David Reinbacher – ein Teenager als Klotens Dauerarbeiter
Für Reinbacher verlief die bisherige Saison als Wellental. Nach der durchzogenen ersten Saisonhälfte ist beim österreichischen Teenager in den letzten Wochen aber eine Aufwärtstendenz erkennbar. Und er verspricht im Interview: «In den letzten Saisonspielen werden wir nochmals voll angreifen.»
Die knapp zweiwöchige Ligapause wegen Länderspielterminen kommt für Kloten nicht ungelegen. Die Siegesserie endete nach fünf Spielen abrupt und mit zwei aufeinanderfolgenden Niederlagen ohne Torerfolg (0:3 in Bern, 0:4 gegen Fribourg-Gottéron). Die zwölftklassierten Rapperswil-Jona Lakers weisen nun wieder einen Dreipunktevorsprung auf den Vorletzten Kloten auf.
Trotz einiger verletzungsbedingter Absenzen und dem so gut wie üblich reduzierten Import-Personalbestand zeigten die Flughafenstädter keineswegs schlechte Leistungen. Doch gleich zwei Torhüter, die sonst im Schatten der eigentlich etatmässigen Nummer 1 stehen, liessen die Flughafenstädter verzweifeln. In Bern gelang Philip Wüthrich der Shutout gegen die Zürcher Unterländer. Und in Kloten blieb Gottérons 23-jähriger Bryan Rüegger mit imponierenden 38 Paraden erstmals überhaupt auf höchster Stufe ohne Gegentor. Der frühere Keeper des HC Thurgau ist nicht zu verwechseln mit der Klotener Goalie-Legende Ronnie Rüeger, der sich ohnehin nur mit einem g schreibt. Bryan Rüegger hatte im Verlaufe seiner Juniorenzeit nicht viele Fürsprecher und musste sich den Weg ins Rampenlicht wiederholt über die «nur» zweitbesten Juniorenteams seiner Altersstufe und später auch über Amateurligisten erkämpfen.
Aufwärtstendenz ersichtlich
Als Teenager nie verkannt war dagegen Klotens Verteidiger David Reinbacher, der schon als 17-Jähriger beim Aufsteiger von 2022 in der höchsten Spielklasse debütierte. Seine märchenhafte erste National-League-Saison mit dem Klub und auf persönlicher Leistungsebene krönte der Österreicher mit Schweizer Lizenz mit einem fantastischen Höhepunkt, als er im letzten NHL-Draft als Nummer 5 overall von den Montreal Canadiens gezogen wurde. Von den Canadiens wurde der heute 19-jährige Verteidiger dann im Spätsommer gegen Ende des Saisonvorbereitungscamps und nur kurz nach dem National-League-Saisonstart für ein weiteres Aufbaujahr zu Kloten zurückgeschickt.
Für Reinbacher verlief die bisherige Saison als Wellental. Auf die Rückkehr in ein verunsichertes Team inklusive Abstimmungsproblemen folgte eine Verletzungspause. Und bislang drei Trainer seit seiner Rückkehr und die sportlich heikle Lage des Klubs sorgten für unterschiedliche Gefühlslagen. Dafür erhielt der 1,89 m grosse Reinbacher stets viel Eiszeit und Verantwortung. Nach der durchzogenen ersten Saisonhälfte ist beim österreichischen Teenager in den letzten Wochen auch eine persönliche Aufwärtstendenz erkennbar. Und trotz zuletzt zweier Niederlagen von Kloten in Folge realisierte Reinbacher selbst drei Assists und verzeichnete eine Plus-1-Bilanz in den letzten drei Spielen.
Aktuell hält Reinbacher bei einem Tor und 10 Assists nach 28 Spielen. Mit 16:15 Minuten pro Partie erhält Reinbacher durchschnittlich am meisten Eiszeit des Teams – noch vor seinem «Hockey-Dad» Steve Kellenberger. Der 37-jährige Captain und Team-Senior steht durchschnittlich 15:55 Minuten pro Partie im Einsatz. Aber was sagt Reinbacher selbst zum bisherigen Saisonverlauf der Unterländer? Der «Klotener Anzeiger» konnte mit ihm sprechen:
Wurde Kloten in den letzten beiden Spielen zu schlecht belohnt?
Ich würde nicht sagen, dass wir schlecht belohnt wurden. Das Spiel lebt von Fehlern. Und wenn wir selbst ein Tor erzielt hätten, wäre ein Momentum aufgekommen. Das Spiel hätte dann kippen und wir können anders spielen können. Mit einem Tor wären wir wieder im Spiel gewesen. Dies verpassten wir. Die Chancenauswertung ist das Wichtigste im Spiel.
Ihr Trainer Stefan Mair vermisste «schmutzige Tore».
Wir sind kein Team, das alle Tore so schön wie zuletzt Fribourg-Gottéron gegen uns herauskombinieren kann. Wir sind ein Team, das eigentlich einfach und gradlinig spielt. Die Scheibe vors Tor bringen, auf die Abpraller und allgemein dorthin gehen, wo es weh tut. Dort müssen wir hin. Und dies haben wir zuletzt gegen Gottéron verpasst.
Lag es am starken Gegner oder an euch selbst?
Wir waren schon auf Augenhöhe. Doch es waren Details, die entschieden. Wir müssen nun aber nicht zurückschauen, um in den Vordergrund zu stellen, was nicht gut war. Sondern das mitnehmen für den Saisonendspurt, was wir gut machten. Die Intensität gegen Gottéron war sicher gut von uns.
Drei Trainer in der gleichen Saison haben Sie heuer erlebt ...
So ist das Business. Es lebt vom Gewinnen und nicht vom Verlieren. Für mich gilt einfach, meine Sachen richtig zu machen. Wenn du deine Sachen richtig machst, sind alle Trainer mit dir zufrieden.
Was ist Neu-Trainer Stefan Mair für ein Typ als Headcoach?
Er ist sehr fokussiert. Und er ist voll dabei im Geschehen. Er ist emotional und gibt uns den Push, was sehr gut für uns ist.
Und wie beurteilen Sie nun selbst Ihre Entwicklung in Ihrer zweiten National-League-Saison?
Ich bin etwas älter geworden. Aber eigentlich immer noch der gleiche Typ. Natürlich habe ich auch einiges Spektakel neben dem Eis erlebt. Aber das zählt auf dem Eis nicht. Ich versuche, mich zu entwickeln und dem Team zu helfen. Einfach so, wie ich es jetzt mache, mein einfaches Spiel und meine Stärken auszuspielen. Ich denke auch, dass ich letztlich auch stärker von der Verletzungspause (im zweiten Qualifikationsviertel, Anm. d. Red.) zurückgekommen bin.
Vor einigen Wochen weilte auch Montreals Spieler-Entwicklungsverantwortlicher Ihretwegen in Kloten, um Ihre Fortschritte zu analysieren. Was gab er Ihnen danach mit auf den Weg?
Es war einfach ein normaler Austausch, ins Detail möchte ich da nicht gehen. Aber natürlich wurden auch Sachen angesprochen, in welchen Bereichen ich mich weiter verbessern sollte. Das ist normal. Die Canadiens haben viel in mich investiert.
Sie werden nun für Österreich unter dem Schweizer Nationaltrainer Roger Bader (ex Kloten) ein Vierländerturnier in Frankreich bestreiten. Es ist Ihr erstes Aufgebot in dieser Saison, nachdem Sie im Vorjahr bereits A-WM-Erfahrung sammeln konnten.
Ich freue mich darauf. Diese internationalen Erfahrungen sind wertvoll für mich und helfen mir, ein noch besserer Spieler zu werden. Auch die anderen Klotener, die in der Länderspielpause im Einsatz stehen (siehe Meldung auf der Frontseite), wollen gute Länderspiele zeigen und mit Selbstvertrauen zurückkehren. Und danach werden wir für die letzten Saisonspiele nochmals voll angreifen.
«Er befindet sich auf sehr gutem Weg»
Klotens letztjähriger Trainer und heutige Berater, Jeff Tomlinson, meint zu Reinbachers Entwicklung: «Es ist normal, wenn ein so junger Spieler, der eine super Saison so gut gespielt hat und dann so hoch gedraftet wird, anschliessend einen kleiner Hänger hat nach all dem Hype. Das ist völlig normal. Aber jetzt kommt er da raus. Er spielt gut und bereits ein sehr reifes Eishockey. David befindet sich in einer schrittweisen Entwicklung und auf sehr gutem Weg, ein ganz starker Profi zu werden. Er hat körperlich sehr hart an sich gearbeitet und auch mental dazugelernt. Beispielsweise mit den Emotionen, aber auch mit positivem Druck umzugehen. Man vergisst immer wieder, dass er noch sehr jung ist. Er wird in der NHL über Jahre hinweg ein guter Spieler werden. Das ist meine Einschätzung zu Reinbacher, der für mich ein super Junge ist.» (rs.)