«Wichtig ist es, Wertschätzung zu vermitteln»

Roger Suter

Im Tertianum wohnen pflege­bedürftige Menschen genauso wie selbstständige. Von diesem Miteinander profitieren alle.

Zum 10. Geburtstag des Tertianums hat der «Stadt-Anzeiger» mit Geschäftsführer Matthias Lux gesprochen. Er ist seit drei Jahren im Bubenholz tätig, anfänglich als Leiter Pflege und Betreuung, seit zwei Jahren als Geschäftsführer. Schon 1990 begann der gebürtige Deutsche aus Duisburg in der Schweiz zu arbeiten, in der Akutpflege des Kantonsspitals Baden. Später hatte er verschiedene Führungsfunktionen innerhalb der Pflege inne, so etwa bei den Zürcher Pflegezentren.

Und warum der Wechsel von der Pflege ins Management? «Die Vielseitigkeit in dieser Funktion macht mir Spass», erklärt der 60‑Jährige seine Motivation. «Es ist ähnlich wie bei einer Fussballmannschaft: Damit das Team gut spielen kann, braucht es die richtigen Leute auf den richtigen Positionen.»

Zu Beginn seiner Tätigkeit in Opfikon hatte das Tertianum mit Personalproblemen zu kämpfen; zwar sei man noch immer auf der Suche nach diplomiertem Pflegepersonal, doch sei das Kader inzwischen vollständig und stabil. Ein Rezept dafür sei, dass man den Mitarbeitenden Wertschätzung vermittle, als Vorbild mit Leidenschaft bei der Sache sei und auch mal selber anpacke, wenn Not am Mann sei: «Ich hab auch schon mal Müll rausgetragen, Kaffee auf die Terrasse oder jemanden von der Pflege in die Aktivierungstherapie gebracht», erzählt der gelernte Pfleger Matthias Lux. «Ich brauche diesen Kontakt mit unseren Gästen nach wie vor.»

Der Personalmangel sei nach wie vor eine grosse Herausforderung – gerade in Zürich, wo es viele Gesundheitsinstitutionen gibt. Dass Fachfrau und -mann für Gesundheit zurzeit ein beliebter Berufswunsch ist, mildert das Problem nur zum Teil: «Viele verlassen den Pflegeberuf auch wieder.» Das Tertianum Bubenholz bildet selber Fachkräfte aus, sowohl im Gastro- als auch im Pflegebereich und bis letztes Jahr im technischen Dienst. «Und die Leute, die wir ausbilden, möchten wir natürlich gerne behalten.»

Ein offenes Haus für viele

Die Tertianum-Gruppe führt Häuser in der ganzen Schweiz. Was unterscheidet das Bubenholz vom Rest? «Jedes der Häuser hat einen eigenen Charakter, eine eigene Kultur, seinen Spirit», sagt Matthias Lux. «Hier ist es sehr grosszügig und hell, wir haben viele Veranstaltungen – zum Vatertag war eine Musikkapelle da, und es kamen viele Gäste zum Brunch.» Auch Vereine oder Seminare – intern wie extern – würde man beherbergen, und jeden ­Monat gibt es einen Vortrag, von Gesundheitsthemen über Polizei und Feuerwehr bis zur Rega. «Dann ist der Mehrzweckraum jeweils voll», weiss Matthias Lux. Das Hauptaugenmerk liege aber auf der Pflege und der Zufriedenheit der Gäste.

Das Konzept mit dem Miteinander von (Pflege-)Gästen und «gewöhnlichen» Mietern von Alterswohnungen funktioniere sehr gut. So erfolge ein allenfalls nötiger Wechsel vom selbstständigen Wohnen, allenfalls mit Spitexhilfe, in die Pflege ziemlich nahtlos. Immer bedeutender werde die Akut- und Übergangspflege: «Dort machen wir die Leute fit, damit sie nach einem Spitalaufenthalt wieder nach Hause können.» Auch für die Stadt Opfikon hält das Tertianum Pflegeplätze bereit, falls das städtische Alterszentrum Gibeleich mal niemanden mehr aufnehmen kann. Matthias Lux schätzt den Anteil der Opfikerinnen und Opfiker in seinem Haus auf über 50 Prozent. Und er kann sich vorstellen, während der Erweiterungsarbeiten im «Gibi» Gäste von dort aufzunehmen.

Keine «Endstation»

Die Aktivierung, wo unter anderem gesungen und gemalt wird, steht allen Bewohnern offen. «Sie ist wichtig, um Langeweile zu vermeiden», so Matthias Lux. «So bleiben die Menschen auch geistig aktiv.» Auch das öffentliche Restaurant leistet seinen Beitrag zur Belebung und Vernetzung, ebenso Kontakte zu den Behörden, dem Sozialdienst und zu den Kirchen, die regelmässig Gottesdienste hier feiern. «Und wir machen am Chlausmärt mit», kündigt Matthias Lux an.

Die Auswirkungen dieses Engagements über die reine Pflege hinaus sind sichtbar: «Die Auslastung ist höher, und wir erhalten gute Rückmeldungen und auch positive Rezensionen auf Google», freut sich Matthias Lux. Allerdings müsse man flexibel sein, um auch bei kurzfris­tigen Übertritten aus Spitälern den Pflegebedarf decken zu können. «Da helfen dann alle mit.»

Für das grosse Jubiläumsfest am 13. Juli waren vorgängig einige Projektgruppensitzungen nötig, wobei Matthias Lux all die Vorarbeiten von Aktivierung, Gastronomie, Pflege und technischem Dienst koordiniert. Ausserdem werde er natürlich den zuständigen Opfiker Stadtrat Jörg Mäder begrüssen sowie Daniela de la Cruz, die Chief Operating Officer (COO) der Tertianum-Gruppe, und Regionenleiter Hans Bühlmann. Und er wird diejenigen, die seit 10 Jahren hier wohnen (siehe Artikel oben), mit einem Geschenk beglücken. «Mit ihnen zusammen wollen wir Geburtstag feiern und einen schönen Tag haben.» 

Das Geburtstagsprogramm

Samstag, 13. Juli, 11 bis 17.30 Uhr. 11.00 Eröffnung mit Ansprache, 11.30 Musik des Opfiker Duos Jan & Susi und der Lazy River Jazzmen sowie Workshop «Malen», 12.00, 14.00 und 16.00 Hausführungen, 12.30 Workshop «Lotto», 13.30 Workshop «Gedächtnistraining», 14.30 Workshop «Physio-Tipps», 15.30 Lazy River Jazzmen und Workshop «Lieder von damals». Dazu Leckereien, Getränke und Marktstände.