Deutliches Ja der Klotener Reformierten zu Fusionsabklärungen
Mit 24:2 Stimmen beauftragen die 26 Stimmberechtigten die Kirchenpflege, ein «abstimmungsreifes Szenario Zusammenschluss der Kirchgemeinden Kloten, Opfikon und Wallisellen» auszuarbeiten.
Nach rund einer halben Stunde war klar: Die Klotener Reformierten wollen ihre Kirchgemeinde mit heute rund 3800 Mitgliedern in die Zukunft führen. Die 26 Stimmberechtigten sprachen sich deshalb deutlich für Fusionsverhandlungen mit den Kirchgemeinden von Opfikon und Wallisellen aus. Diesem Entscheid vorangegangen waren drei Informationsabende in den jeweiligen Kirchgemeinden. In Kloten war das Interesse aber eher gering: Gerade mal 21 Personen kamen. Inwieweit das geringe Interesse mit der Vorarbeit der Kirchenpflege zusammenhängt, ist unklar. Diese hatte die Pfarrer, die Mitarbeitenden und auch die Jugend bereits separat über die Pläne informiert, eine Fusion mit Opfikon und Wallisellen zu prüfen.
Mit dem Ja der Klotener Reformierten kann der Auftrag aber noch nicht umgesetzt werden. Dafür ist auch ein Ja der Kirchgemeindeversammlungen von Opfikon und Wallisellen nötig. Diese werden am kommenden Montag (Wallisellen) und Mittwoch (Opfikon) über den gleichlautenden Antrag befinden.
«Eigentlich ein trauriger Anlass»
Im Vorfeld der Abstimmung informierte Peter Reinhard nochmals kurz über die wichtigsten Punkte, die zu den Fusionsverhandlungen führten, und darüber, wie die Kirchgemeinde ihre Eigenheit bewahren will. «Es ist eigentlich traurig, dass wir heute darüber diskutieren müssen», so der Kirchenpflegepräsident gleich zu Beginn seiner Ausführungen. Es sei aber eine Tatsache, dass die Zahl der Kirchenmitglieder stetig schwinde. «Einst belief sich unser Anteil in der Zürcher Bevölkerung auf 50 Prozent, heute sind es noch 27 Prozent.» Dieser Entwicklung, von der auch die Klotener Kirchgemeinde betroffen sei, gelte es vorausschauend entgegenzuwirken. «Die Kirchenpflege hat auch eine strategische Aufgabe. Von daher macht es Sinn, eine Fusion zu prüfen», so Reinhard weiter. Die Klotener Kirchgemeinde wird jährlich um rund 150 Mitglieder kleiner. In zehn Jahren sind dies 1500 Mitglieder. Bis dahin müsse man eine Antwort haben, wie es mit einer kleineren Kirchgemeinde weitergehen könnte. Es sei deshalb besser, sich bereits jetzt mit dem Gedanken zu befassen, um später nicht unter Druck fusionieren zu müssen.
Gute Angebote weiterführen
Was geschehen könnte, illustriert Reinhard am Beispiel der Kirchgemeinde Rümlang, die bereits heute monatlich nur noch drei Gottesdienste durchführen kann. «Die besten Angebote nützen uns nichts, wenn kein Personal mehr da ist», sagt er und erinnert daran, dass es besonders für kleinere Pensen schon heute schwierig sei, kompetente Angestellte zu finden. Ziel sei es vielmehr, die bestehenden Angebote auch in einer fusionierten Kirchgemeinde weiterzuführen. «Wird das Geld angesichts schwindender Mitgliederzahlen knapp, müssen Angebote gestrichen oder Mitarbeiter entlassen erden», so Reinhard, der anfügt: «In einem grösseren Gebilde profitieren wir von der Stärke der Partnerkirche.» Dennoch: «Die Kirche bleibt sicher im Dorf», unterstreicht der Kirchenpflegepräsident und meint damit, dass auch in Zukunft wöchentliche Gottesdienste stattfinden werden. Es könne aber sein, dass Angebote künftig auch von Mitgliedern der anderen Kirchgemeinden besucht würden.
Keine Vorgaben
Dezidiert dementiert er, dass die Kirchenpflege in einer fusionierten Kirchgemeinde Vorgaben machen werde, wie man zusammenwachsen soll. «Solches muss natürlich wachsen», so Reinhard. Heisst zum Beispiel, dass die Klotener Jugendlichen für ihr Lager im Ausland keineswegs dazu gezwungen werden, nun auch die Walliseller Jugend mitzunehmen.
«Die Kirche bleibt im Dorf.»
Lange bevor der Antrag zu Fusionsabklärungen gestellt wurde, haben die drei Kirchgemeinden jeweils separat eine sogenannte Swot-Analyse vorgenommen. Sie dient vor allem bei Unternehmen für die Zukunftsplanung. Die Methode stellt Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen dar. Genauere Abklärungen würden aber erst jetzt vorgenommen, sagt Reinhard weiter. «Bei unseren bisherigen Abklärungen standen die weichen, menschlichen Faktoren im Vordergrund. Die harten Fakten, wie juristische Fragen, Vermögenswerte, Steuerfuss und Weiteres, werde erst nach dem Ja der Gemeinden zu Fusionsabklärungen weiterbearbeitet.
Fachlich beraten werden die drei Kirchenpflegen von Peter Gysel, der auch als Projektleiter vorgesehen ist. Er betont bei der Vorstellung des Ablaufs und der Projektorganisation, dass es sich um ein Gemeinschaftsprojekt handelt, in das alle Akteure miteinbezogen würden. Die Führung der vertieften Abklärungen obliegt dann einer Lenkungsgruppe, die sich zur Hauptsache aus den Präsidien der drei Kirchgemeinden zusammensetzt. In mindestens sechs Arbeitsgruppen wird man sich mit Themen wie dem Leitbild, den künftigen Angeboten, der Administration, dem Personal, den Finanzen und den Liegenschaften auseinandersetzen. Sie starten, sobald die drei Kirchgemeindeversammlungen dazu grünes Licht geben. Geplant ist Anfang Juli. Streben die drei Kirchgemeinden auch nach den vertieften Abklärungen noch immer eine gemeinsame Zukunft an, so sollen Anfang 2026 die Kirchenmitglieder definitiv an der Urne über eine Fusion befinden. Falls es aber Faktoren gebe, die für die Kirchenpflege inakzeptabel seien, wolle Reinhard den Prozess stoppen. Damit alle Mitglieder über den Fortgang des Fusionsprozesses Bescheid wissen, will die Kirchenleitung die Mitglieder nun regelmässig informieren.
Erste Trennung schon 1704
Einst gehörten die Kirchgemeinden Kloten, Opfikon und Wallisellen zusammen. Doch dann, im Jahr 1704, gingen die Walliseller eigene Wege, 1956 folgte auch Opfikon. Nun, knapp 70 Jahre später, könnte, was einst zusammengehörte, wieder zusammenfinden. Dabei würden drei in etwa gleich grosse Kirchgemeinden zusammenfinden mit derzeit knapp 10000 Mitgliedern.
Versammlung genehmigt auch Jahresrechnung 2023
Im Vorfeld der Abstimmung über die Fusionsverhandlungen haben die 26 Stimmberechtigten der Jahresrechnung 2023 oppositionslos zugestimmt. Sie schliesst bei einem Aufwand von rund 4 Millionen und einem Ertrag von rund 5,4 Millionen mit einem Überschuss von 1,3 Millionen ab. Finanzvorstand Heinrich Brändli begründete das gute Ergebnis vor allem mit sehr hohen Steuererträgen. Hier schloss man nach Abzug der Ausgleichszahlungen an die Landeskirche um rund 600 000 Franken besser ab als budgetiert. Hinter dem guten Resultat steht hauptsächlich der rund eine Million höhere Steuerertrag bei den juristischen Personen. Demgegenüber sei der Steuerertrag bei den natürlichen Personen um rund 10 Prozent gesunken. «Das erste Mal», betont Brändli und verweist auf die grosse Abhängigkeit der Kirche von juristischen Personen, die 65 Prozent des Geldes beisteuern. Fielen diese Einnahmen teilweise oder ganz weg, könnte sich die Kirchgemeinde nicht mehr finanzieren und müsste Anpassungen vornehmen, so ist der Weisung zur Gemeindeversammlung zu entnehmen. Darin wird auch vorgeschlagen zu überlegen, ob der Steuerfuss bei der Budgetdebatte «nicht leicht gesenkt» werden sollte». (dj.)