«Fehler machen wir alle»

Richard Stoffel

Jan Sommerhalder, Vizepräsident des EHC Kloten, spricht im zweiten Teil des grossen «Klotener Anzeiger»-Interviews über die Zukunft von Sportchef Larry Mitchell, erklärt, warum Playout-Spiele ein grosser Vorteil wären, und gibt eine Einschätzung zur Substanz in der nächsten Saison ab.

Sie sind in Kloten auf gut performende Ausländer angewiesen. Ist so gesehen Verteidiger Nathan Beaulieu, der im Laufe des Herbstes als Ersatz für Lucas Ekestahl-Jonsson verpflichtet wurde, trotz seiner Erfahrung von über 500 NHL-Spielen ein Missverständnis für Kloten?

Sportchef Larry Mitchell war überzeugt, dass er für uns eine Verstärkung sein würde. Dies war er nicht und ist er nicht geworden. Aber die Saison ist ja auch noch nicht fertig. Wenn man bei den Imports einen Fehler begeht, trifft dies den EHC Kloten einfach härter als beispielsweise den SC Bern, der dann einfach eine weitere Lizenz lösen kann. Diese finanziellen Möglichkeiten haben wir nicht. Das ist für uns einfach nicht möglich.

Wie war der Fehlgriff überhaupt möglich angesichts des grossen Know-hows und Netzwerks von Larry Mitchell in Nordamerika?

Grundsätzlich haben wir ein Budget. Der Sportchef kann innerhalb seines Budgets frei entscheiden. Wir mussten bislang nicht das Okay für Larrys Entscheide geben, es war sein Befugnisbereich. Alle seine Trades konnte er frei entscheiden. Wenn aber natürlich der Trainer entlassen wird, weil es nicht funktioniert, wird ihm halt beim zweiten Mal ein wenig auf die Finger geschaut. Dann gibt es nicht nur finanziell, sondern auch reputationsmässig etwas für den Klub zu verlieren. Und dann ist es besser, wenn vier Leute und nicht nur eine Person für den Entscheid verantwortlich sind beziehungsweise dahinterstehen können. Alleine schon, um dem Sportchef den Druck wegzunehmen.

Mitchell hat natürlich auch gute Trades gemacht.

Reto Schäppi beispielsweise. Dieser Ex-Nationalspieler hat Qualitäten, die uns ab nächster Saison weiterbringen werden. Oder zuletzt der vor einem Monat von Lausanne zu Kloten gestossene Verteidiger Dario Sidler. Das ist ein junger und bissiger Spieler. Oder die von Larry schon früher geholten Keanu Derungs und Axel Simic, die sich sehr positiv bei uns entwickelt haben.

«Wenn der Trainer entlassen wird, weil es nicht funktioniert, wird ihm halt beim zweiten Mal ein wenig auf die Finger geschaut.»

Apropos nächste Saison: Mit Montreals Erstrundendraft David Reinbacher, der mit Schweizer Lizenz spielt und nicht als Ausländer gilt, sowie dem wertvollen Einfädler und Vorbereiter Dominik Diem (Rücktritt), dann Marc Marchon (Bern) und Jonathan Ang wird Kloten unter anderen vier Leistungsträger auf die nächste Saison hin verlieren.

Wir müssen wohl einen ausländischen Verteidiger für Reinbacher holen. Dominik Diem wird durch die von Langnau kommenden Keijo Weibel und Nolan Diem ersetzt. Für Marc Marchon wird niemand konkret als Ersatz geholt. Von den Ausländern stehen für die nächste Saison noch Niko Ojamäki, Miro Aaltonen und Tyler Morley bei uns unter Vertrag. Auf der Goalie-Position gehe ich auch davon aus, dass ein Ausländer der Nachfolger von Juha Metsola wird. Bei Jonathan Ang ist noch nichts fix.

Und Sportchef Larry Mitchell bleibt nächste Saison im Amt?

Er hat einen unbefristeten Vertrag. Wir werden uns sicher am Saisonende, wie dies in anderen Unternehmen auch geschieht, zusammensetzen und diese Saison besprechen. Es gab Sachen, die sehr gut liefen. Andere, über die man reden kann, wie das Trainer-Engagement oder Beaulieu, über die eine oder andere Ausländerfrage, Ojamäki meine ich da jetzt nicht. Denn eine Garantie gibt es auch in einem solchen Fall nicht. Es gilt einfach: Fehler machen wir alle. Doch wir dürfen die gleichen Fehler nicht zwei- oder dreimal machen.

«Wenn das Team konstanter wäre, wäre es fähig, ein paar Plätze weiter vorne mitzuspielen.»

Sie haben noch ein besonders wichtiges Thema aus Verwaltungsratssicht: Die Finanzen beschäftigen Sie. Es betrifft auch die Zuschauereinnahmen.

In dieser Saison hatten wir doch auch sehr viele Heimspiele mit sehr wenigen Zuschauern. Das merkten wir an den geringeren Einnahmen im Ticketing und in der Gastronomie. Das ist in unserer angespannten Situation natürlich unangenehm. Wir haben jetzt noch zwei Monate Zeit, um die finanzielle Situation zu regeln und auch in dieser Hinsicht die Saison anständig zu beenden. Dies ist auch der Hauptauftrag des Verwaltungsrates und der Geschäftsstelle: noch Geld zu finden.

Ist es wirtschaftlich gesehen daher fast wünschenswert, dass Kloten die Playouts gegen Ajoie bestreiten müsste?

Finanziell wäre dies natürlich ein Riesenvorteil für uns. Da wir wie Ajoie auch davon ausgehen, dass es keinen Aufsteiger geben wird, werden auch keine Playouts gespielt. Wir wollen deshalb sportlich über den 12. Rang den direkten Klassenerhalt schaffen.

Aber Playouts gegen Ajoie wären auf jeden Fall ein guter Charaktertest für das Team.

Den letzten gegen dieses Team im Pruntrut hatten wir ja gewinnen können, wenn auch erst in der Verlängerung. Dies nach den vorangegangenen Derbysiegen und dem Erfolg gegen Zug. Da hatten schon viele damit gerechnet, dass wir wieder gegen diesen vermeintlich «schwächeren» Gegner verlieren würden. Das war ein Zeichen einer gewissen Reife, die das Team nun hingebracht hat. Ich denke schon, dass an diesen Leistungsschwankungen gearbeitet wird und wir diesen begegnen können. Das Team hat ja mehrfach sein Potenzial angedeutet. Wenn das Team konstanter wäre, wäre es fähig, ein paar Plätze weiter vorne mitzuspielen. Denn die Mannschaft ist intakt. Sie hat nie intern Krach gehabt. Es ist eine Harmonie vorhanden. Und die Spieler kämpfen füreinander. Sie spielen auf einem anstän­digen Niveau, auch wenn in den letzten zwei Spielen gegen Bern und Fribourg-Gottéron kein Tor erzielt wurde.

Aber zu stark kann man es auch nicht schönreden. Insgesamt sind es sieben Saisonspiele ohne eigenen Torerfolg und mit 150 Gegentreffern nach 47 Spielen die schwächste Defensivleistung der Liga.

Es ist diese Inkonstanz. Man macht mal fünf Tore und dann wieder zwei Spiele ohne Tore. Es hat halt auch Junge darunter, die noch reifen müssen. Von daher bin ich zuversichtlich, dass man auf die nächste Saison hoffen darf.

«Für Marc Marchon wird niemand konkret als Ersatz geholt.»

Wird die Substanz in der nächsten Saison wirklich grösser sein?

Es steht und fällt mit der Performance der Ausländer. Wir sind mehr als andere auf die Imports angewiesen. Aber ich sehe auch nachstossende Junge, die sich weiterentwickeln. Ich sehe Potenzial. Und wir müssen und werden uns auch verbessern.

Kloten verfügt zwar seit Saisonbeginn über sechs spielberechtigte Ausländer, brachte aber oft aus Krankheits-, Verletzungs- oder gar Leistungsgründen nur vier bis fünf aufs Matchblatt. Wird ein siebter Ausländer von Saisonbeginn an auch in der nächsten Saison kein Thema sein?

Es ist noch offen. Wir könnten beispielsweise ein solches Engagement erst knapp drei Wochen nach dem Saisonstart ab dem 1. Oktober vollziehen. Es gibt im Herbst immer wieder neue Spieler, die beispielsweise nach dem letzten Cut in den NHL-Trainingscamps verfügbar sind. Und wenn, dann eher ein Import, der sicher nur zur durchschnittlichen Lohnklasse zählt. Aber man kann auch sieben Ausländer engagiert haben und dennoch das Problem haben, dass zu wenig performt wird.

Gwunderbrunnen

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