Zu Besuch bei einer Weltmeisterin

Pascal Turin

Valeria Riniti hat an der OMC Hairworld in Paris wieder Gold abgeräumt. Und dieses Mal sogar zweimal. Die Coiffeuse aus Opfikon arbeitet mit ihrem Vater Raffaele Riniti im Elle & Lui-Salon in Oerlikon. Dieser durfte sich ebenfalls über eine ganz besondere Auszeichnung freuen.

Im Hintergrund läuft der Sender Radio Kiss Kiss. Eine Moderatorin redet in schnellem Italienisch, doch was sie sagt, geht im Lärm des Haarföhns unter. Jemand ruft «Ciao», öffnet die Tür und hebt winkend die Hand. Im Salon Coiffeur ­Elle & Lui in Oerlikon, der gerade umgebaut wird, kümmert sich Valeria Riniti um eine Kundin, die sich als Claire vorstellt. Sie ist zum ersten Mal hier, weil ihr der Coiffeursalon wärmstens von einer Freundin empfohlen worden ist. Am Ende wird sie sehr zufrieden sein.

Kein Wunder, denn hier arbeitet eine mehrfache Weltmeisterin im Hairstyling. Valeria Riniti räumte erst kürzlich an der Organisation Mondiale Coiffure (OMC) Hairworld in Paris zweimal Gold ab. Einmal in der Kategorie Ladies Open Wave, also offene Wellenfrisur, und in der Team-Kategorie Ladies Fashion Cup mit dem fünfköpfigen Schweizer Nationalteam, das vom Glattbrugger Coiffeur Enzo Di Giorgio trainiert wird.

Ohne viel Training geht es nicht

«Ich bin ehrgeizig und möchte immer etwas Neues lernen», sagt sie lächelnd. Schon 2024 hatte die heute 26-Jährige im Team die Goldmedaille in der Kategorie «Ladies Fashion Cup» geholt. Doch Ehrgeiz allein reicht nicht aus. Es braucht gute Vorbereitung, um zu den Besten zu gehören. «Je näher die Weltmeisterschaften rücken, desto häufiger wird im Team trainiert. Am Schluss jedes Wochenende», erzählt Riniti. Ausserdem übte sie zusätzlich fast täglich allein vor und nach der Arbeit. Das ist nötig, denn an der WM hat man nur 35 Minuten Zeit für eine Frisur. Frisiert werden allerdings keine Menschen, sondern langhaarige Übungsköpfe, die auf einem Ständer stehen. Die Frisur wird dann von verschiedenen Jurorinnen und Juroren beurteilt. «Ich war sehr nervös, aber ich wusste, dass ich es kann», erinnert sie sich. Die Opfikerin hat schon die Lehre im Salon ihres Vaters Raffaele Riniti (53) gemacht. «Er ist mein Vorbild und war eine grosse Unterstützung», erzählt sie.

Man weiss nicht, ob Raffaele Riniti ihre netten Worte gehört hat. Er ist gerade mit einer älteren Kundin beschäftigt und zeigt ihr die fertige Frisur in einem Handspiegel. Auch er hat schon einige Erfolge vorzuweisen.  2022 gelang es ihm, Bronze zu gewinnen und ein Jahr darauf Silber. «Dafür arbeitete er 41 Tage ohne Pausentag und stand immer um 4 Uhr morgens auf», schrieb damals der «Stadt-Anzeiger».  Nun hat ihn seine Tochter sogar noch überflügelt, doch darauf ist Raffaele Riniti sichtlich stolz. Und er darf sich sowieso über eine ganz besondere Auszeichnung freuen: Der Opfiker, der über 30 Jahre im Geschäft ist, erhielt den OMC Outstanding Member Award 2025 mit Goldmedaille für besondere Leistungen und Engagement.

Beiden ist es wichtig, sich bei Nationaltrainer Enzo Di Giorgio sowie Damien Ojetti, Präsident des Branchenverbands Coiffure Suisse, zu bedanken. «Ohne sie wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen», betonen Valeria und Raffaele Riniti.

Sie liebt die Kreativität

Valeria Riniti hat sich einer langjährigen Kundin angenommen. Sie stellt sich als Selina Sophia vor und ist ursprünglich durch ihre Mutter hierhergekommen – und geblieben. Selina Sophia hat gerade eine Keratinbehandlung hinter sich. Damit werden die Haare geglättet und sie glänzen danach richtig schön. Zudem liess sie sich ihre Haare färben. Jetzt kommt das Föhnen und der Feinschliff. Auch sie ist glücklich: «Es sieht so toll aus», schwärmt die junge Kundin.

Ein Lob, das man gern hört. Valeria Riniti liebt an ihrem Job den Kundenkontakt und die Kreativität. Dass der Beruf körperlich anstrengend ist, stört die Opfikerin nicht. Trotzdem will sie es nun ruhiger angehen lassen. «2026 mache ich eine Pause und nehme nicht an der WM teil», sagt sie. Der Wettbewerb und das Training würden zwar Spass machen, seien aber sehr anstrengend.

Als Selina Sophia gezahlt hat, betritt ein junger Mann den Familienbetrieb. Der nächste Kunde von Valeria Riniti. Radio Kiss Kiss dudelt weiter vor sich hin.