EHC Kloten verblüfft zum Saisonstart

Richard Stoffel

Der EHC Kloten hat in den ersten vier Meisterschaftsspielen drei Siege eingefahren und ausnahmslos gepunktet. Mit acht Zählern belegt der Vorletzte der letzten Saison den fast unwirklich anmutenden vierten Rang. Es ist der klar beste Saisonstart in der dritten Spielzeit nach dem Wiederaufstieg.

Disziplin, Biss, Einsatzwillen, defensive Stabilität und offensives Durchsetzungsvermögen prägen Klotens Spielweise und sorgten für diesen Topstart in die Saison. Schlüsselpositionen sind durch neue, unverbrauchte und hoch motivierte Kräfte besetzt.

Der Umbruch bei den Flughafenstädtern mit neuem Trainer, Sportchef, drei neuen Ausländern (davon zwei Verteidiger), einem weiteren Abwehrspieler und österreichischem WM-Teilnehmer (Bernd Wolf), einem neuen Schweizer Toptorhüter (Ludovic Waeber) sowie dem ehema­ligen Nationalstürmer Reto Schäppi als Bully- und Boxplay-Spezialist und abgeklärtem Führungsspieler wirkte sich positiv aus.

Das Team erhielt insgesamt einen massiven Vitalitätsschub im Vergleich zur Vorsaison. Gemessen an diesem Saisoneinstand, dürfte man sich gar mehr als den angestrebte 12. Rang, der den direkten Ligaerhalt bedeutet, als Zielsetzung vornehmen. Trotz aktuellem Flow ist aber Bodenhaftung gefragt, da die Saison noch lange ist und viel passieren kann, insbesondere bezüglich Verletzungen.

Hervorzuheben sind bislang sicher Goalie Waeber, dann der Offensivverteidiger, Kreativkopf und aktuelle Topskorer Sami Niku (entschied zwei Penaltychiessen für Kloten und traf in Ambri) sowie der routinierte Center Reto Schäppi, der in Spiel 2 als Topskorer des Teams auflief. Aber auch Klotens Stürmer und Eigengewächse Mischa Ramel und Rafael Meier imponieren. Sie erhalten Vertrauen und zahlen es mit Speed, Dynamik und offensiver Kreativität zurück.

Stehende Ovationen

Kloten setzte in den Saisonspielen 2 bis 4 den schon beim Auftakt in Davos (3:2 n. P.) ersichtlich gewesenen Aufwärtstrend fort. Kloten gewann danach am letzten Freitag das erste Saisonheimspiel gegen Bern mit 2:1 nach Penaltyschiessen, ehe man bei Ambri-­Piotta ebenfalls punktete (2:3 n. P.) und sich am Dienstag daheim gegen Lausanne, den Playoff-Finalisten der letzten Saison, mit 3:1 durchsetzte.

Die Fans zeigten sich von dieser zweiten Heimperformance besonders angetan und spendeten am Dienstagabend oft Szenenapplaus. Sie taten dies auch für konsequente Abwehrarbeit, als man Lausanne beispielsweise im Startdrittel in einer Unterzahlphase kaum zum Torabschluss kommen liess. Gleichzeitig löste sich gegen die Waadtländer auch der eigene Knoten im Überzahlspiel. Das 1:0 des neuen kanadischen Verteidigers Tom Gregoire war Klotens erster Powerplaytreffer im elften Überzahlspiel der noch jungen Saison. «Uns zeichnet aus, dass wir um jeden Zentimeter kämpfen», sagte Bernd Wolf in der zweiten Drittelspause dieser Partie im Stadioninterview.

Im Finish der Partie erhielt das laut beklatschte Kloten noch stehende Ovationen von den Rängen. Kurzum: Kloten ist im Vergleich zur Vorsaison kaum wiederzuerkennen. Die sportliche Metamorphose ist in vollem Gang.

Am Samstag im Tessin war Sandro Zurkirchen statt Waeber im Tor der Zürcher Unterländer gestanden. Und gegen seinen Ex-Verein Ambri-Piotta, dem Zurkirchen vor einem Jahrzehnt massgeblich zum Ligaerhalt verhalf, zeigte der Klotener Back-up selbst eine Topleistung und wurde zum besten Spieler des Teams gewählt. Kloten erzielte da zwei Verteidigertore durch Sami Niku und Nicholas Steiner. In der Vorsaison hatte Kloten im Total nur gerade sechs Verteidigertore verzeichnet, die Hälfte ­davon realisierte ausgerechnet der Haudegen Steiner.

Imponierende Bully-Bilanz

Im ersten Saisonheimspiel gegen Bern hatte Kloten unter anderem vorab in der Bully-Statistik brilliert, welche die Zürcher Unterländer gleich mit 42:14 zu ihren Gunsten entschieden. Nicht weniger als elf Anspiele entschied Neuzugang Reto Schäppi für Kloten. Für den 33-jährigen Ex-Nationaltürmer ist der gelungene Saisonstart keine Überraschung.

Gegenüber dem «Stadt-Anzeiger» sagte Schäppi: «Wir verzeichneten eine gute Vorbereitung und spielten da schon gut. Wir konnten da unser System schleifen. Wir spielen ein gutes Eishockey mit viel Skating und Speed. Mit unserem Spiel werden wir es vielen anderen Teams noch schwer machen», denkt der vierfache Meister mit den ZSC Lions und WM-Silber-Gewinner mit der Schweiz (2018).

Defensiv sieht Schäppi aktuell eine gute Stabilität in Klotens Team vorhanden. Seine Rolle im Ensemble sieht er weniger von Trainer Lauri Marjamäki als viel mehr von seinen eigenen Ansprüchen diktiert: «Ich versuche, meine Mitspieler gut zu lancieren, Offensivmöglichkeiten zu ermöglichen und Mitspielern in der Entwicklung zu helfen, noch besser zu werden. Dies betrachte ich als meine Aufgabe.»

Trainer Lauri Marjamäki versuche, ein mutiges und schnelles Hockey spielen zu lassen. «Das gefällt mir sehr, da wir sehr gut Schlittschuh laufen. Es hat bei uns mehrere kleinere Spieler, die sehr gut ­skaten können. Deshalb glaube ich, dass dies ein gutes System für uns ist.» Gleich sechs Klotener Spieler sind nicht grösser als 1,75 Meter (Captain Steve Kellenberger, Dario Sidler, Daniel Audette, Tyler Morley, Axel Simic und Mischa Ramel).

«Sind noch am Anfang»

Schäppi bildet mit seinen 195 Zentimetern den Kontrast dazu. Er war bis zu seinem Wechsel nach Kloten ausschliesslich in der Lions-Organisation aufgelaufen. In der Vorbereitung auf die neue Spielzeit hatte er in Kloten «ein Team im Umbruch» angetroffen. «Doch es entwickelte sich schon in der Vorbereitung eine positive Dynamik, die wir nun in den Beginn der Meisterschaft mitnehmen konnten.» Schäppis Durchsetzungswille bei seinem Backhand-Tor in Davos im ersten Saisonspiel (3:2-Sieg von Kloten nach Penaltyschiessen) steht symbolisch für die Unnachgiebigkeit im gegnerischen, aber auch im eigenen Slot, die Kloten aktuell ausstrahlt. «Wir versuchen, mit Tempo zu spielen und mit Speed durch die neutrale Zone zu kommen. Wir sind aber erst am Anfang, es wird Auf und Abs geben», betont Schäppi.

Er ist sich dessen bewusst: «Wir sind und werden fast in jedem Spiel der Underdog sein. Doch wir versuchen, es den anderen mit unserem Kollektiv schwer zu machen, und wollen in jedem Spiel besser werden.» In seinen langen Jahren bei den ZSC Lions spielte er unter anderen auch mit den beiden Freiburgern Axel Simic und Lu­dovic Waeber zusammen. Letzterer wird nach Klotens famosem Saisonstart in einigen Medien bereits als «Transfer-Coup» von Kloten gefeiert.

Topskorer Niku: ein Blickfang

«Ludo kann sicher ein ganz starker Tor­hüter für uns sein», bestätigt Schäppi. Dass Schäppi im ersten Saisonheimspiel für Kloten mit dem Topskorer-Helm auflief, mag angesichts seiner Skorerwerte der Vorsaison bei Meister ZSC Lions (7 Punkte in 60 Meisterschaftsspielen) eher überraschen. Aber es ist dennoch kein Novum. Schäppi erinnert sich, dass er diesen Helm im Laufe seiner Karriere bei den ­Lions schon zweimal getragen hatte. Mittlerweile trägt indes Sami Niku (1 Tor/3 Assists) den Topskorer-Helm bei Kloten. Mit seinen langen wehenden Haaren ist er auch optisch ein Blickfang auf dem Eis. Der 27-jährige Finne war in der AHL einst zum besten Verteidiger der Liga gewählt worden. In der NHL kam er auf 67 Spiele (2 Tore/14 Assists). Auch seiner finnischen Heimat deutete er seine Skorer-Qualitäten als Offensivverteidiger schon nachhaltig an. Aus Nikus Sicht ist das Erfolgsrezept für Klotens imponierenden Saisonstart simpel: «Wir spielen füreinander.» Und da Niku letzte Saison noch nicht in Kloten war, können ihm die entsprechenden Dämonen nichts anhaben. «Wir bewegen uns momentan in die richtige Richtung», betont er gegenüber dem «Stadt-Anzeiger».

Natürlich gebe es noch Steigerungspotenzial, beispielsweise in Überzahl. «Dass wir dennoch Spiele ohne Powerplay-Tore gewinnen konnten, war aber schon mal gut. Und ich bin überzeugt, dass wir diese Powerplay-Tore schon noch verstärkt realisieren werden.» Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten bestünde derzeit unabhängig von der aktuellen Powerplay-Statistik. «Denn wenn wir selbst unter Druck geraten und eine harte Zeit auf dem Eis durchstehen müssen, blocken wir Schüsse und kämpfen füreinaner.» Dies sei auch in erster ­Linie massgebend, betont Niku.

 

EHC-Kloten-Tickets zu gewinnen

Der «Stadt-Anzeiger» und der «Klotener Anzeiger» verlosen in jeder Ausgabe 1 × 2 Sitzplatztickets der ersten Kategorie für die EHC-Heimspiele. Wer eines fürs Spiel von morgen Freitag, 27. September, gegen Fribourg-Gottéron gewinnen will, sendet eine E-Mail mit Betreffzeile «Fribourg» und vollständiger Postadresse an redaktion(at)kloteneranzeiger.ch.

Grundsätzlich werden die Gewinner bis spätestens zwei Tage vor dem Match informiert. Wer bis dahin keine Gewinnnachricht erhalten hat, darf es gerne beim nächsten Mal wieder versuchen.  

 

Keine Korrespondenz über die Verlosung. Rechtsweg ausgeschlossen. Die Gewinner der Verlosung werden dem Ausschreiber bekannt gegeben.

 

Gwunderbrunnen

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