Der EHC Kloten im Erfolgsrausch

Richard Stoffel

Man reibt sich die Augen, wundert sich, denkt, man träumt. Doch es ist wahr: Kloten ist nach sieben Runden mit 14 Punkten Leader in der National League. Letztmals hatten sich die Flughafenstädter im Oktober 2013 auf dem Leader-Thron befunden.

Jeder einzelne Spieler im Line-up hat seinen Anteil dazu beigetragen. Jeder rackert für den anderen. Allein die Anzahl geblockter Schüsse mit aktuell deren 110 ist eindrucksvoll und der drittbeste Ligawert. Defensiv lässt man nur wenig zu. Und imponiert und zeigt grosse Qualität bei numerischem Gleichstand, während in den Spezialsituationen (11. im Powerplay, 6. im Boxplay) Klotens bisheriger Husarenritt nicht abzulesen wäre.

Vier Heimsiege haben die Flughafenstädter in ebenso vielen Spielen in der Swiss Arena errungen. Zuletzt drehten sie am Dienstag gegen Zug im Schlussdrittel auf spektakuläre Weise einen 2:3-Rückstand noch in einen 4:3-Sieg. Die Unterländer liessen sich dabei von unglücklichen Gegentoren nicht von ihrem Siegwillen abbringen. Sinnbildlich sorgte Haudegen Nicholas Steiner mit einem satten Slap­shot für das Siegtor. Dabei musste Kloten zum zweiten Mal in Folge ohne Alex Simic auskommen. Klotens bester Schweizer Skorer der letzten Saison laboriert an ­einer Oberkörperverletzung.

Dafür realisierte Miro Aaltonen in den letzten zwei Heimspielen gegen Fribourg-Gottéron (5:2) und Zug bereits seine Saisontore Nummer 3 bis 5.  Der 31-jährige Finne hatte in der ganzen letzten Saison nur neun Treffer erzielt, nun also schon deren 5, davon zwei gegen Gottéron. Damit scheint der smarte Stürmer auf gutem Weg, seine starke vorletzte Saison im Klotener Dress (19 Tore) zu übertreffen. Der hochdekorierte Nationalstürmer (u. a. Olympiasieger und Weltmeister mit Finnland) betont gegenüber dem «Klotener Anzeiger»: «Wir haben eine grossartige Gruppe. Und wir haben einen guten Spielplan und gute Spieler zur Umsetzung.» Die Stimmung im Team sei top und das System «klar für jeden.» Und: «Wir können es noch besser. Aber der Saisonstart war schon mal gut.»

Er selbst macht seine neuen Hockey-Sticks mitverantwortlich für seine wiedergewonnene Treffsicherheit. Und ernsthafter: «Letzte Saison war ich einige Male krank. Nun geht es mir besser. Die Vorbereitung war schon sehr gut – auch für mich persönlich. Und wir haben Goalies, die ganz stark spielen.» Die Verstärkung der finnischen Connection bei Kloten durch Trainer Lauri Marjamäki und Offensiv-Verteidiger Sami Niku ist für ihn angenehm, aber nicht matchentscheidend. «Es ist gut, Finnisch zu sprechen, aber nicht wirklich von grosser Wichtigkeit.» Headcoach Marjamäki wolle einfach, «dass wir unser Bestes in jedem Spiel geben».

«In fast jedem Spiel der Underdog»

Mit seinem so imponierend auftrumpfenden Landsmann, Klotens Topskorer und Eiszeit-König Sami Niku, spielte Aaltonen bislang lediglich schon mal im Nationalteam zusammen. «Niku gibt uns wertvolle Impulse, er ist sowohl defensiv als auch offensiv wertvoll mit seiner Agilität.» Natürlich sei bei Kloten das Selbstvertrauen mit den Startsiegen gestiegen, stellt Aaltonen fest. Bernd Wolf, der österreichische WM-Teilnehmer und Neuzugang aus Lugano, bestätigt dies gegenüber dem «Klotener Anzeiger» ebenfalls: «Da kann man sehen, zu was ein Team fähig ist, das zusammenhält. Und alle füreinander kämpfen. Es geht gar nicht darum, dass wir die spielbestimmende Mannschaft im Spiel sind. Es geht einfach darum, die Zweikämpfe anzunehmen und zu gewinnen.»

Für Wolf ist klar: «Wir gehen in fast jedes Spiel als Underdog. Und uns gefällt diese Rolle. Wir spielen mit Selbstvertrauen und treffen im richtigen Moment. Aber es ist der Zusammenhalt, der uns ausmacht. Dass wir in schwierigen Situationen wie in Unterzahl oder gegnerischen Druckphasen zusammenstehen. Und danach schauen wir wieder, dass wir das Momentum holen.» Gesagt, aber auch getan, kann man da nur feststellen.

Achtung: Hohe Ansteckungsgefahr

Viel Wind hätten laut Wolf die neuen Coaches Lauri Marjamäki (Cheftrainer) und Assistent Beni Winkler (coacht die Verteidiger) gebracht. «Sie sorgen für eine neue Philosophie. Dann gibt es die Neuzugänge wie Reto Schäppi, der auch Erfahrung mitbringt. Und auch ich will ein ­Leader sein.» Viele andere gingen aber ebenso mit gutem Beispiel voran. Dies stecke einfach gegenseitig an. «Er gibt für mich alles, also gebe ich auch alles. Das muss unsere Devise für die ganze Saison bleiben», betont der 27-jährige Verteidiger. Gleichzeitig wirft Wolf auch ein, dass bei aller Disziplin, Fokus und Siegwillen der Spass innerhalb des Teams nicht zu kurz käme: «Wir haben es auch lustig miteinander. Das ist ein guter Mix. Und wir haben uns auch gefreut, dass unser Goalie-Coach gegen Fribourg-Gottéron eine Challenge beantragte und richtig lag und das Gegentor wegen Goalie-Behinderung aberkannt wurde.» Wolf bereut es trotz der Niederlage gegen seinen Ex-Klub Lugano im Tessin am letzten Samstag (2:4) nicht, dass er zu Kloten wechselte. «Es macht hier richtig Spass.»

Und von Verteidiger-Coach Beni Winkler hält er ganz viel. «Er macht einen tollen Job, geht auf Kleinigkeiten und Details ein mit Videosequenzen. Er hilft uns, den nächsten Schritt als Verteidiger zu machen.» Headcoach Marjamäki sei ebenso detailversessen. «Im Spiel gibt er viele Inputs, kommuniziert viel. Er gibt uns auch ein gutes Gefühl.»

Dennoch ist sich Wolf bewusst: «Wir müssen realistisch sein. Wir werden auch in ein Tief kommen. Es wird interessant sein, dann zu sehen, wie wir da rauskommen.» Vorerst gelte es aber, jedes Spiel für sich zu nehmen. «Jedes Spiel ist eine neue Herausforderung. Wir versuchen, in jedes Spiel soviel reinzustecken, um gewinnen zu können.» Dies hat auch Gottérons Goalie-Trainer David Aebischer beeindruckt. Er war nach dem 2:5 der Freiburger vom Auftritt der Zürcher Unterländer überzeugt. «Auch wenn wir selbst schon bessere Tage hatten, Kloten ist schon klar besser als letzte Saison», sagte er gegenüber dem «Klotener Anzeiger».

Rafael Meier wird immer besser

Seinen Anteil daran hat auch Eigengewächs Rafael Meier, der in seinen ersten sieben Saisonspielen bereits zwei Tore und zwei Assists verbuchte. Der Youngster glänzte in den letzten zwei Heimspielen mit seinem Empty Netter gegen Got­téron zum zweiten Saisontor sowie mit zwei Vorlagen gegen Zug. In der Vorsaison war Rafi Meier bei seinen ersten sechs Einsätzen in der höchsten Spielklasse noch ohne Skorerpunkt geblieben.

Der 19-jährige Flügel imponiert in der Formation mit den Nationalteamerfahrenen Dario Meyer und Reto Schäppi.  Gegenüber dem «Klotener Anzeiger» sagte er: «Das Gefühl, mit diesem Team jeweils einen Sieg teilen zu können, ist einfach grossartig.» Schon in der Vorbereitung hatte Rafael Meier viel Vertrauen von Headcoach Lauri Marjamäki erhalten und zahlte es mit Leistung und einem sukzessiven Anstieg des Selbstvertrauens zurück. «Der Trainer sagte mir, dass ich als Junger nicht zuviel denken soll, sondern einfach meine Stärken ausspielen. Und das tat ich auch. In der Vorbereitung wurde es immer besser und je mehr Spiele ich bestritt.»

Meier schätzt das erhaltene Vertrauen von Marjamäki enorm. Bislang waren es durchschnittlich 12:33 Minuten Eiszeit in den ersten sieben Meisterschaftsspielen. Meier denkt, dass er sich in der letzten Zeit sowohl defensiv als auch offensiv weiterentwickelt hat und er auch taktische Sachen immer besser umsetzen könne.

Von seinen routinierten Linienpartnern Schäppi und Meyer profitiere er enorm: «Schäppi lernt mich unter anderem, immer positiv zu bleiben. Es macht wirklich Spass mit ihm. Und dasselbe trifft auch auf ‹Meisi› (Dario Meyer – Red.) zu.» Sie harmonierten gut, könnten etwas kreieren und arbeiten auch defensiv gut. Zudem sei es eine schnelle Linie, da alle recht gute Skater seien.

Meier selbst hat das Gefühl, erwachsener geworden zu sein. «Vorher hatte ich noch grossen Respekt, als ich meine ersten Einsätze in dieser Liga spielte. Das habe ich mittlerweile umschalten können, traue mir mehr zu. Bin mental stärker geworden. Durch die vermehrte Spielpraxis und Eiszeit auf dieser Stufe steigerte sich automatisch das eigene Zutrauen.» Deshalb hätte er einen grossen Schritt gemacht im Vergleich zur Vorsaison. Und im Team selbst hat er auch eine neue Mentalität festgestellt. «Wir geben nicht auf, wenn wir hinten liegen. Und taktisch ziehen wir unser Ding durch und geben dem Gegner nur wenig Chancen. Auch offensiv sind wir kreativ. Ich habe das Gefühl, dass wir so weiterfahren und noch besser werden müssen. Denn die Gegner werden auch immer besser.» 

In den nächsten Spielen trifft Kloten am Freitag in Pruntrut auf den Tabellen-letzten Ajoie. 24 Stunden später folgt das Heimspiel gegen den aktuellen Champions-League-Titelhalter Genève-Servette, für das seit dieser Saison auch Michael Loosli stürmt, der letzte Saison noch bei Kloten unter Vertrag stand. Ob Ajoie oder Genève-Servette oder am Mittwoch im übernächsten Heimspiel gegen Ambri-Piotta. Für Rafi Meier ist klar: «Wir müssen genauso mit unserem eigenen Spiel weitermachen – egal, wer der Gegner ist. Dann kommt es für uns gut!» 

 

Pflichtspiel-Torpremiere für Joël Marchon

Joël Marchon (21) realisierte beim 5:2 gegen Fribourg-Gottéron seine lang ersehnte Pflichtspiel-Torpremiere mit dem 4:0 für Kloten. Für den jüngeren Bruder von Marc Marchon war es das erste Tor überhaupt in der National League im 20. Spiel in der obersten Spielklasse und für Kloten. «Ich habe daheim eine Vitrine, dorthin kommt der Puck wohl», sagte Joël Marchon gegenüber einem Radioreporter. 

 

Pass Raphael Meier durch die Verteidigung - und dann steht Sami Niku genau richtig. Der Finne kann in offen stehendes Tor einnetzen und verhilft Kloten zum 3:3. Bilder Marcel Kaul

Grossartige Gefühle: Klotens Eigengewächs Rafael Meier geniesst viel Vertrauen.

«Startsiege haben uns Selbstvertrauen gegeben», sagt Miro Aaltonen, der schon 5 Tore schoss.

Gwunderbrunnen

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