Dario Meyer: «Ramel nahm seine schnellen Beine hervor»

Richard Stoffel

Der EHC Kloten befindet sich zur zweiten Länderspiel-Pause und nach 29 von 52 Spielen der Regular Season im verblüffenden 5. Rang. Zuletzt gab es wie unlängst in Zug nun auch ein 0:5 in Biel, aber davor glänzte man mit einer weiteren Erfolgsserie von drei Siegen in Folge.

Das 0:5 in Biel zum Vergessen war die vierte Partie ohne eigenen Torerfolg in der laufenden Saison und die zweite in Serie in Biel nach einem 0:4 vor ein paar Wochen. In der Vorsaison war Kloten acht Mal ohne eigenen Torerfolg geblieben. Doch abgesehen von der anhaltenden Baisse in den Special Teams erinnert ansonsten nichts mehr an Klotens lamentable letzte Saison.

Nati-Debüt für Ramel in Sichtweite

Im letzten Heimspiel gegen Genève-Servette demonstrierten die Flughafenstädter abermals eine eindrucksvolle Moral. Kloten wendete einmal mehr in der laufenden Saison eine Partie im Schlussdrittel, als man gegen Genf aus einem 1:2 ein 3:2 machte. Mischa Ramel spielte sich dabei als Unterschiedsspieler in den Vordergrund.

Der mit 1,68 Meter kleinste Stürmer der National League trumpfte gross auf, erzielte den 2:2-Ausgleich selbst und bereitete das Siegtor von Dario Meyer zum 3:2 mustergültig vor. Das 21-jährige Klotener Eigengewächs hat nun schon fünf Tore und acht Assists auf dem Konto. Doch vor allem sind seine Qualitäten auf dem Eis auch einer Verbandsdelegation mit U20-Nationaltrainer Marcel Jenni sowie Nationalmannschaftsdirektor Lars Weibel aufgefallen.

«Ramel ist ein sehr guter, auffälliger und intensiver Spieler. Er macht vieles über die Intensität und verfügt über eine gute Spielübersicht.»

Lars Weibel, Nationalteam-Direktor.

Weibel erlebte Klotens Sieg gegen den Champions-League-Titelhalter hautnah mit und sagte gegenüber dem «Klotener Anzeiger» bezüglich der fortschreitenden Entwicklung des wirbligen Stürmers: «Ramel ist ein sehr guter, auffälliger und intensiver Spieler. Er macht vieles über die Intensität und verfügt über eine gute Spielübersicht. Er entwickelt sich definitiv zu einem Prospect, also einem aussichtsreichen Spieler.» Weibel wollte zwar dem Coaching Staff um Nationaltrainer Patrick Fischer nicht vorgreifen, gestand aber gleichzeitig ein, dass der frühere Junioren-Internationale Ramel sicher ein Spieler sei, «den wir aufgrund seiner starken Saison zur Kenntnis nehmen».

Ojamäki mit mehr Selbstvertrauen

Ramel war schon letzte Saison einer der Lichtblicke in Klotens seinerzeit enttäuschendem Ensemble gewesen, auch wenn er verletzungsbedingt einen Grossteil der zweiten Qualifikationshälfte verpasste. Dagegen kam Niko Ojamäki (29) in der letzten Saison kaum auf Touren. Nun ist Ojamäki als aktuell zweitbester Team-Skorer (9 Tore/13 Assists) aufgeblüht. An der Seite des wiedererstarkten finnischen Landsmannes Miro Aaltonen und nach dem Einbau des Kanadiers Daniel Audette ist auch das einstige KHL-Sturmtrio von Podolsk (Saison 2020/2021) als Klotens Top-Linie wieder vereint – ein wichtiger Grund für Ojamäkis Aufschwung. «Wir kennen uns aus der Vergangenheit. Das erhöht natürlich das Spielverständnis. Jeder weiss ungefähr, wie sich der andere verhält.» Ojamäki hat sich in allen Belangen gegenüber der Vorsaison steigern können, findet er selbst.

«Mir gefällt es hier, ja ich liebe es hier sogar. Und zu bleiben, ist auf jeden Fall eine Option.»

Niko Ojamäki, Stürmer

Auf «zurückgefundenes Selbstvertrauen» führt Ojamäki gegenüber dem «Klotener Anzeiger» seine persönliche Steigerung zurück. Und damit ist auch geklärt, dass selbst ein hochdekorierter Stürmer wie der Finne (u. a. Weltmeister, Olympiasieger, Champions-League-Gewinner, finnischer Meister) dieses immer wieder neu aufbauen muss und ein noch so ruhmreiches Palmarès keine Gewähr dafür bietet, den Glauben an die eigenen Fähigkeiten nicht zu verlieren. Das Selbstvertrauen muss sich selbst ein so arrivierter Crack wie Ojamäki permanent neu erarbeiten.

Die Verstärkung der finnischen Kloten-Connection auf diese Saison hin durch Trainer Lauri Marjamäki und Offensiv-Verteidiger Sami Niku will er nicht überbewerten: «Aber das Spielsystem unter Lauri ist nun ähnlich, wie ich es vom finnischen Nationalteam her kenne.» Und darin vertraue er auch, «denn man braucht auch nicht mehr so viel nachzudenken».

«Zu bleiben ist eine Option»

In der Vorsaison hätte mit den wiederholten Trainerwechseln ein wenig Chaos in Kloten geherrscht. «Uns war nicht immer klar, wie wir spielen sollten.» Es sei für alle in Kloten eine harte Saison gewesen und das Selbstvertrauen sei damals bei manchen Spielern ein wenig verloren gegangen. Nun sei das Zutrauen in das eigene Leistungsvermögen hoch. «Der Trainer vertraut uns. Er zeichnet die grossen Linien und wichtigen Leitplanken vor. Was wir dann aber daraus machen, liegt einzig an uns selbst.»

«Das Spielsystem unter Lauri ist nun ähnlich, wie ich es vom finnischen Nationalteam her kenne.»

Niko Ojamäki, Stürmer

Ojamäkis Zweijahresvertrag läuft am Saisonende aus. Ob er wie sein Landsmann und Team-Topskorer Miro Aaltonen ab der kommenden Saison anderswo die Zelte aufschlagen wird, ist noch offen. Er sagt gegenüber dem «Klotener Anzeiger»: «Mein Agent wird sich darum kümmern. Ich selbst will mich aufs Hockeyspielen konzentrieren. Aber mir gefällt es hier, ja ich liebe es hier sogar. Und zu bleiben, ist auf jeden Fall eine Option.» 

Aus Niederlage Lehren gezogen

Dass Kloten nun zwei der bislang drei Saisonduelle gegen den aktuellen Champions-League-Titelhalter Genf zu seinen Gunsten entscheiden konnte, war auch auf einen Lernprozess vom ersten Spiel zurückzuführen, als man daheim mit 1:5 den Kürzeren zog und dabei alle Gegentore in Unterzahl kassierte. Im letzten Duell am Freitag liess man keine einzige Strafe zu.

Dario Meyer erzielte in der 58. Minute mit seinem vierten Saisontor den Gamewinner. Die Entstehung schildert der Führungsspieler der Zürcher Unterländer dem «Klotener Anzeiger»: «Ich war auf der Seite draussen frei und anspielbar. Doch Mischa nahm dann seine schnellen Beine hervor und gab mir den Puck noch nicht. Danach läuft er in die Zone und dann entsteht eine 3:2-Situation für uns, da Nolan Diem die Passlinie aufknackte. Dann legte mir Ramel die Scheibe schön rüber und ich schloss mit geschlossenen Augen ab und hoffte einfach.»

«Dann legte mir Ramel die Scheibe schön rüber und ich schloss mit geschlossenen Augen ab und hoffte einfach.»

Dario Meyer, Stürmer

Dass Genf vor dem Auftritt in Kloten am Dienstag im Champions-League-Viertelfinalhinspiel gegen Bremerhaven und am Tag vor dem Auftritt in Kloten noch in der Meisterschaft gegen Davos engagiert war, bezog Kloten in die Taktik mit einem kalkulierten Steigerungslauf mit ein. «Wir wussten um unsere Qualitäten und dass wir mit unserem Speed die Genfer gut bearbeiten können. Von dem her war das schon ein Thema», bestätigte Meyer. Ab dem zweiten Drittel seien sie denn auch enorm dominant gewesen.

In der zweiten Pause sei man auch überzeugt gewesen, dass es schon gut kommen wird, wenn man so weiterspiele. Und so kam es dann auch. «Die Energie bleibt, egal, was passiert. Wenn du merkst, dass du nah dran bist, bleibt sie auch hoch. Und wir hatten einige gute Chancen. Und da wussten wir, dass es nur eine Frage der Zeit sein, und dann macht man weiter.» Sicher sei in dieser Saison auch mal Glück dabei gewesen, dass es noch innerhalb der 60 Minuten klappte mit dem Aufholen oder nach einem Rückstand noch zu gewinnen.»

«Es wäre schon schön, wenn wir in den special teams die Arbeit in den Trainings auch mal im Spiel umsetzen könnten.»

Dario Meyer, Stürmer

Assistenztrainer Kimmo Rintanen hatte unlängst gegenüber dem TV-Sender MySports gesagt, dass Headcoach Lauri Marjamäki immer ein Tages-Trainingsziel herausgibt. Meyer sagt dazu: «Das ist zumeist auf die letzten Spiele bezogen, etwas, was es noch zu verbessern gibt. Beispielsweise, dass wir noch mehr Zweikämpfe in der Offensive gewinnen und uns noch mehr Scheibenbesitz erkämpfen.» Es seien kleine Sachen, aber es sei sicher gut, dies immer im Auge zu behalten.

«Viel Schlittschuh laufen, um nicht nachfahren zu müssen, clever sein im Zweikampfverhalten wie beispielsweise nicht zu spät zu sein» – dies sei auch der Schlüssel, um wie gegen Genf keine Strafen zu nehmen. Meyers Wunsch zur Verbesserung: «Es wäre schon schön, wenn wir in den Special Teams die Arbeit in den Trainings auch mal im Spiel umsetzen könnten.»

«Ganze Liga voll dabei – wir auch»

Bei fünf gegen fünf wüssten sie, dass sie gut oder gar vielfach das bessere Team seien. Das gebe sicher auch Selbstvertrauen. Wie lange bleibt Kloten noch auf dem direkten Playoff-Platz? «Wir nehmen Spiel für Spiel. Es ist knüppelhart, die ganze Liga ist voll dabei, aber wir auch. Das wissen wir und das spornt uns auch an.»

Nach dem Länderspiel-Break wird Kloten bis zur Weihnachtspause noch vier Spiele bestreiten, drei davon vor eigenem Publikum. Den Auftakt macht am nächsten Mittwoch das Heimspiel gegen Lugano.

 

in Kürze

Kloten-Zugänge im Aufgebot für die Nati

Im vorläufigen Schweizer Aufgebot für die U20-WM in Ottawa von 26. Dezember bis 6. Januar befinden sich unter anderem neben dem aktuellen Klotener Rafi Meier auch dessen Zwillingsbruder Simon Meier (ebenfalls Stürmer) sowie Goalie Ewan Huet. Die derzeit in Übersee tätigen Simon Meier und Huet stehen ab der nächsten Saison bei Kloten unter Vertrag. (sto.)

 

EHC-Kloten-Tickets zu gewinnen

Der «Klotener Anzeiger» und der «Stadt-Anzeiger» verlosen 2× 2 Sitzplatztickets der ersten Kate­gorie für die Heimspiele. Diesmal werden Tickets für das Spiel am Mittwoch, 18. Dezember, gegen Lugano verlost. Wer gewinnen möchte, sendet ein E‑Mail mit Betreffzeile «Lugano» und Postadresse an:

redaktion(at)kloteneranzeiger.ch

Wenn möglich werden die Gewinner bis spätestens zwei Tage vor dem Match informiert. Wer bis dahin keine Gewinnnachricht erhalten hat, darf es gerne wieder versuchen.

Es wird keine Korrespondenz geführt.

 

 

 

 

 

 

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