Aus der Zeit gefallen
«Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen», heisst es ein wenig altbacken. Das kam so: Ich gelte allgemein eher als altklug und weiss es meist besser. Doch letzthin fiel ich ziemlich «auf die Schnauze».
Alles fing an, als ich für mich ein Billett Neuenhof–Zürich HB löste und für mein Velo auch. Kosten: je 7 Franken. Ich war auf einem Velotüürli über den Heitersberg und wollte mir die Heimreise verkürzen. Als eine Billett-Kontrolleurin auftauchte, bekam ich wie immer einen kurzen Schreck. Aber eigentlich wusste ich ja: Ich hatte ein gültiges Billett gelöst. Also alles klein Problem. Doch zu früh gefreut. «Sie haben kein gültiges Billett für das Velo», fuhr mich die Dame nicht eben freundlich an. Das mache 75 Franken Busse. Ich wusste nicht, wie mir war, und ich insistierte. «Das habe ich schon immer so gemacht und das ist schon immer korrekt gewesen.» Die alte Platte älterer Leute eben.
«Ich setzte meinen Hundeblick auf und versuchte zu erklären …»
Da sagte die Dame ohne jedes Mitgefühl, das mit den beiden gleichen Billetten gehe nur am Automaten. Bei der SBB-App müsse man ein Billett für sich lösen und eins fürs Velo. Sonst könne ich später ein Ticket zurückverlangen. Stichwort «Doppelt gelöst». Da schaute ich die App mal genauer an. Tatsächlich: Irgendwo hatte es ein Feld, wo man «Velo» anklicken konnte, ja offensichtlich musste. Ich setzte meinen Hundeblick auf und versuchte zu erklären, dass ich das letzte mal vor 40 Jahren in die Mühlen der Justiz geraten sei (eine Töffligeschichte), seither einen sauberen Leumund habe, durch mein Missgeschick die SBB keinen materiellen Schaden bekommen habe, denn die 7 Franken hätte ich ja bezahlt. Und ich sei ein treuer Kunde seit Kindsbeinen. Doch alles nützte nichts: «Nein», hiess es unerbittlich. Falsch sei falsch. Mit einigem Murren resignierte ich. «Dann bezahle ich halt. Online. Sofort. Dann ist das aus der Welt», sagte ich. «Nein», hiess es daraufhin. «Sie bekommen eine Rechnung.» Da wurde ich, ja, ich geb es zu, ein wenig lauter. «Zuerst keine Kulanz und dann eine Papierrechnung wie im Dampflokomotiven-Zeitalter. Ihre Arbeitsauffassung ist doch nur peinlich!», rief ich aus und ging. Nun wieder auf normaler Betriebstemperatur muss ich eingestehen, dass ich zumindest beim Velotransport aus der Zeit gefallen bin. «Debededehakape – doof bleibt doof, da helfen keine Pillen», wie schon Didi Hallervorden sang.