Erweiterter Derby-Ruhm und ein famoser Jubilar

Richard Stoffel

Kloten glänzte am vergangenen Weekend mit dem Derby-Heimsieg gegen Titelhalter ZSC Lions (3:2 nach Penaltyschiessen) und seinem bereits zweiten Zu-null-Sieg in der laufenden Saison, einem 2:0 bei den SCL Tigers.

In Langnau waren Dario Meyer und Niko Ojamäki (Empty Netter) mit ihren jeweils dritten Saisontoren für Kloten erfolgreich. Doch vor allem war es bereits der zweite Zu-null-Erfolg von Kloten in dieser Saison. Nach dem 28-jährigen Ludovic Waeber (beim 3:0-Heimsieg gegen die ­Lakers) realisierte nun auch der 34-jährige Sandro Zurkirchen einen ersten Saison-Shut-out für die Zürcher Unterländer. Der Schwyzer benötigte in seinem fünften Saisonspiel 38 Paraden für den Shut-out. Und als ob dies nicht genug wäre, realisierte Zurkirchen diese Topleistug in seinem 400. Spiel in der National League.

Wenige Stunden später veröffentlichte der EHC Kloten in den sozialen Medien einen Reel aus der Klotener Kabine zu den ausgelassenen Jubiläumsfeierlichkeiten um Zurkirchen, der von Teamkollege Dario Meyer dazu mit einem Riesen-Cap in den Klubfarben beschenkt wurde. Zurkirchen hält nach fünf Spielen mit einer eindrucksvollen Abwehrquote von 95,27 Prozent. Dafür ist der eigentliche Stamm­goalie Ludovic Waeber in sieben der bislang acht Klotener Siege im Tor gestanden. Es besteht indes kein Zweifel: Kloten verfügt aktuell über ein ganz starkes Schweizer Goalie-Duo.

 

«Ich will etwas Ruhe reinbringen mit meiner Erfahrung, wenn es notwendig ist.»

Nolan Diem, Stürmer

 

Im Video zu den Kabinenfeierlichkeiten von Jubilar Zurkirchen war auch der mitstrahlende Trainer Lauri Marjamäki zu sehen, der aus den Flughafenstädtern in den ersten Meisterschaftswochen ein beeindruckend solid und homogen auftretendes Ensemble geformt hat, das sich auch durch Rückschläge oder von aufeinanderfolgenden Niederlagen nicht verunsichern lässt.

Der Lohn für den Underdog sind 22 Punkte aus bislang 14 Spielen. Damit befindet sich Kloten nach gut einem Qualifikationsviertel auf Kurshöhe eines Platzes für die direkte Playoff-Teilnahme, die am Ende der Qualifikation den Top 6 vorbehalten ist. Es dürfte deshalb nur noch eine Frage einer kurzen Zeit sein, bis Headcoach Marjmäki von der Klubführung ein neuer Vertrag über die aktuelle Saison hinaus angeboten wird.   

Spektakelmacher Audette

Dass die Stimmung in und um Kloten aktuell fast euphorisch ist, war auch einem hochverdienten 3:2 nach Penaltyschiessen gegen die ZSC Lions und dem vierten Derby-Sieg in Folge zuzuschreiben. Dario Meyer wurde von den Klotener Fans zum besten Spieler der Partie gekürt. Er erzielte zur Spielmitte auf Vorarbeit von Mischa Ramel auch die zwischenzeitliche 2:1-Führung im Mitteldrittel. Doch den wohl spektakulärsten Anteil am Sieg der Unterländer besass der neue Kanadier Dan Audette. Der wieselflinke, nur 1,75 m grosse Stürmer erzielte das 1:0 mit einem Direktschuss sowie das Siegtor im Penaltyschiessen. Zudem traf er in einem Klotener Powerplay auch noch die Latte.

 

«Wir haben einen guten Charakter im Team. Alle wissen, dass die Erwartungen nicht auf einem oder zwei Spielern liegen, sondern dass es auf jeden einzelnen ankommt.»

Nolan Diem, Stürmer

 

Und dann blockte Audette im Startdrittel noch auf spektakuläre Art einen Slap­shot des ehemaligen NHL-Verteidigers Yannick Weber. Die Schussgewalt von Weber sorgte dafür, dass die Kufe am Schlittschuh kaputtging. «Ich musste auf einem Schlittschuh zur Bank skaten. Die Kufe war gebrochen. Aber ansonsten war alles okay», sagte Audette gegenüber dem «Klotener Anzeiger». Also keine Schmerzen am Fuss, versicherte der hartgesottene Stürmer, der vor seinem Engagement in der Schweiz (Lausanne, Ajoie und nun Kloten) auch schon in Finnland sowie der KHL tätig war.

Dort stürmte Audette in der Saison 2021/2022 zusammen mit Miro Aaltonen und Niko Ojamäki gemeinsam in einer Linie für das russische Team von Witjaz Podolsk. Das heutige Klotener Trio bildete eine der hochkarätigsten Angriffsreihen der damals besten Liga ausserhalb der NHL. Nun stürmen sie bei Kloten gegen die ZSC wieder gemeinsam in einer Linie. Der 28-jährige Audette sagt: «Wir alle haben gute Skills, die uns gegenseitig und dem Team helfen können. Miro Aaltonen (er läuft grad vorbei und schaut Audette überprüfend an – Red.) hat einen sehr guten Schuss. Wir kennen uns gut und haben eine gute Chemie. Und mit unseren Fähigkeiten können wir uns gegenseitig unterstützen.»

Audette erinnert sich noch gut an die gemeinsame Zeit des Trios in der KHL zurück. «Wir waren da als Linie sehr erfolgreich, Niko erzielte fast 30 Tore (in der ­Vorsaison bei Kloten waren es fünf – Red.). Ein besonders torreiches Spiel gab es einmal gegen SKA St. Petersburg, das wir damals mit 6:5 gewannen.»

Den Fans «etwas zurückgeben»

Bei seiner Verpflichtung sei schon wohl die Idee gewesen, sie wieder zusammenzuführen, sagt Audette. Er und Aaltonen seien eben ein «gutes Match». «Und nun haben wir hier schon in der Vorbereitung sehr hart gearbeitet.» Schliesslich sei das Team zu einer Mannschaft zusammengewachsen, «die gewinnen und den erforderlichen Aufwand dafür leisten will».

Prinzipiell sei der Game Plan bei Kloten einfach so, dass alle fünf Feldspieler sich gegenseitig unterstützten und zusammenstünden und in der Vorwärtsbewegung mit viel Speed etwas kreieren wollten. Audette bereitete seine Zürcher Derby-Premiere überaus viel Spass. «Das Stadion war voll, und unsere Fans sorgten für lautstarke Unterstützung. Das gab uns enormen Auftrieb. Mit dem Sieg konnten wir unseren Fans etwas zurückgeben.»

 

«Wichtig ist einfach, dass wir weiterhin an einem Strick ziehen und keiner versucht, sein eigenes Ding durchzuziehen.»

Daniel Audette, Stürmer

 

Er hätte schon im Vorfeld im Umfeld von Kloten wahrgenommen, dass dieses Spiel einen etwas höheren Stellenwert hätte. «Doch als Spieler versucht man dennoch, ruhig und fokussiert zu bleiben. Da gibt es keinen Unterschied zu anderen Spielen.» Audette denkt, dass Kloten sehr wohl weiterhin eine sehr gute Rolle als Underdog spielen könne. «Wichtig ist einfach, dass wir weiterhin an einem Strick ziehen und keiner versucht, sein eigenes Ding durchzuziehen.» Es gebe indes auch keine egoistischen Spieler im Team. Die aktuelle Spielweise und der gleiche Anspruch sollten fortgesetzt werden. Dies sei auch der Erfolgsschlüssel, ist Audette überzeugt. Nach Goalie Ludovic Waeber war Audette der zweite Transfer des neuen Sportchefs Ricardo Schödler. Bei der Transferbekanntgabe von Audette hatte Schödler unter anderem gesagt: «Von ihm erhoffen wir uns diejenigen Tore und Assists, die uns in der vergangenen Spielzeit gefehlt haben. Er ist flexibel einsetzbar und ein sehr guter Skater.» Die Vorschusslorbeeren scheinen sich nun zu bestätigen, ­Audette hat sich im Team etabliert und hält nach 14 Spielen bei 2 Toren und 5 Assists. Schödler zeigt sich vom bisherigen Input des Kanadiers angetan: «Er ist seit Beginn in der ersten Linie der Puckführer, der die Scheibe durch die neutrale Zone trägt, ist schnell und kreativ und versucht, seine Mitspieler besser zu machen. Wir holten Audette auch, weil er die Liga bereits kennt und er vorher schon sehr produktiv war.»

Nolan Diem soll beruhigen

Ein anderer Neuzugang bei Kloten, der seinen Teil zum aktuell so geschlossenen Teamgefüge beiträgt, ist Nolan Diem. Der 31-jährige Stürmer war zusammen mit Keijo Weibel noch vom früheren Klotener Sportchef Larry Mitchell von Langnau verpflichtet worden. Er selbst feierte erst vor wenigen Wochen wie Zurkirchen ein Jubiläum, als er gar die Marke von bereits 500 National-League-Spielen erreichte. «Etwas Ruhe reinbringen mit meiner Erfahrung, wenn es notwendig ist», so skizziert Diem seinen grundsätzlichen Auftrag von Trainer Marjamäki. Für Sportchef Schödler ist Diem einer der besten Bully-Spieler der Liga und deshalb ungemein wertvoll. «Und auch in Unterzahl ist er ein sehr smarter Spieler, der genau weiss, wie er stehen muss.»

Am Freitag erlebte Nolan Diem nach seinen zahlreichen Berner Derbys mit den SCL Tigers (gegen Bern und Biel) nun sein erstes Zürcher Derby. «Ein Derby ist zwar schon besonders. Aber letztlich ist die Motivation immer gleich hoch.» Sie hätten den Sieg mehr als die ZSC Lions ­gewollt und hätten um jeden Puck gefightet. «Die Stimmung im vollen Stadion war schon speziell.»

 

«Für uns war es ein Spiel wie jedes andere auch, das wir gewinnen wollten. Es hatte einfach mehr Zuschauer.»

Ricardo Schödler, Sportchef

 

Egal wer der Gegner sei, Kloten werde versuchen, das eigene Spiel weiter durchzuziehen. «Wir haben einen guten Charakter im Team. Alle wissen, dass die Erwartungen nicht auf ­einem oder zwei Spieler liegen, sondern dass es auf jeden einzelnen ankommt.» In Kloten gefalle es ihm wegen der fami­li­ären Ambiance gut.

Sportchef hält den Puck flach

Im Gegensatz zur Vorsaison, als Kloten vorab nur in den Derbys top performte und am Ende der Qualifikation Liga-Vorletzter war, wird heuer Konstanz auf höherem Level angestrebt. Deshalb hielt auch Sportchef Ricardo Schödler den Puck nach dem Derby-Sieg gegenüber dem «Klotener Anzeiger» bewusst flach: «Der Erfolg ist ganz schön für die Fans. Aber für uns war es ein Spiel wie jedes andere auch, das wir ­gewinnen wollten. Es hatte nun einfach mehr Zuschauer.» Doch Schödler will in erster Linie nicht nur Erfolg, sondern will auch weiterhin eine klar ersichtliche DNA Klotens sehen. Und die basiert nun mal auf Speed, Kreativität und Intensität.

Kloten bestreitet nun in den nächsten Tagen zwei Auswärtsspiele: am Freitag in Bern und am Dienstag in Lausanne.

Riesencap als Anerkennung vom Team

Den Hintergrund der von Sandro Zurkirchen erhaltenen Riesenmütze in Langnau erklärte Medienchef Nicolas Brütsch gegenüber dem «Klotener Anzeiger»: «Die Mannschaft hat jede Saison einen Gegenstand, der untereinander weitergereicht wird an den ‹Man of the Match›. Dies muss aber nicht der offizielle Best Player sein, sondern derjenige, der es laut dem Team am meisten verdient hat. Den Gegenstand organisiert die Mannschaft jeweils selbst.»

 

 

 

 

Gwunderbrunnen

19.12.2025 - 14:00
28.11.2025 - 14:00
31.10.2025 - 14:00
29.09.2025 - 14:00
26.09.2025 - 14:00
25.09.2025 - 09:00
22.09.2025 - 14:00
Zur Agendaübersicht