Die neue Art des Zusammenlebens
Mit «Kibako» hat der Klotener Immobilienunternehmer Roman Specogna nach «Milano» ein weiteres, nachhaltiges Gebäude geschaffen, in dem er die Zukunft des Zusammenlebens bereits vorwegnimmt. «Kibako», so der Name des Holzbaus, ist seine Antwort auf die drängenden Wohnraumprobleme.
Im Norden Klotens, zwischen Industrie und Einfamilienhausquartier, ist ein ganz besonderer Bau entstanden: eine «Holzkiste», wie sie Roman Specogna, Bauherr und Geschäftsführer der gleichnamigen Immobilienfirma in Kloten, nennt. Japanisch tönt es aber deutlich harmonischer: «Kibako». Harmonie soll das Gebäude denn auch schaffen; mit der Nachbarschaft, mit der umgebenden Natur und mit den Bewohnenden. Eben der Philosophie der Japaner entsprechend, für die der Respekt gegenüber anderen und anderem zentral ist.
Mit Glauben hat der Bau aber wenig zu tun, vielmehr mit der japanischen Wohnform. So sind in dem Holzbau mit vorfabriziertem Brettsperrholz-Wänden, für Japan typisch, Miniwohnungen entstanden (10 Einerzimmer- und 10 Zweierzimmerwohnungen) sowie 10 Gewerbeateliers. Die Kleinheit der Räume wird durch raffinierte Grundrisse und sorgfältige «Möblierung» mit Einbauschränken, Nischen und Schlafkojen kompensiert. Nur der Unterbau besteht aus Beton, wie Roman Specogna bei einer kürzlichen Präsentation ausführte. Insgesamt will er mit dem Bau neue Massstäbe setzen, nicht nur ökologisch, auch ästethisch und gemeinschaftlich.
Ein Beitrag zur Problemlösung
So bildet die Fassadenschalung mit vertikalen Deckleisten «eine lebendige Reliefwirkung und Schattenbildung», wie es Architekt Roman Züst beschreibt. Zudem sorge die Vorvergrauung des Holzes für «Beständigkeit und minimierten Unterhalt bei ‹ästhetischer Stabilität› des Erscheinungsbildes». Die Korridore wurden mit Lehmbauplatten ausgestaltet. «Der Lehmputz ist ein natürlicher Baustoff, der viel zu einer guten Klimabilanz beiträgt und zudem zahlreichen Vorteile aufweist», erläutert Specogna und spricht dabei unter anderem auf die feuchtigkeitsregulierende Eigenschaft und die Wärmespeicherfähigkeit des Lehms an. Ferner besteht die Tapete in der Waschküche und in der Gemeinschaftsküche aus getrockneten Palmblättern und jene im Gemeinschaftswohnzimmer aus Bananenschalen.
Beinahe schon selbstverständlich ist, dass das Gebäude mittels Erdsonden beheizt wird und auf dem Dach eine Photovoltaikanlage installiert ist. «Jetzt, bei diesem Sonnenschein, produzieren wir deutliche mehr Strom, als wir benötigen», sagt Specogna am Freitag.
Insgesamt soll mit «Kibako» ein Beitrag zur Lösung der zahlreichen gesellschaftlichen Probleme geleistet werden, die die Immobilienbranche betreffen: «Ich meine beispielsweise die Wohnungsnot, das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum, das Schonen von Ressourcen, Energieeffizienz und Biodiversität.» Aber ebenso gehe es darum, der zunehmenden Vereinsamung entgegenzuwirken, denn es gebe immer mehr Ein- und Zweipersonenhaushalte.
Anreiz schaffen
Obwohl Nachhaltigkeit ein grosses Schlagwort ist, wollen die Mieter nicht auf Komfort verzichten. «Dafür gibt es eine grosse Nachfrage», so Specogna, der sich sogleich die Frage stellt: «Und wie haben wir diese Herausforderung gemeistert?» Seine Antwort: «Werden Wohnungen kleiner, so müssen Gemeinschaftsräume geschaffen werden. Es ist wichtig, einen Ausgleich zu ermöglichen.» Entstanden ist neben einer gemeinsamen Waschküche auch eine Bibliothek, es gibt einen Partyraum sowie ein Wohn- und ein Sitzungszimmer. Im Aussenbereich besteht nicht nur eine auf Biodiversität angelegte Umgebungsbepflanzung, sondern ebenso einen Grillplatz. Specogna ist überzeugt: «Durch solche Wohnkonzepte wird ein Anreiz geschaffen, dass Leute, die in viel zu grossen Wohnungen leben, ausziehen und ihren Wohnraum Familien zur Verfügung stellen, die mehr Wohnraum benötigen.»
Die Klotener Firma hat das Grundstück vor fünf Jahren erworben. Um grösser zu bauen, wurde der Gewerbebonus in Anspruch genommen, weshalb eine um 20 Prozent höhere Ausnützung möglich wurde. Allerdings musste in der Liegenschaft ein Gewerbeanteil von 30 Prozent geschaffen werden.