabei ist man auch in ständigem Austausch nicht nur mit dem Hersteller, sondern auch mit dem Mutterhaus in Deutschland sowie den anderen Verbandsmitgliedern aus der Schweiz, die ebenfalls Elektrofahrzeuge einsetzen.

Dass zunächst die Kehrichtwagen auf Elektrobetrieb umgestellt wurden, ist kein Zufall: «Der Stop-and-go-Betrieb in der Stadt eignet sich für Elektrofahrzeuge besonders», so Raphael Simonelli, «weil die Bremsenergie wieder in die Batterie eingespeist werden kann.» Nach und nach plant man, den gesamten Fuhrpark von rund 50 Fahrzeugen, worunter sich auch Lieferwagen befinden, auf Elektrobetrieb umzustellen.

Ein alteingesessener Firmenname verschwindet

Voraussichtlich ab dem kommenden Januar wird der Name K. Müller AG ganz verschwinden und die Walliseller Entsorgungsfirma nur noch Remondis heissen. Allerdings bleibt der Name Mülliland für das Entsorgungscenter bestehen. Die 1925 in Rieden gegründete Fuhrhalterei holte den Abfall zunächst mit Pferdewagen ab, bevor die Kehrichtabfuhr in den 50er-Jahren dann per Lastwagen erfolge. Der Firmensitz wurde in den 70ern in die Gewerbehallen Aubrugg (beim Sportplatz Au über die Autobahn) und 1985 schliesslich an den heutigen Standort an der Kriesbachstrasse verlegt. Nach drei Generationen in der Familie Müller wurde die K. Müller AG 2019 durch die Remondis – ebenfalls ein familiengeführtes, aber global tätiges deutsches Unternehmen – übernommen.

Der Strom für die vier Ladestationen kommt von der Photovoltaikanlage auf dem Dach.

Gwunderbrunnen

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