Geniale Ameisen meistern Paketflut

Claudia Rothlin

Im Juni hat die Post das regionale Paketzentrum in der ehemaligen Coop-Bäckerei in der Herti in Betrieb genommen. Es ist eines von 14 Paketzentren in der Schweiz und wartet mit einem Novum auf. Jetzt in der Vorweihnachtszeit herrscht Hochbetrieb.

Sie erinnern ein bisschen an die Minibar-Wägelchen in den Zügen, sind aber vergleichsweise flink unterwegs. Im stetigen Kreislauf durch die Sortierhalle, manchmal schert eines aus, nimmt einen direkteren Weg und fügt sich wieder ein.

Offiziell heissen sie «GENI-Ants», also geniale Ameisen, weil sie schwere Lasten transportieren können, und die Steuerung ist so intelligent, dass sie innerhalb des Systems auch Abkürzungen nehmen können.

«Die Ameisen übernehmen die Funktion eines Förderbandes, und sind wichtig für die Sortierung: Grössere Ortschaften haben beispielsweise verschiedene Paketboten und diese Feinsortierung macht die Anlage», erklärt Sebastien Surber, Leiter des Paketzentrums Wallisellen. Sie fügen sich gut in die 5500 Quadratmeter Fläche mit dem engen Säulenprofil der ehemaligen Grossbäckerei ein.

Premiere in Wallisellen

Wallisellen ist das erste Paketzentrum, das die Post in der Schweiz mit diesem System betreibt. Weltweit ist es erst die siebte Anlage des Herstellers – Fives, ein internationaler Industriebaukonzern mit Sitz in 30 Ländern und Zentrale in Frankreich – und die grösste noch dazu.

Die Pakete werden üblicherweise von anderen Paketzentren zur Feinverteilung in der Stadt Zürich, den beiden Zürichseeufern, dem Zürcher Oberland bis hinein ins Glarnerland angeliefert. Dazu werden die Pakete von Mitarbeitenden in vorgegebenen Abständen auf ein Förderband gelegt – exakt ausgerichtet, so dass die Barcodes auf den Adressetikette gut eingelesen werden können. Danach werden die Pakete vom Förderband auf die Ameisen transportiert.

So haben zwei kleinere bis mittelgrosse Pakete auf einem dieser Roboter Platz, während grosse alleine unterwegs sind. Die eingelesenen Informationen werden auf den Roboter geladen, der dann das eingelesene Sortierziel zugewiesen erhält. Die Daten werden verknüpft und das Paket an der richtigen Endstelle wieder ausgeschleust, wo es nach der Postleitzahl sortiert wird. Hier übernehmen wieder Menschen das Beladen der Sortierwagen und der Lastwagen.

Boomender Paketversand

Während in den letzten 20 Jahren der Briefverkehr aufgrund der Digitalisierung ständig abgenommen hat, ist beim Paketversand der umgekehrte Trend feststellbar. Letztes Jahr wurden 194 Millionen Pakete bei der Post verarbeitet, zwar ein Rückgang zum Rekordjahr 2021 mit 202 Millionen Paketen, aber immer noch eine hohe Anzahl.

In diesem Zusammenhang stehen denn auch die Investitionen der Post im Bereich der Paketverarbeitung. So wurden nicht nur die nationalen Paket­zentren in Frauenfeld, Härkingen und Daillens ausgebaut, sondern auch weitere regionale Zentren eröffnet, als letztes Wallisellen im Juni diesen Jahres. «Wir haben uns gut in Wallisellen eingelebt. Am Anfang kommt viel zusammen: viele Transporte, neue Technik, neue Mitarbeitende. Jetzt funktioniert es sehr gut und die erste Bewährungsprobe mit der Cyber Week haben wir auch bestanden», sagt Sebastien Surber.

Praktisch rund um die Uhr

In der Vorweihnachtszeit ab etwa Mitte November werden schweizweit bis zu 1 Million Pakete pro Tag oder 60 Prozent mehr als sonst zugestellt. Auch in Wallisellen ist zur Zeit Hochsaison im Paketverkehr: Statt der üblichen etwa 28 000 Pakete werden zur Zeit bis zu 60 000 Pakete – also gut doppelt so viele – täglich abgefertigt.

Fast ein Viertel mehr Lastwagen verlassen am Tag die zehn Laderampen in der Herti, nämlich zirka 190 statt der üblichen 150. Dafür wurde die Belegschaft von 60 Personen um weitere zehn temporäre Mitarbeitende verstärkt.

Die Paket-Hochsaison spiegelt sich auch in den Betriebszeiten wieder: Normalerweise beginnen diese am späten Nachmittag und dauern bis 4 Uhr morgens. Jetzt drehen die Roboterameisen von Montag bis Freitag während 22 Stunden ihre Runden. Selbst während der zwei Stunden «Pause» von vier bis sechs Uhr morgens steht der Betrieb nicht wirklich still, denn dann werden die Lastwagen abgefertigt und auf die Reise zu den Paketboten für die Zustellung geschickt. Das neuste regionale Paketsortierzentrum in Wallisellen hat also seine Feuerprobe bestanden, was dessen Leiter Sebastien Surber strahlen lässt: «Ich bin sehr, sehr stolz auf die erbrachte Leistung in den letzten Wochen und auf die Mitarbeitenden, die stark mit angepackt und Vollgas gegeben habe.»

Gwunderbrunnen

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