EHC Kloten mit bedenklicher Torflaute

Richard Stoffel

Der EHC Kloten muss sich aus dem nächsten Saisontief befreien. Null Punkte und 1:17 Tore lautet das niederschmetternde Verdikt aus den letzten vier Spielen. Applaus erhielt dagegen Leandro Hinder, ein U20-Elit-Spieler, der als siebter Verteidiger zu seinen ersten Shifts in der National League kam.

Mit der 0:5-Heimniederlage vom letzten Samstag gegen Lausanne kassierten die Flughafenstädter die dritte Pleite ohne eigenen Torerfolg aus den letzten vier Spielen und die höchste Saisonschlappe vor eigenem Publikum. In 11 der letzten 12 Drittel blieb Kloten ohne Torerfolg. Und sieben der bislang 47 Punktspiele der laufenden Saison beendete Kloten ohne eigenen Treffer – eine bedenkliche Negativbilanz. Etwas ketzerisch erfolgt da und dort der Kassandraruf mit dem Vergleich zur Abstiegssaison 2018. Allerdings ist dies aufgrund der sportlichen Lage fünf Spiele vor Ende der Regular Season auch nicht verwunderlich.

Der Ehrentreffer von Leandro Profico bei der 1:5-Niederlage vom Freitag in Biel war das erste Tor nach einer Flaute von rund 190 Minuten und der einzige Klotener Treffer in den letzten 250 Spielminuten insgesamt. Der anvisierte 12. Rang für den direkten Ligaerhalt kann nur noch mit einem fulminanten Endspurt und kaum mehr aus eigener Kraft erreicht werden. Denn der Rückstand auf die Rapperswil-Jona Lakers beträgt nunmehr neun Punkte.

Falsche Entscheide mit der Scheibe

Die sonst so unverdrossen treuen Stehplatz-Fans des EHC wendeten sich am letzten Samstag zeitweise demonstrativ ab. Sie drehten dem Spielgeschehen den Rücken zu, weil sie ihr Team nicht mehr sehen wollten. Andere Anhänger der Zürcher Unterländer registrierten nicht nur eine Verunsicherung, sondern sahen auf dem Eis auch Indizien, dass Klotens Team-Gefüge doch nicht mehr so intakt ist, wie es bislang von allen Klub-Seiten immer wieder beteuert wurde.

Trainer Stephan Mair war sich aber nach der Heimklatsche gegen Lausanne dennoch sicher: «Vom Einsatzwillen her kann ich dem Team nichts vorwerfen. Aber wir haben sehr naiv gespielt und dem Gegner Tore geschenkt und aufgelegt. Es gab aber falsche Entscheide. Drei Gegentore resultierten aus Turnovers. Das darf man einem Gegner wie Lausanne nicht geben. Das passiert, wenn man die Geduld verliert und nicht kompakt und einfach spielt.» Ein Gegentor sei zudem auf einen «katastrophalen» Wechselfehler zurückzuführen gewesen.

Weniger die Zuordnung als «falsche Entscheide mit der Scheibe» monierte Mair nach seinem fünften Spiel als Klotens Headcoach. Diese Entscheide hätten dann zu den Kontermöglichkeiten und wiederholten 2:1-Situationen für Lausanne in Klotens Slot geführt. Der Südtiroler Mair will, dass diese «einfachen Fehler» abgestellt werden. Andernfalls werde es sehr schwer. Am Freitag in Biel, wo Deniss Smirnovs nach monatelanger Verletzungspause sein erstes Pflichtspiel überhaupt für Kloten bestritten hatte (am Samstag war er dann überzählig), war schon der Start komplett verschlafen ­worden.

Zahlreiche Umstellungen gemacht

Tatsächlich lagen die Unterländer da bereits nach 16 Minuten so gut wie hoffnungslos mit 0:4 zurück. Trotz Goalie-Wechsel nach dem Startdrittel (Sandro Zurkirchen für Juha Metsola) fand Kloten nicht mehr ins Spiel zurück. Mair nahm auf das Heimspiel vom Samstag hin zahlreiche Umstellungen in den Sturmformationen vor, die allerdings ertragslos blieben. «Gegen Lausanne war der Start besser, die Bemühungen waren da, es wurde gekämpft. Aber das Bewusstsein, gegen wen man spielt, war zuwenig vorhanden. Wenn man gegen ein spielerisch und physisch starkes Team wie Lausanne spielt, dann musst du einfach geduldiger agieren. Das hat uns gefehlt», sagte Mair gegenüber dem «Klotener Anzeiger» weiter.

In Biel verletzte sich in der Schlussphase noch Verteidiger Nicholas Steiner, der von einem gegnerischen Check am Kopf getroffen wurde. Da Matthew Kellenberger die Swiss-League-Playoffs bis zum Saisonende von Thurgau bestreiten muss und der Kanadier Nathan Beaulieu weiter verletzt fehlte, rückte mit Leandro Hinder kurzfristig ein U20-Elit-Spieler als siebter Verteidiger in Klotens Line-up. Im Schlussdrittel kam der 18-Jährige dann zu seinen ersten Shifts überhaupt in der National League.

Trainer Mair meint dazu: «Es ist für mich immer ein Bestreben, einem jungen Spieler etwas Eiszeit zu geben. Für einen Nachwuchsspieler ist dies sehr wertvoll.» Der Klotener Headcoach zeigte sich zufrieden mit Hinders Debüt: «Er machte keine Fehler.» Die Shifts des Junioren wurden von frenetischem Applaus mehrerer seiner U20-Elit-Teamkollegen begleitet, die auf der Tribüne mit Hinder mitfieberten. «Am Ende nahm ich dies dann wahr und sah sie auch», sagte Hinder, der vor der Partie auch zahlreiche motivierende Nachrichten erhalten hatte.

Hinder: «Es hat Spass gemacht»

Von Trainer Mair war Hinder auf das Schlussdrittel hin sensibilisiert worden, dass er sich bereit halten soll. «Und dann war es tatsächlich so weit, ich durfte aufs Eis. Da gab ich dann mein Bestes.» Es hätte Spass gemacht, auch wenn alles natürlich schneller als in der U20-Elit vor sich ginge. «Ich konnte lernen und dafür bin ich sehr dankbar.» Erst am Spieltag-Vormittag hatte er von seiner Nominierung erfahren. Seine Rolle in der U20-Elit, wo er bereits am Folgetag wieder im Einsatz stand und bei fünf Toren und 17 Assists nach 42 Saisonspielen hält, beschrieb er gegenüber dem «Klotener Anzeiger» so: «Hart und fürs Team spielen. Und wenn es möglich ist, versuche ich auch, etwas offensiv zu kreieren.»

Mitchell zu Severs Abgang

Apropos U20-Elit des EHC: Mit dem gebürtigen Slowenen Mark Sever, ein Teamkollege von Hinder, unterschrieb vor einigen Tagen der Klotener Topskorer der gesamten U20-Elit-Liga für drei Jahre bei Klotens National-League-Konkurrenten Biel. Dabei wird Sever in der nächsten Saison zwecks Aufbau an das aktuelle Swiss-League-Team Olten ausgeliehen. In Klotens Umfeld hätten viele einen solch talentierten Nachwuchsstürmer gerne mit einem Profivertrag in den eigenen Reihen ausgestattet gesehen.

Sportchef Larry Mitchell bezog gegenüber dem «Klotener Anzeiger» dazu Stellung. Der Deutsch-Kanadier sagte: «Das ist ein freier Markt. Und Biel ist ein guter Klub, der sich entschieden hat, ihn unter Vertrag zu nehmen.» Was hat Kloten im Fall von Sever für einen Verbleib unternommen? Mitchell: «Es ist eigentlich egal, was wir dazu probiert haben. Ich sehe, dass es ein offener Markt ist. Biel ist sicherlich ein sehr guter Klub. Biel hat einen Plan mit Sever ausgearbeitet. Wir haben ja beispielsweise unlängst Rafael Meier von der U20-Elit einen Vertrag für das Fanionteam gegeben. Wir sind der Meinung, dass er sich sehr gut entwickelt und ein sehr guter National-League-Spieler wird.»

Vorschau auf Lugano-Spiel

Charity-Heimspiel für MS-Betroffene gegen Lugano

Am Samstag empfängt der EHC Kloten im Charity-Game den HC Lugano. Es handelt sich um ein sogenanntes Charity Game, ein Spiel für einen guten Zweck.

Laut Klubangaben werden die Einkünfte aus der Trikotversteigerung und die Becherspende, die sonst dem Nachwuchs zugutekommt, einer Organisation gespendet. In diesem Jahr wird in Klotens Charity Game die Schweizerische Multiple Sklerose Gesellschaft unterstützt.

«Der EHC Kloten hat grossen Respekt, wie alle Betroffenen mit dieser Krankheit umgehen, und freut sich sehr, mit dieser Aktion einen kleinen positiven Beitrag an deren Alltag beisteuern zu können», wird Anjo Urner, der Geschäftsführer des EHC Kloten, auf der Website der Schweizerischen Multiplen Sklerose Gesellschaft zitiert.

Weiter betont Urner: «Nicht alle Menschen haben die gleichen Möglichkeiten, jedoch verbinden uns die Grundpfeiler des Sports wie Respekt, Teamgeist, Kampfgeist, und dies in Anbetracht eines übergeordneten Ziels.»

Am Vorabend des Charity Games gegen das fünftklassierte Lugano tritt der Vorletzte Kloten beim Tabellensiebten und Rekordmeister Davos an, gegen den man in dieser Saison in den drei bisherigen Duellen punktete (4:1 und 3:2 n. V. daheim sowie 3:4 n. V.). Sowohl Davos als auch Lugano kämpfen um einen Top-6-Rang zum Ende der Qualifikation, der die direkte Teilnahme an den Playoff-Viertelfinals bedeutet. (rst.)

Gwunderbrunnen

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