Fans feiern EHC-Spieler beim Saisonabschlussfest
Für den EHC Kloten geht mit dem Viertelfinal-Playoff-Aus eine besondere Spielzeit zu Ende. Am Samstag lud der Verein zur Saisonabschlussfeier in die Swiss Arena und verkündete, dass Derungs bleibt und Cyril Keller und Kimi Körbler in die 1. Mannschaft kommen.
Diese Eishockeysaison dürften sich die Verantwortlichen des EHC Kloten eingerahmt und in der «Wöschchuchi» aufgehängt haben. «Chloote» bestritt nach fast einem Jahrzehnt wieder einmal ein Viertelfinal-Playoff in der National League. Dass man ausgerechnet in den Derbys gegen die ZSC Lions scheiterte, ist angesichts des positiven Saisonverlaufs nebensächlich. «Ihr habt uns durch die ganze Saison getragen, jetzt wollen wir sie auch mit euch zusammen abschliessen», schrieb der Klub und lud mit diesen Worten zum Fanfest am Samstag in die Swiss Arena ein. Bereits Stunden vor der Türöffnung standen eingefleischte Fans Schlange, um beim Spektakel des Jahres dabei zu sein.
Ein Dutzend Abgänge
Nach den Begrüssungsworten, die durch Fangesänge und Sprechchöre begleitet wurden, sowie einem Highlight-Video zur abgelaufenen Saison ging es an die Verabschiedung von insgesamt zwölf Spielern, die einzeln aufs Eis gebeten wurden. Der Abschied von Goalie Sandro Zurkirchen stand bereits länger fest. Der 35-Jährige stieg mit dem EHC nicht nur auf, sondern hatte auch erheblichen Anteil daran, dass es Kloten in die Playoffs schaffte. Nun also die Trennung. Auch Topscorer Niko Ojamäki wurde verabschiedet. Nach zwei Spielzeiten und 36 Scorerpunkten in der abgelaufenen Saison ist auch für ihn Schluss. Das Zürcher Unterland verlassen ebenfalls die Verteidiger Rajan Sataric, Sami Niku, Thomas Grégoire, Luca Deussen, Leandro Hinder und Matthew Kellenberger.
Auch für die Tore müssen in der nächsten Saison andere sorgen. Neben dem Topscorer heisst es auch für Daniel Audette, Joel Marchon, Pontus Åberg und Jayce Hawryluk, Abschied zu nehmen. Mit Keanu Derungs wurde der Vertrag hingegen verlängert und U20-Elit-Junior Cyril Keller erhält seinen ersten Profivertrag. Der 18-Jährige Kimi Körbler unterschrieb ebenfalls für drei Saisons bis Ende 2027/28.
Nach der Abschiedszeremonie folgte eine schier nicht enden wollende Autogrammstunde. Alle, gross und klein, streckten ihre Fühler nach begehrten Mitbringseln aus. Diese reichten von Autogrammkarten, Selfies, Sammelstickern bis hin zu von Spielern getragenen Handschuhen oder Warm-up-Trikots. Auch Jubiläumsdosen anlässlich des 90-jährigen Bestehens des Klubs und Legendentrikots gab es.
Barbara Flükiger ist seit rund 20 Jahren Präsidentin des Fanclubs Züri Unterland, der seit 42 Jahren besteht. Seither haben dessen Mitglieder so einige Achterbahnfahrten miterlebt. Aber wie heisst es so schön? «Einmal Chloote, immer Chloote.» Um es nach dem Motto des Fanclubs zu formulieren: «Mit Herzblut EHC Kloten.» Auf die Frage, wie schmerzhaft es gewesen sei, ausgerechnet gegen den Erzrivalen ZSC auszuscheiden, sagt Barbara Flükiger: «Es war eine schöne Zugabe, diese Spiele zu sehen. Es hat ja nicht viel gefehlt. Wären die Tore, die knapp danebengingen, gefallen – wer weiss, was dann passiert wäre?» Während die Erwartungshaltung bei dem einen oder anderen EHC-Fans nach dieser sportlich nahezu perfekten Saison gestiegen sein mag, bleibt die Präsidentin des Fanclubs auf dem Boden und meint: «Es kommt, wie es kommt.»
«Denis Hollenstein, warum nicht?»
Neben den Abgängen macht besonders ein Name in Kloten die Runde. Denis Hollenstein wird als Rückkehrer an die alte Wirkungsstätte gehandelt. Dazu meint Barbara Flükiger: «Wieso nöd? Also ich würde mich freuen.» Der sportliche Erfolg der Klotener Eishockeycracks habe dem Fanclub das eine oder andere neue Mitglied beschert: «Momentan haben wir rund 100 Mitglieder, und das ist auch gut so und reicht völlig aus.» Mehr Kapazität sei augenblicklich schlichtweg nicht vorhanden.
Abschliessend richtet Barbara Flükiger einen Appell an die Verantwortlichen und die Spieler ihres Herzensvereins: «Ich bin stolz auf die gesamte Mannschaft des EHC Kloten. Es hat Spass gemacht diese Saison.» Nun gilt es, die Geschichte weiterzuschreiben, auch in der neuen Saison. Zudem wünscht sie allen Spielern, die den EHC verlassen, alles Gute und sendet ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten für die «geile Saison».
In guten wie in schlechten Tagen
Flükiger wendet sich auch an die Fans: «Ich hoffe, dass die abgelaufene Saison einen Zuwachs im Bereich der Saisonkarten mit sich bringt. Kommt ins Stadion, auch wenn es für einmal gegen nicht so attraktive Gegner geht! Supportet eure Mannschaft vor Ort! Zeigt, dass ihr mit Herzblut zum EHC Kloten steht!»
Einer, der diesem Ruf folgt und über eine Saisonkarte verfügt, ist Ivo Berweger aus Gräslikon. «Zwölf Abgänge sind viel. Aber meiner Meinung nach sollten wir unserer sportlichen Führung vertrauen. Die hat sicher einen Plan, sonst hätte sie zwölf auf einen Streich sicher nicht ziehen lassen.» Angesprochen auf den Namen Denis Hollenstein, der durch Kloten geistert, sagt Berweger: «Denis ist ein erfahrener Spieler und kann die Jungen sicherlich mitziehen. Ich denke, er wird den Weg zurück nach Kloten finden, und wenn er fit bleibt, ist er sicherlich ein Gewinn – nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für die Region.»
Erste Mannschaft als grosses Ziel
Der achtjährige Juri Gubler aus Glattfelden unterstützt seine Idole nicht nur regelmässig an den Spielen. Er spielt seit rund fünf Jahren auch selbst für den EHC Kloten. Sein Ziel sei es, den Sprung in die erste Mannschaft zu schaffen. Am Fanevent freute er sich über ein komplett unterschriebenes Stickerset. «Besonders traurig bin ich über den Weggang unseres Topscorers. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass der Verein gute Transfers tätigen wird und wir nächstes Jahr wieder im Playoff stehen werden», so der Junior.
Auch Familie Taverna aus Nürensdorf war beim Saisonabschlussfest mit von der Partie. «Es war eine geniale Saison!», freut sich Ricardo. Frau Sabrina legt nach und ruft dazwischen: «Wir sind dankbar und sehr stolz auf die Mannschaft!» Angesprochen auf das Catering-Angebot, sagt Ricardo Taverna: «Über die Qualität des Essens kann ich nicht klagen. Es ist gut. Allerdings dürfte es, was den Service angeht, etwas schneller gehen, zumal die Warteschlangen teils sehr lang und die Drittelpausen verhältnismässig kurz sind.»
Früh übt sich
Michael und Jasmin Kolb reisten extra aus Schaffhausen an. Immer mit dabei: der acht Monate alte Dario Mats. «Mein Vater nahm mich 1996 das erste Mal mit an einen Match des EHC Kloten. Seither bin ich regelmässig dabei – früher auch an Auswärts-, heute eher an Heimspielen», freut sich Michael Kolb über den Erfolg des Klubs.
Strahlend über beide Ohren lief Stephan Walker durch die «Katakomben» der Arena. «Wir haben viel mehr erreicht, als wir es uns je erträumt haben. Dass wir dann auch noch nach elf Jahren einen Derby-Sieg im Viertelfinal-Playoff einfahren konnten, setzt dem Ganzen das Sahnehäubchen auf», so Walker. Dass der Verein zwölf seiner Spieler verabschiedet hat, sieht der eingefleischte Fan mit gemischten Gefühlen: «Nicht alle, die gehen, waren Stammspieler. Was wehtut, ist der Abschied bestimmter ausländischer Spieler wie beispielsweise Sami Niku. Obwohl ich es begrüsse, dass die Verantwortlichen auf junge Spieler setzen, hätte ich dafür plädiert, einen Goalie wie Sandro Zurkirchen eine weitere Saison zu halten.» So eine Saison zu wiederholen, sei schwierig. «Wir sollten alle realistisch bleiben. Allerdings vertraue ich, was die Neuverpflichtungen angeht, unserem Sportchef und denke, dass die Pre-Playoffs im Bereich des Möglichen liegen», so Stephan Walker.
zahlreiche Topwerte bei Kloten
Kloten totalisierte in der 52 Runden umfassenden Qualifikation dreimal so viele Verteidigertore wie in der Vorsaison – nämlich deren 18. Sami Niku (5), Thomas Grégoire (8) und Bernd Wolf (1) realisierten 14 dieser 18 Treffer.
7 der insgesamt 11 eingesetzten Klotener Abwehrspieler schnitten bei der Plus-minus-Bilanz im positiven Bereich ab. Im Vorjahr war Stürmer Mischa Ramel bei Klotens enttäuschendem 13. Rang noch ein rarer statistischer Lichtblick gewesen. Er schnitt damals als einziger Spieler der Flughafenstädter bei der Plus-minus-Bilanz im positiven Bereich ab.
Heuer konnte jeder Klotener, der schon in der Vorsaison für die Unterländer spielte, seine persönlichen Statistiken zum Teil deutlich verbessern. Unter ihnen Dario Meyer, Harrison Schreiber, Rafael Meier und Mischa Ramel. Und all diese vier Stürmer realisierten persönliche Karriere-Skoringbestwerte in der National League. Ramel vollzog dabei schon mit 21 den nächsten Karriereschritt vom Prospekt- zu einem Leistungsträger und Führungsspieler.
Krasser Kontrast zur Vorsaison
Verteidiger Nicholas Steiner und Stürmer Axel Simic hätten ihr Vorjahrestotal wohl so gut wie sicher ebenfalls übertroffen, wenn sie nicht verletzungsbedingt einen grossen Saisonteil verpasst hätten. Als Team stand Klotens Saison 2024/2025 in krassem Kontrast zur vorangegangenen Spielzeit: «Bedenkliche Harmlosigkeit im Abschluss, das schlechteste Torverhältnis der Liga und deutlich zu unproduktive Ausländer, dazu das höchste Strafentotal», hatte der «Klotener Anzeiger» vor einem Jahr noch ernüchtert bis niederschmetternd zu Klotens Abschneiden konstatiert.
Makellos im «sudden death»
Heuer hingegen zählte Kloten in mehreren Bereichen gar zu den Topteams der Liga – so bei numerischem Gleichstand, bei der Effizienz aus der Anzahl von Torschüssen, die zu Torerfolgen führten. Oder auch bezüglich der Anzahl von eingesetzten U20-Spielern. Als einziges Team der Liga blieb Kloten überdies in den fünfminütigen Verlängerungen unbezwungen (3:0-Siege, wenn die Partie in der Overtime endete). In Penaltyschiessen zog man in lediglich zwei von sechs Ausmarchungen um den Zusatzpunkt den Kürzeren.
Handkehrum war man aber auch Qualifikationsletzter im Box- und im Powerplay. Dafür war Kloten in der Regular Season das am zweitwenigsten bestrafte Team (144 Strafminuten). Im Vorjahr hatte Kloten mit dem jetzigen Berner Marc Marchon (84 Strafminuten) noch den «Kühlbox-King» der Liga in seinen Reihen. Heuer rangierte Klotens «bösester Akteur» gerade mal an 36. Stelle. Dies war Harrison Schreiber mit 37 Strafminuten.
Von der Ligakonkurrenz verzeichneten einzig die SCL Tigers mit 330 ein geringeres Strafentotal als Kloten (338). Qualifikationssieger Lausanne als meistbestraftes Team kassierte 550 Strafminuten. Den vermeintlichen Mangel an Disziplin bügelte Lausanne indes mit dem zweitbesten Penaltykilling der Liga aus – lediglich Langnau, das selbst am wenigsten Strafen kassierte, liess in Unterzahl proportional gerechnet noch weniger zu.
Die Spielerstatistiken von Kloten
Torhüter: Ludovic Waeber: 90,3 Prozent Fangquote aus 41 Spielen (2,79 Gegentore pro Partie), Sandro Zurkirchen: 91,1 Prozent Fangquote aus 28 Spielen (2,38). – Play-in: Waeber: 87,5 (3,29) aus 4 Spielen. Zurkirchen: 91,67 (1,62) aus 1 Spiel (37:02 Minuten Einsatzzeit). – Playoffs: Waeber: 92,42 (2,54) aus 4 Spielen. Zurkirchen: 80,00 (5) aus 1 Spiel.
Feldspieler (Qualifikation). Verteidiger: Sami Niku: 30 (5 Tore/25 Assists) aus 52 Spielen (+5-Bilanz). Thomas Grégoire: 25 (8/17; 51/+4);. Bernd Wolf: 10 (1/9; 51/+1). Leandro Profico: 9 (0/9; 50/+7). Steve Kellenberger: 8 (1/7; 52/–2). Rajan Sataric: 4 (1/3; 39/–1). Nicholas Steiner: 3 (2/1; 16/+4). Dario Sidler: 3 (0/3; 50/–7). Mike Cuesta Flores: 0 (–; 2/0). Luca Deussen: 0 (–; 2/0). Matthew Kellenberger: 0 (–; 4/–1).
Stürmer: Miro Aaltonen: 35 Punkte (20/15) aus 36 Spielen (+3). Niko Ojamäki: 33 (16/17; 50/–1). Daniel Audette: 28 (7/21; 50/–2). Mischa Ramel: 27 (11/16; +5). Dario Meyer: 24 (10/14; 52/–3). Tyler Morley: 17 (7/10; 41/–3). Rafael Meier: 14 (5/9; 44/+ 8). Harrison Schreiber 13 (10/3; 36/–1). Pontus Aberg: 11 (4/7; 11/+1). Keijo Weibel: 10 (5/5; 49/+2). Deniss Smirnovs: 10 (3/7; 49/+3). Nolan Diem: 8 (2/6; 30/–1). Axel Simic: 7 (5/2; 26/–1). Reto Schäppi: 7 (3/4; 48/–1). Keanu Derungs: 6 (3/3; 47/0). Frantisek Rehak: 3 (0/3; 12/0). Joel Marchon: 1 (1/0; 12/–4). Nico Lehmann: 1 (0/1; 1/+1). Jayce Hawryluk: 1 (0/1; 5/–5). Devin Stehli: 0 (2 Spiele/–3). Kevin Lindemann: 0 (4/–2). Cyril Keller: 0 (13/–2).
Alle Skorer nach der Qualifikation
Playoff (5 Spiele): 1. Simic: 2 Punkte (2 Tore/– Assist aus 3 Spielen). 2. Meyer und Morley: je 2 (1/1). 4. Ramel: 2 (0/2). 5. Nolan Diem: 1 (1/0). 6. Rafael Meier: 1 (0/1; aus 3 Spielen). 7. Schäppi, Ojamäki, Wolf: je 1 (0/1). – Play-in (4 Spiele): 1. Simic: 6 (3/3). 2. Aberg: 5 (3/2). 3. Audette: 3 (1/2). 4. Meyer: 2 (2/0). 5. Thomas Grégoire: 2 (1/1) sowie klar beste Plus-minus-Bilanz (+6). 6. Ojamäki, Ramel und Wolf: je 2 (1/1). 9. Schäppi und Morley: je 2 (0/2). 11. Niku, Sataric und Schreiber: je 1 (0/1).
Eiszeit, Qualifikation: 1. Sami Niku: 17:33 durchschnittliche Eiszeit in 52 Qualifikationsspielen (19:23 im Play-in/1./17:00 in den Playoffs/3./hinter Wolf, 18:19, und Grégoire, 17:52.). – Anmerkung: Grégoire wies mit 17:41 Minuten in der Qualifikation zwar die höchste Durchschnittseinsatzzeit aus, bestritt aber nur 51 Spiele. Deshalb ist Nikus Gesamtspielzeit in der Regular Season höher (912:51 Minuten gegenüber 902:33). Richard Stoffel