Fussball-Mätschli: Ein Hit bei EHC-Cracks
Sechseinhalb Wochen der Aufbau-Trainingsphase des Sommertrainings beim EHC Kloten sind vorbei. Der «Klotener Anzeiger» war vor Ort, sprach mit Sportchef Ricardo Schödler, Klub-Berater Jeff Tomlinson sowie verschiedenen Spielern und erkundigte sich nach dem Stand der Vorbereitungen.
«Es wird mit Hochdruck gearbeitet, das Team zeigt eine enorme Motivation und ist auf einem sehr guten Weg. Es wird auch deutlich, dass man sich nach der letzten Saison etwas zutrauen kann und das Selbstvertrauen gewachsen ist», sagt Sportchef Ricardo Schödler.
Festzustellen ist, dass trotz der Ernsthaftigkeit des anforderungsreichen Saison-Aufbautrainings der Spass unverkennbar vorhanden bleibt. Das hochstehende interne Kräftemessen beim Fussballspielen liefert jeweils einen Beweis dafür. Diese internen Duelle bei Kloten waren in den letzten Jahren einseitig zugunsten der Routiniers verlaufen. Die «Alten», das heisst über 24‑Jährigen, zeigten sich jeweils als das erfolgreichere Team. Deshalb entschied Athletik‑Trainer Felix Stutz, dass eine Durchmischung stattfinden soll, «einfach, um eine neue Competition reinzubringen» (Stutz), also die Wettbewerbssituation zu verändern.
Weniger Vorbereitungsspiele
Am letzten Freitag hatten die EHC-Cracks bereits zweieinhalb Stunden Krafttraining in den Muskeln, als sie sich in der sengenden Mittagshitze in der Sportanlage Wallisellen im Fussball in zwei Teams duellierten. Zu sehen waren einige eindrucksvoll schöne Spielzüge und sehenswerte Abschlüsse. Eine «Riesenpfanne» gelang dabei beispielsweise Linksfuss Mike Cuesta. Der 18‑jährige Verteidiger-Youngster traf mit einem satten und platzierten Distanzschuss in die entferntere Torecke. Das überaus sehenswerte Tor wurde denn auch frenetisch bejubelt. Das subjektiv betrachtet attraktivste Fussball-Shirt trug Goalie-Trainer Tim Bertsche, der im traditionellen Grün-Weiss-Outfit von Celtic Glasgow mitglänzte.
Weitere Ergänzungssportarten im Vorbereitungsprogramm sind Unihockey, Padel oder auch Beachvolleyball, das die Spieler in der vorletzten Woche in einem Camp in Mallorca praktizierten. Schödler sagt zum Stand der Vorbereitung: «Das Feedback der Neuzugänge ist enorm positiv. Und sie sagen, dass sie noch nie so hart trainiert hätten.» Gleichzeitig sorgt Athletik-Trainer Felix Stutz aber mit präventiven Massnahmen und in Zusammenarbeit mit Medbase auch dafür, dass die Spieler dabei verletzungsfrei bleiben. So wird am Mittwoch beispielsweise eine Yoga-Einheit durchgeführt. Im Vergleich zur Vorsaison wurde die Anzahl Vorbereitungsspiele um deren drei verringert. «Das war ein bisschen viel, das fanden rückblickend auch die Coaches. Wir brauchen lieber ein bisschen mehr Zeit fürs Training, deshalb wurde dies nun geändert», sagt Schödler.
«Es wird mit Hochdruck gearbeitet, das Team zeigt eine enorme Motivation und ist auf einem sehr guten Weg.»
Bis am 13. Juli läuft der erste Teil der Vorbereitung. Danach folgen zwei Wochen Ferien für die Spieler, ehe am 27. Juli mit den Tests für die Spieler das Team-Training wieder aufgenommen wird. Danach folgen einige weitere Aufbautrainings, ehe dann ab Anfang August der entscheidende Feinschliff erfolgt – und der Countdown mit sechs Vorbereitungsspielen für den Meisterschaftsstart vom 9. September bei Ambri-Piotta.
Aktuell trainiert das Gros des Teams zweimal wöchentlich auf dem Eis (in Dübendorf). Zusätzlich macht Torhüter-Trainer Tim Bertsche zweimal wöchentlich ein Goalie-Training, bei dem sämtliche Torhüter aus der Organisation ab der U16 auf dem Eis stehen, inklusive Lorenzo Croce vom Partnerteam Thurgau. Dabei gibt es zuerst rund eine halbe Stunde Theorie, ehe das spezifische Goalie-Training folgt. «Dies geht in die Richtung der Montagnachmittag-Session für die jungen Spieler, die wir während der Saison durchführen. Also darum, die Spieler gut auszubilden. Künftig wird es für die Feldspieler der U18 bis U21 am Dienstag noch neu eine Skill-Session geben, also ein Training, an dem Drills an spezifischen Fähigkeiten erfolgen», erklärt Schödler.
Alle Imports sind verpflichtet
Klotens Sportchef hat mittlerweile alle Imports für die nächste Saison verpflichtet. Bei den nächsten Personalien wird es um Vertragsverlängerungen gehen. Am Ende der kommenden Saison laufen bei Kloten die Verträge von über zehn Schweizer Spielern aus. Während die verdienstvollen Verteidiger Leandro Profico und Steve Kellenberger wohl vor ihrer letzten National-League-Saison stehen, ist die Zukunft von anderen Spielern, die in der letzten Saison zu den Leistungsträgern zählten, noch offen: so beispielsweise von Goalie Ludovic Waeber oder den Stürmern Axel Simic, Reto Schäppi, Keijo Weibel, Deniss Smirnovs, Nolan Diem oder Harrison Schreiber. «Es wird da frühestens im August zu Verlängerungen kommen», betont Schödler, der erst in diesen Tagen seine wohlverdienten Ferien beziehen wird.
Die sechs Imports, bei denen es sich wie in der Vorsaison um zwei Abwehrspieler und vier Stürmer handelt (Verteidiger Max Lindroth/SWE und Lukas Klok/CZE, Stürmer Robert Leino/FIN, Tyler Morley/CAN/bisher, Brandon Gignac/CAN und Petteri Puhakka/FIN), werden ihre Stärken einbringen. Vorab im Powerplay und im Boxplay, wo man in der Vorsaison im Liga-Vergleich abfiel, wird eine deutliche Steigerung angestrebt. Auf die Zusammensetzung der Puzzle-Verstärkungsteile wurde entsprechend geachtet. Dies in der Hoffnung, dass es dann auch aufgeht. Die sechs Imports werden laut Sportchef Schödler ab Ende Juli vollumfänglich und allesamt im Team-Training integriert sein. Die meisten reisen zwischen dem 20. und dem 26. Juli an, also vor den physischen Tests.
Die richtige Balance finden
Was Schödler von Kloten erwartet: «Nach einer Saison sind wir noch nicht stabil. Da gehört eine zweite oder dritte Saison in Folge dazu. Wir wollen keine krassen Ausrutscher nach unten und wollen wieder um die Play-in-Qualifikation mitspielen. Wir wollen einfach wieder eine gute Rolle spielen. Letzte Saison waren mit Genf, Lugano und Biel drei höher eingestufte Teams im hinteren Tabellenbereich.»
Die Anzahl Goalie-Einsätze der Back-ups von Stammkeeper Ludovic Waeber (Davide Fadani und Ewan Huet) sind laut Schödler nicht definiert. In den Vorbereitungsspielen im August sind deren Einsätze zwar schon jetzt prinzipiell festgelegt. Was danach sein wird, ist aber offen. «Wichtig ist, dass keiner in eine Überbeanspruchung kommt.» Elementar ist da die Balance zwischen dem einerseits förderlichem Spielrhythmus und der Vermeidung eines Verheizens. Schödler betont: «Es geht darum, immer einen frischen Torhüter im Tor zu haben.»
«Nein, ich habe kein Angebot»
Schödler selbst wurde unlängst in einem Ranking von sport.ch als der Sportchef mit dem besten Zeugnis für die abgelaufene Saison eingestuft – und dies in seinem Premieren-Jahr in dieser Position auf National-League-Ebene. Ist der frühere Nationalteam-Manager schon in den Fokus der Konkurrenz gerückt? Fanden Abwerbungsversuche statt, beispielsweise vom SC Bern, wo es unlängst zur Trennung von Patrik Bärtschi (Schödlers Vorvorgänger als Kloten-Sportchef) kam? «Nein, ich habe kein Angebot vom SC Bern. Ich habe genug zu tun hier in Kloten.»
Und im Vergleich zur Vorbereitung im Vorjahr: Was ist da anders? Schödler dazu: «Es ist alles ein wenig anders in der diesjährigen Vorbereitung. Zunächst konnten wir viele Ideen umsetzen, dann ist ein Trainer vor Ort, was im letzten Jahr nicht der Fall war. Wir haben bereits jetzt alle Import-Positionen besetzt, dies war im Vorjahr noch nicht der Fall. Letztes Jahr arbeitete ich noch bis nach der WM für den Verband und arbeitete jeweils nach Feierabend für Kloten weiter. Dann ging ich in die Ferien und machte da die letzten Transfers. Jetzt bin ich wirklich zu 100 Prozent mit dem Fokus in Kloten.»
Verbesserung in den Garderoben
Klotens Wiederaufsteigs-Trainer und heitige Team-Berater, Jeff Tomlinson, hat in den ersten Wochen der Vorbereitung festgestellt, dass die jungen Spieler eine coole Energie mit- und reinbringen. Nun hofft er, dass dann auch die Neuerwerbungen menschlich reinpassen, was nach den ersten Eindrücken von Tomlinson der Fall zu sein scheint. Der Kanadier weiss: «Wir haben schon eine sehr gute Saison gehabt. Und es wird nicht einfach, dies zu bestätigen. Denn die Liga ist sehr stark. Letzte Saison waren wir als Gruppe sehr eng zusammen. Und wir hatten einige gute Leute geholt, die zudem in das System von Headcoach Lauri Marjamäki passten und wiederum einen sehr guten Job machten. Das war der Schlüssel. Wir drehen aber weiter jeden Stein um und versuchen, alles weiter zu optimieren, denn wir wollen nie stillstehen – sei dies nun in der Zusammenarbeit mit dem Nachwuchs, der Infrastruktur und weiteren Aspekten.»
Betreffend die Infrastruktur wurden in den Team-Garderoben auch Renovierungsarbeiten vorgenommen, damit man auf dem neusten Stand ist und sich die Spieler in der Garderobe wohlfühlen. Die entsprechenden Arbeiten werden demnächst abgeschlossen sein.
Vorne von links: Noah Delémont, Axel Simic, Keijo Weibel und Mischa Ramel am Ende eines harten Trainingstages. Bilder Richard Stoffel
Fitness- und Athletik-Trainer Felix Stutz (links) bei der Eingabe von Trainingsdaten mit Mischa Ramel. Im Hintergrund Dario Sidler.
Stimmen zur bisherigen Saisonvorbereitung und zum Stellenwert der Fussball-Mätschli
Captain Steve Kellenberger: «Overall ist, glaube ich, Fussball die beliebteste Sportart bei uns. Der Fitnesscoach hatte nun eine neue Idee und liess nicht mehr die Alten gegen die Jungen spielen, weil wir Alten immer gewannen. Die Hauptsache aber ist, dass wir am Ende der Woche noch ein wenig Spass haben. Dass wir noch etwas spielen können. Neben dem Hockey machen wir eine Ballsportart einfach am liebsten.»
Axel Simic: «In Mallorca trainierten wir am Vormittag meist Beachvolleyball und Padelspielen, ehe am Nachmittag zwei Stunden Cross-Fit auf dem Programm standen. Es war cool am Strand und schön und warm. Aber es war sehr streng. In den Eistrainings in Dübendorf arbeiten wir derzeit vorab auch an der Verbesserung der individuellen Skills.»
Mischa Ramel: «Es wird hart gearbeitet, damit wir auf dem Eis wieder bereit sind. In der ersten Phase der Vorbereitung hatte ich Kraftaufbau. In der zweiten Hälfte sind es nun Schnelligkeit und Beweglichkeit, an denen ich auch individuell arbeite. Und Fussball als Ausdauereinheit macht natürlich mehr Spass, als eineinhalb Stunden auf dem Rad zu pedalen. Und es gibt da auch einen Konkurrenzkampf. Jeder will gewinnen. Dass ich zum Ende der letzten Saison bei der Nationalmannschaft in der WM-Vorbereitung mit dabei sein konnte, war sehr cool. Ich konnte sehr viel lernen von allen Spielern, die dabei waren, das Level war sehr hoch. Und man sah, welche Qualität vorhanden ist, da das Team dann erneut die WM-Silbermedaille gewann. Mit dem zurückgetretenen Andres Ambühl hatte ich im Camp schon auch geredet, auch wenn ich mich fast nicht getraute. Er ist schon eine Riesen-Legende.»
Noah Delémont (Neuzugang von Biel): «Seit knapp drei Wochen bin ich voll bei der Mannschaft, vorher wegen eines dreiwöchigen WKs in Magglingen jeweils nur freitags. Die Trainings unter Athletik-Trainer Felix Stutz sind ein wenig anders und noch etwas ausgedehnter, als sie für mich zuletzt in Biel waren. Die positive Stimmung innerhalb des Teams ist sehr ähnlich wie in Biel. Wir haben viel Spass, lachen viel. Wir arbeiten hart für ein paar Stunden, können aber auch viel zusammen lachen. Die Stimmung ist immer mega gut.» (rst.)