«Der WM-Finaleinzug war 2013 noch ein Schockmoment»
Der frühere Kloten- und Schweizer Nationalmannschafts-Verteidiger Patrick von Gunten (40) spielt eine zentrale Rolle im OK der Eishockey-Weltmeisterschaft 2026 in Zürich und Freiburg. Im Interview spricht er über WM-Vorbereitungen und über seine Erwartungen an den EHC Kloten.
Das Schweizer Team plant im nächsten Mai nach zwei Silbermedaillen in Folge den grossen Wurf und strebt erstmals den WM-Titel an. Im Interview mit dem «Klotener Anzeiger» spricht von Gunten über die Vorbereitungen zur Heim-WM aus organisatorischer Sicht, die Entwicklung des Männer-Nationalteams seit 2013, seine starke Verbindung zum EHC Kloten und warum er den Zürcher Unterländern zumindest wieder den Vorstoss ins Play-in zutraut in der nächsten Saison.
Seit wann arbeiten Sie als «Head of Venue Zurich & Head of Sports» im WM-OK für die Heim-WM 2026, und wie sind Sie dazu gekommen?
Ich wirkte bereits bei der U18-WM 2023 in Basel und Ajoie sowie der U18-WM 2024 der Frauen in Zug im WM-OK. Bei der Männer-WM 2023 in Stockholm lernte ich Christian Hofstetter kennen, den langjährigen Sportdirektor des Weltverbands und jetzigen Generalsekretär der Heim-WM. Ich sprach ihn darauf an, ob ich eine Stelle übernehmen könne, da ich schon für das OK der geplanten Heim-WM 2020 tätig war (diese wurde wegen Corona abgesagt – Red.).
Was haben Sie aus der letzten WM in Stockholm und Herning mitgenommen?
Wir waren am Hauptspielort Stockholm im Observer-Programm präsent. Dabei konnten wir einige Verbesserungsmöglichkeiten erkennen, etwa wie Teams noch besser entlastet oder unterstützt werden können – auch mit geringem Kostenaufwand. Das wird geschätzt und kann das Leben vor Ort erleichtern.
Was sind die Aufgaben bis zur WM?
Der erste Entwurf des Spielplans ist fertiggestellt, muss aber noch von den 16 Ländern genehmigt werden. In Zürich arbeiten wir an der Gestaltung der WM-Fanzone bei der Swiss Life Arena, was eine knifflige Aufgabe ist, da der Platz begrenzt ist. Nach den Sommerferien kommen Vertreter der teilnehmenden Länder nach Zürich und Freiburg, um die Stadien und Hotels zu besichtigen. Daneben sind noch ganz viele andere Sachen, die bewältigt werden müssen.
Was sollten Fans zu den Spielen und dem Ticketing wissen?
Seit Ende Mai sind erste spielplanunabhängige Ticket-Pakete verfügbar. Ab September, wenn der Spielplan feststeht, gibt es Tagestickets und Hospitality-Pakete. Anfang 2026 startet der Verkauf für alle einzelnen Spiele. Bereits jetzt können sich Fans unter 2026.iihfworlds.com registrieren.
«Ich bin überzeugt, dass Kloten dazu fähig ist und es möglich sein wird, erneut einen Play-in-Platz zu erreichen und die Vorsaison zu bestätigen.»
Warum sind bei den Spielen in Freiburg und Zürich weniger leere Ränge zu erwarten als bei der letzten WM mit den Spielen Herning?
Wir setzen alles daran, die Arenen in Zürich und Freiburg bestmöglich zu füllen. Die Schweiz ist ein Land mit einer ausgeprägten Eishockeybegeisterung, und viele teilnehmende Nationen werden von zahlreichen Fans begleitet. Zudem zeigen sich beide Austragungsorte äusserst engagiert, eine hohe Auslastung zu erreichen und eine mitreissende Ambiance zu schaffen.
Rechnen Sie mit ausverkauften Schweizer Spielen in Zürich?
Basierend auf der WM-2020-Prognose und den positiven letzten Auftritten der Schweizer Nationalmannschaft gehen wir davon aus, dass alle sieben Vorrundenspiele ausverkauft sein werden. Die Mannschaft hat durch ihre Silbermedaillen viel Goodwill in der Schweiz gewonnen.
Was bleibt Ihnen von 2013, als Sie selbst bei der Silbermedaille dabei waren?
Nach dem 3:0 im Halbfinal gegen die USA war es in Stockholm ganz still in unserer Garderobe. Wir waren schockiert, weil wir den Final erreichten. Nun verhält es sich umgekehrt. Man ist schockiert, wenn man einen WM-Final nicht gewinnt. Das zeigt die Entwicklung und den Wandel der Nationalmannschaft in den letzten zwölf Jahren.
Ist das Schweizer Team bereit für den nächsten Schritt und den ersten WM-Titel?
Das hoffe ich. Obwohl wir zuletzt zweimal in Folge im Final standen, ist nichts garantiert. Das Team ist gewachsen und wird nicht nur von NHL-Spielern getragen. Wir hoffen, dass die Euphorie in der Schweiz das Team soweit stärkt, um den letzten Schritt zu machen.
Wie ist Ihre Verbindung zum EHC Kloten?
Ich bin im Vorstand des Nachwuchses, zusammen mit ehemaligen Spielern wie Cyrill Bühler, Romano Lemm und Victor Stancescu, der Präsident in diesem Bereich ist. Meine Söhne spielen in U9 und U12. Ich bin also fast noch mehr im Stadion als früher als Profi.
Wo sehen Sie die Gründe für die Leistungssteigerung des EHC Kloten in der letzten Saison?
Sportchef Ricardo Schödler hatte ein gutes Händchen, besonders bei den Importen – und Trainer Lauri Marjamäki hat einen guten Einfluss auf die Mannschaft. Er konnte das Team stabilisieren und jeden einzelnen Spieler verbessern. Grundsätzlich wurde es im Klub auch ruhiger. Es hilft den Spielern sicher, wenn sie von aussen nicht ständig mit negativen Themen aus der Öffentlichkeit konfrontiert werden. So können sie sich voll auf das Hockey konzentrieren. Auch die Spielweise, die sie gezeigt haben, war erfreulich. Im Playoff-Viertelfinal gegen die starken ZSC Lions begannen sie nicht destruktiv zu spielen, was von den Fans in Kloten und den Zuschauern geschätzt wurde.
Und gehen Sie davon aus, dass diese Saison bestätigt werden kann, auch wenn fast alle Import-Positionen neu besetzt sein werden?
Ich denke schon, auch wenn die Ausländer neu sind. Diese wollen sich auch beweisen. Ich bin überzeugt, dass die Stabilität durch den Grossteil der zusammengebliebenen Mannschaft – inklusive Torhüter Ludovic Waeber und Trainer Marjamäki – vorhanden ist. Natürlich ist man nicht Favorit auf die ersten sechs bis zehn Plätze. Man ist auch darauf angewiesen, dass das ein oder andere höher eingestufte Team manchmal unterperformt. Dennoch bin ich überzeugt, dass Kloten dazu fähig ist und es möglich sein wird, erneut einen Playin-Platz (Ränge 7 bis 10) zu erreichen und die Vorsaison zu bestätigen.