Flughafen überflügelt sich selbst
Der Flughafen hat 2024 sein bisher bestes Konzernergebnis erzielt. Die Aviatik habe sich vollständig von der Coronapandemie erholt und der Flughafen unter anderem in zusätzliches Personal – und damit die Qualität – investiert.
Der Flughafen Zürich hat sein finanziell erfolgreichstes Jahr hinter sich: 31,2 Millionen Passagiere (8 Prozent mehr als im Vorjahr und 1 Prozent weniger als 2019), ein Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) von 733 Millionen Franken (ebenfalls 8 Prozent mehr), 1,33 Milliarden Franken Erträge (Vorjahr: 1,198 Mia.), 566 Millionen Franken Betriebskosten (Vorjahr: 521 Mio.) und 327 Millionen Franken Gewinn (Vorjahr: 304 Mio.)
Bei den Erträgen stammen 673 Millionen Franken (Vorjahr: 264 Mio.) aus dem Fluggeschäft, 653 Millionen (oder gut 42 Prozent) aus den anderen Geschäftszweigen: 276 Millionen (Vorjahr: 264 Mio.) aus Kommerz und Parking, 197 Millionen (Vorjahr: 196 Mio.) aus den Immobilien, 49 Millionen (Vorjahr: 47 Mio.) aus Dienstleistungen und 131 Millionen (Vorjahr: 118 Mio.) aus dem internationalen Geschäft.
Gestiegen sind aber auch die Betriebskosten – und werden dies gemäss Finanzchef Kevin Fleck weiterhin tun. Er verglich diese aber nicht in erster Linie mit 2023, das noch mit den Nachwirkungen der Coronapandemie zu kämpfen hatte, sondern mit 2019, dem Jahr vor dieser Zäsur. Der Personalaufwand betrug 245 Millionen Franken (13 Prozent mehr als 2019), derjenige für Polizei und Sicherheit 130 Millionen (6 Prozent mehr als 2019) und Energie und Abfall 44 Millionen (118 Prozent mehr als 2019). Ursache dafür seien die Teuerung, Mehrkosten bei der Energie und der Sicherheit und der Kauf weiterer Immobilien. Schwarzmalen will der CFO deswegen nicht: «Das Kostenwachstum hat sich verlangsamt.»
Mit diesem positiven Konzernergebnis beantragt der Verwaltungsrat der Generalversammlung, eine ordentliche Dividende in der Höhe von 4.30 Franken pro Aktie sowie einer Zusatzdividende über 1.40 pro Aktie auszuschütten.
Neuer Flughafen und neues Dock
CEO Lukas Brosi betonte, dass man unter anderem ins bestehende und in zusätzliches Personal investiert habe, um nach dem Hochfahren des Betriebes nun wieder die gewünschte Qualität bieten zu können. «So konnten wir uns etwa bei den Verspätungen verbessern.» Doch das Umfeld bleibe wegen Engpässen im europäischen Luftraum, der Geopolitik und dem Druck auf die Rahmenbedingungen anspruchsvoll.
Investiert hat der Flughafen vergangenes Jahr 571 Millionen Franken. Der grösste Brocken ist dabei der Bau des Noida International Airport in der Nähe von Delhi, Indien, der noch dieses Jahr eröffnet werden soll, mit rund 195 Millionen Franken; in Zürich sind es die neue Gepäcksortieranlage, die derzeit stückweise in Betrieb genommen wird (rund 47 Mio.), das Vorprojekt des neuen Flughafenkopfs, der dereinst das Dock A samt Tower ersetzen soll (ebenfalls 47 Mio.) sowie die Weiterentwicklung der landseitigen Passagierflächen (33 Mio.). So wird der Durchgang vom Airport-Shopping zu den An- und Abflughallen komplett neu gestaltet und die Anlieferung wird künftig von der Rückseite der Geschäfte erfolgen. Zwischen den Parkhäusern 2 und 3 wird zudem eine neue «Foodhall» errichtet; dort soll ein Betreiber zusätzlich zum Foodland rund 20 weitere Gastro-Konzepte anbieten.
Passagierzahlen bei 99 Prozent
Die Flugbranche hat sich wie prognostiziert nach fünf Jahren von der Pandemie erholt. Die Passagierzahlen liegen wieder bei 99 Prozent und dürften bis Ende 2025 um 2 oder 3 Prozent auf etwa 32 Millionen steigen.
Auch auf dem politischen Parkett war die Flughafen Zürich AG erfolgreich: Das Volk bewilligte in der «Sicherheitsfrage» (CEO Brosi) die Verlängerung zweier Pisten mit 62 Prozent Ja deutlich; im Herbst will man das Baugesuch einreichen. Ein Meilenstein war auch die erteilte Plangenehmigung für die «Umrollung Piste 28», womit jährlich rund 100 000 potenziell gefährliche Pistenkreuzungen vermieden werden könnten. Herausforderungen sieht er in der «Flughafen-Nachtruhe-Initiative», die eine strikte Nachtruhe von 23 bis 6 Uhr verlangt. «Das ist ein direkter Angriff auf die guten Verbindungen, die Zürich bietet – und die der Bund verlangt.»
Ausland immer wichtiger
Dank der zentralen Lage und der guten Verkehrsverbindungen – vom Postauto bis zur Überseedestination – entwickelte sich auch das Immobiliengeschäft positiv und bleibe somit ein stabiler und wichtiger finanzieller Pfeiler der Flughafen Zürich AG. Der Circle ist zu 90 Prozent vermietet, die Mieterträge sind gestiegen, während die Nebenkosten gesunken sind.
Mit über 10 Prozent des Ertrages erhalten auch die strategischen Auslandsengagements der Zürich Flughafen AG immer mehr Bedeutung: Neben dem erwähnten Flughafenbau in Indien sind dies neun weitere Flughäfen in fünf Ländern Lateinamerikas.