Bei den Bezirksbehörden werden alle drei Bisherigen wieder antreten
Weitere Kandidaten haben bis Anfang Oktober Zeit, ihren Wahlvorschlag einzureichen. Kommt es zu keiner Kampfwahl, wird die Bezirksbehörde im Frühling in stiller Wahl gewählt.
Nächsten Frühling werden die Bezirksbehörden neu gewählt. Im Vordergrund stehen dabei die Wahl der Statthalterin und der beiden Mitglieder des Bezirksrates. Weit weniger bedeutend und daher meist unbestritten sind dagegen die Wahlen der zwei Ersatzmitglieder des Bezirksrates und der fünf Staatsanwälte.
Vom Bezirksrat in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird vor allem deren Präsidentin. Das ist seit 2017 Karin Müller (SVP), die von Gesetzes wegen in Personalunion gleichzeitig auch Statthalterin ist. Und sie wird für eine weitere Amtsdauer kandidieren. «Die Arbeit bereitet mir grosse Freude», beginnt die Bassersdorferin und fügt an: «Auch weil wir ein sehr gutes Team sind.» Als Bezirksratspräsidentin ist sie zusammen mit ihren beiden Kollegen für die Aufsicht über die Gemeinden und Behörden im Bezirk Bülach zuständig. Eine nicht immer leichte Aufgabe, so Müller, denn es gelte dabei nicht nur die Geschäfte und Rechnungen zu kontrollieren, sondern immer mal wieder müssten auch Konflikte innerhalb einer Behörde gelöst werden. «Das ist herausfordernd, aber wir sitzen alle im gleichen Boot», so die ehemalige Kauffrau und Landwirtin. Aus diesem Grund suche sie immer nach möglichst einvernehmlichen Lösungen.
Während die Zahl der Konflikte in den Behörden in den letzten sieben Jahren ihrer Amtstätigkeit unverändert geblieben sei, hätten die Rücktritte deutlich zugenommen. Die Gründe dafür sieht sie vor allem in der gesellschaftlichen Veränderung. «Die Leute wechseln häufiger als früher den Arbeitsplatz und ziehen auch häufiger um.» Dennoch würden aber selbst in Kleinstgemeinden, wie es beispielsweise Oberembrach sei, immer genügend Kandidatinnen und Kandidaten für die frei gewordenen Ämter gefunden. Sie schreibt dieser Umstand dem Milizsystem zu, das einzigartig sei. Müller: «Die Leute können aktiv mitgestalten und wollen das auch.»
5000 Strafbefehle mehr
Als Statthalterin ist Karin Müller ebenso für den Vollzug des Übertretungsstrafrechts zuständig, wie etwa für Delikte im Strassenverkehr (Unfälle, hohe Geschwindigkeitsübertretungen etc.), Verstösse gegen das Abfallgesetz, das Hunde- und das Tierschutzgesetz, Tätlichkeiten und viele mehr. Hier habe die Belastung in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. «Erstmals überschreiten wir dieses Jahr die Zahl von 20 000 Strafbefehlen.» Letztes Jahr seien es noch rund 15 000 gewesen. Um die Flut besser zu bewältigen, setzt man bei den Statthalterämtern vermehrte auf Automatisierungen. Es gelte beispielsweise die Schnittstellen zwischen dem Polizeisystem und jenem der Bezirksbehörden zu digitalisieren. «Heute müssen wir die elektronisch angelieferten Polizeirapporte zuerst von einem System ins andere kopieren», so Müller weiter. Strafanzeigen der Transportunternehmen infolge Fahrens ohne gültigen Fahrausweis gelangten sogar noch in Papierform zum Statthalteramt. «Wir sind leider noch sehr analog unterwegs», sagt Müller und fügt an: «Wir sind mit Hochdruck in die digitale Welt unterwegs und wollen diesen Rückstand mit einem eingesetzten IT-Verantwortlichen in den nächsten Jahren ändern.»
KESB-Fälle herausfordernd
Auch Robert Wermelinger (GLP) spricht von einer vielseitigen Arbeit, die ihm grosse Freude bereite. Der frühere Glattfelder Gemeinderat wurde 2019 in den Bezirksrat gewählt. Damals sei er gefragt worden, ob er bereit wäre, für zwei volle Amtsperioden anzutreten. «Ich habe damals mit Ja geantwortet und löse mit meiner weiteren Kandidatur somit mein Versprechen ein», so Wermelinger. Als Aufsichtsbehörde von Politischen Gemeinden, Schulgemeinden, Zweckverbänden und IKA seien die Verantwortlichkeiten gänzlich verschieden. «Auch herausfordernd, speziell die sich häufenden KESB-Fälle, die keinen Verzug dulden», so Wermelinger, der die Zusammenarbeit im Bezirksrat, mit den Juristen und den Kanzleiangestellten als «äusserst konstruktiv» bezeichnet. «Ich glaube sagen zu dürfen, dass wir unsere Aufgaben vorbildlich erfüllen. Das motiviert mich auch für eine weitere Amtsperiode.»
Nur eine Amtsperiode ist zu kurz
Auch Edgar Urech (EVP) hebt auf Anfrage die gute Zusammenarbeit innerhalb der Behörde hervor. Der Nürensdorfer trat 2022 in ganz grosse Fussstapfen, nämlich in die von Ruedi Lais (SP), der im Amt verstorben war. Er fühle sich wohl hier, sagt der Leiter Depotbankkontrolle bei einem grösseren Geldhaus. «Ich bin in einem Amt, wo ich meine Fähigkeiten gut einbringen kann», sagt er und fügt als Beispiel die Lex-Koller-Geschäfte an. «Nur» eine Amtsperiode sei aber zu kurz. Es sei wichtig, die Anliegen der Städte und Gemeinden verstehen zu lernen und auch die Ansprechpersonen persönlich kennenzulernen, was erst über eine längere Zeit möglich sei.
Wahlvorschläge können noch bis am 2. Oktober eingereicht werden. Bleibt es bei den bisherigen, werden die Bezirksbehörden in stiller Wahl gewählt, ansonsten kommt es am 9. Februar zum ersten Wahlgang.