Auf dem Heimweg: Staatspräsident Milei lässt sich im Schluefweg feiern

Damjan Bardak

Vergangene Woche war der argentinische Präsident Javier Milei am World Economic Forum (WEF) in Davos. Bevor er die Schweiz verliess, erhielt er im Stadtsaal in Kloten noch einen Preis. Um die 600 Personen nahmen an der ausverkauften Veranstaltung teil und feierten den Anarchokapitalisten.

Machte man sich am Freitag zwischen 15 und 16 Uhr mit dem öffentlichen Verkehr nach Kloten auf, so stiess man auf überfüllte Züge mit auffallend vielen schick gekleideten Menschen. Sie alle stiegen am Bahnhof Kloten aus und begaben sich in Richtung Schluefweg. «Laufen wir einfach der Masse nach», hörte man einige sagen, die wohl den Eishockey-Pilgerweg noch nicht kennen. Statt Eishockey war es diesmal die Übergabe des Röpke-Preises an Javier Milei, die so viele Menschen in das Quartier um die Swiss Arena brachte. Für zwischen 99 und 249 Franken konnte man dort im Konferenzzentrum dem argentinischen Präsidenten zuhören, wie er auf Spanisch über seine politischen Visionen und die Erfolge seines ersten Amtsjahres sprach, nachdem er vom Liberalen Institut den Röpke-Preis für Zivilgesellschaft erhalten hatte.

Kloten als Austragungsort

Der Gastronom und Präsident von Aufrecht Schweiz, Remko Leimbach, organisierte das Catering für die vielen Gäste im Stadtsaal. Da er eine gutes Verhältnis zu Olivier Kessler, dem Direktor des Liberalen Instituts, pflegt, konnte er das Institut davon überzeugen, dass der Stadtsaal Kloten der richtige Austragungsort für solch einen Event war. Neben dem Saal standen auch verschiedene Grandhotels für den Empfang des Präsidenten zur Auswahl. «Ich engagiere mich viel für Themen wie Liberalismus, weswegen es mir viel bedeutete, als feststand, dass Kloten der Ort für die Preisverleihung sein würde», sagte Leimbach. Sein Team und er hätten sich denn auch viel Mühe gegeben, trotz der rund 600 Gäste ein kulinarisches Spektakel zu bieten. Milei hätten sie auch davon aufgetischt. Ob er es gegessen habe, wisse er nicht.

Massives Polizeiaufgebot

Schon am Sonntag vor der Veranstaltung überprüften Delegationen der Kantonspolizei Zürich, des Fedpol und jene des argentinischen Präsidenten das ganze Areal. Auch am Freitag spürte man die Anspannung. Wenige Meter vom Bahnhof Kloten entfernt waren bereits die ersten Polizisten positioniert, welche die Veranstaltung rund um den argentinischen Präsidenten schützten. Mit Spürhunden und Wasserwerfern standen ein Grossaufgebot bereit, um potenzielle Eskalationen zu unterbinden.

Beim Eingang des Stadtsaales standen weitere Einsatzkräfte, vor denen sich die Gäste der Preisverleihung auf­zureihen hatten. Aufgrund der gründlichen Kon­trollen bildete sich eine lange Warteschlange. Beim Eingang mussten die Besucher nebst dem Ticket auch einen Reisepass oder eine ID vorweisen, bevor sie das Konferenzzentrum betreten konnten. Als ob der Polizeiaufwand nicht schon genug gewesen wäre, empfing der EHC Kloten am Abend noch den HC Ajoie, was um die 5000 weitere Personen zum Schluefweg treiben würde. Gegenüber dem «Zürcher Unterländer» erklärte die Stadt Kloten allerdings, dass dies kein Problem sein würde und sie selbst für einen Besuch von Donald Trump bereit gewesen wären.

Der Mann mit der Kettensäge

Vor seiner Präsidentschaft galt Javier Milei noch als politischer Aussenseiter. Nun ist er seit einem Jahr Präsident des kriselnden Argentiniens und sorgt weltweit für Schlagzeilen. Seine Politik orientiert sich an einem System, das unabhängig vom Staat funktioniert und stattdessen von Unternehmen abhängt. Den Staat hat Milei in Argentinien bereits eingeschränkt, indem er Ausgaben kürzte und Arbeitsstellen strich. Jenen Staatsabbau propagierte er einst symbolisch, als er während seines Wahlkampfs mit einer Kettensäge zu sehen war. Er erhielt den Spitznamen «der Mann mit der Kettensäge».

Seine politischen Ansätze sind weltweit umstritten, weswegen es in Zürich, neben der feierlichen Zeremonie in Kloten, zu einer Demonstration der Jungsozialisten gegen den Präsidenten kam. Die Juso werfen Milei faschistische Tendenzen und die Ausbeutung der Ärmsten vor, was sie im Zürcher Kreis 4 lautstark demonstrierten. Wenige Tage vor der Preisverleihung kam es in Zürich, aufgrund der Einladung Mileis, noch zu einem Farbanschlag auf das Liberale Institut in Zürich. Bei der Veranstaltung in Kloten gab es aber keinen Widerstand oder Gegenstimmen.

Prominenz strömt in den Stadtsaal

Es waren vor allem Sympathisanten Mileis ultraliberaler Politik, die an der Preisverleihung zu Gast waren. Sie würden Mileis Vorstellung des Staates teilen, so ein Besucher. Auch prominente Namen wie der ehemalige Bundesrat Ueli Maurer oder Kanzler-Kandidatin Alice Weidel von der AfD wurden an der Preisverleihung gesehen. Auch sie feierten den Abend mit dem argentinischen Präsidenten und zeigten mit ihrem Besuch ihre Unterstützung gegenüber seinen Ideen.

Mileis Auftritt endete dann mit seinen vom Wahlkampf her bestens bekannten Worten «Viva la libertad, carajo», was so viel wie «Lang lebe die Freiheit!» bedeutet. Anschliessend genossen die Besucher einen Apéro mit argentinischen Spezialitäten und durften mit dem Staatspräsidenten Selfies machen. «Also mein Selfie hab ich», sagte Remko Leimbach lachend. Um 18 Uhr begab sich der Präsident zum Flughafen und verliess die Schweiz.

Gwunderbrunnen

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