Die Ersten suchten bereits um 5 Uhr nach Raritäten
Der Flughafen-Flohmarkt gehört mit 420 Standbetreibern zu den grössten der Schweiz. Für die Schnäppchenjäger ein wichtiger Termin, denn das Angebot ist riesig – auch am Samstag wieder.
Die Voraussetzungen für den traditionellen Flughafen-Flohmarkt waren erneut ideal: Es herrschte Kaiserwetter. Entsprechend gross war denn auch das Interesse. «Für heute haben sich 420 Standbetreiber angemeldet», beginnt Präsident Willy Sonderer seine Ausführungen. Und er fährt fort: «Priorität für eine Teilnahme haben Standbetreiber, die am Flughafen arbeiten, und Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Kloten.» Rund sechs Wochen vor dem Anlass dürfen sich dann auch Standbetreiber aus der ganzen Schweiz anmelden. «Solange Kontingente vorhanden sind», ergänzt Sonderer.
Nicht nur das Interesse von Standbetreibern ist gross, ungebrochen ist auch das Interesse von Schnäppchenjägern. «Die ersten Besucher standen bereits kurz nach 5 Uhr mit Taschenlampen an den Ständen und machten sich auf die Pirsch nach Raritäten», weiss Sonderer. Bis 2006 habe der Flohmarkt zweimal jährlich, jeweils im Frühjahr und im Herbst, stattgefunden. Seither beschränkt man sich auf eine Ausgabe pro Jahr. Grund dafür sei der damit verbundene Aufwand. Die Vorbereitungen beginnen laut Sonderer rund ein halbes Jahr vor dem Grossanlass.
Während es sich bei den angebotenen Handelte es sich zu Swissair-Zeiten mehrheitlich um Unikate und grösstenteils wertvolle Produkte wie hochwertige Kleidung und Souvenirs aus der ganzen Welt, habe sich die Klientel mit der Zeit verändert und mit ihr auch das Angebot. Dennoch: Wie verschiedene Besucherinnen und Besucher gegenüber Willy Sonderer bestätigen, werden aber immer noch Schätze und Raritäten gefunden.
Beliebte Gratisentsorgung
Einer der ehemaligen Swissair-Angestellten, der auch Gegenstände der Fluggesellschaft verkauft, ist Hansjörg Eigenherr aus Andelfingen. «Neben Modeartikeln und verschiedenen Automodellen habe ich als ehemaliger Mechaniker natürlich auch Swissair-Artikel im Angebot», so Eigenherr. Neben dem «emotionalen Familientreffen», bei dem aus dem Nähkästchen geplaudert wird, lobt er die gute Organisation und den gegenseitigen Respekt im Umgang miteinander. Was den Flohmarkt zudem speziell mache, sei der Umstand, dass die Standbetreiber die Ware, die sie nicht verkaufen, gratis entsorgen können. «Gut erhaltene Waren finden per Hilfstransporter den Weg in die Ukraine», führt Sonderer aus.
Andy Grübel ist einer der zahlreichen freiwilligen Helfer, ohne die ein solcher Event nicht zu stemmen wäre. «Die grosse Herausforderung liegt an der geringen Geduld der Menschen. Wenn es ihnen zu schleppend vorwärtsgeht, kann es durchaus vorkommen, dass sie ihr Mitgebrachtes einfach abstellen und wegfahren. Letztlich sind wir es, die für einen reibungslosen Ablauf sorgen müssen.»
Nächster Termin bereits notiert
Familie Beyeler aus Greifensee ist seit 1984 mit von der Partie und hat neben Spielsachen und speziellen Veloteilen auch Swissair-Utensilien wie Taschenkalender, alte Flugpläne oder Besteck mit dem Swissair-Logo, aber auch Geschäftsberichte auf dem Tisch liegend. «Dass wir als Standbetreiber mit dem Auto bis an den Stand fahren und diesen neben dem Fahrzeug aufbauen können, habe ich schweizweit bisher noch nirgends erlebt», freut man sich bei Beyelers.
Viktor Schmidt aus dem Zürcher Oberland ist mit seiner Frau gekommen. «Neben dem Flughafen-Flohmarkt sind wir auch in Gebensdorf und Wetzikon dabei», erzählt Schmid. Vintage-Gegenstände wie Lampen der SBB oder Unikate wie ein übergrosses Tandem stechen am Stand ins Auge. Ihre Waren erhalten Schmidts unter anderem von Freunden, Bekannten oder durch Geschäftsauflösungen. Den Termin für die nächste Ausgabe im Mai haben sich die beiden bereits in ihre Agenda geschrieben.
Eine Frage mit Folgen
Der Ursprung des Flughafen-Flohmarktes geht auf den Oktober 1981 zurück. Damals schrieb Swissair-Mitarbeiter Toni Ruepp einen Artikel in den «Swissair-News» über Garage Sales in den USA. Unvorsichtigerweise schloss der Text mit der Frage: «Wer organisiert den ersten Swissair-Flohmarkt?» Dies macht aus Tony Ruepp schliesslich den Gründer des Swissair-Flohmarktes. Davon inspiriert fand 1983 der erste Flohmarkt des Swissair-Personals mit 30 Ständen statt. Nach dem Grounding der Swissair wurde der Flohmarkt in Flughafen-Flohmarkt umgetauft.
Nicht ein Swissair, sondern ein Swiss-Trolley.
Auch zu finden: das Fenster eine Swissair-Maschine, das für 250 Franken verkauft wird.
Auch erhältlich: Flugzeug-Sitzgurten.
Die Familie Beyeler aus Greifensee hat auch Swissair-Utensilien wie Taschenkalender, alte Flugpläne oder Besteck mit dem Swissair-Logo oder alte Geschäftsberichte im Angebot.
Vintage-Gegenstände wie Lampen der SBB oder -Unikate wie ein übergrosses Tandem stechen am Stand von Viktor Schmidt und seiner Frau ins Auge.
Ohne freiwillige Helfer wie Andy Grübel ist ein solcher Anlass nicht zu stemmen. Bilder Hakan Aki
Hansjörg Eigenherr (Mitte) hat als ehemaliger Mechaniker auch Swissair-Artikel im Angebot.
Willy Sonderer, Vereinspräsident